Das letzte Wort ist gesprochen
Was im Juli 2008 mit Rang drei bei der Tour de France begonnen hatte, ist im Juni mit der letzten Entscheidung zu Ende gegangen. Bernhard Kohl wurde von der Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA) für weitere vier Jahre bis 6. Juli 2014 gesperrt.
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Eine aufgrund der zahlreichen Dopingverstöße legitime lebenslange Verbannung verhinderte nur die in WADA- und UCI-Statuten verankerte Kronzeugenregelung, die eine Reduzierung der Strafe vorsieht, sofern sich der Beschuldigte als kooperativ und in der Aufklärung weiterer Dopingfälle behilflich erweist. Damit wurde das wohl unrühmlichste Kapitel der österreichischen Radsportgeschichte beendet. Das Strafverfahren nach dem neuen Anti-Doping- und Arzneimittelgesetz gegen Kohl war von der Wiener Staatsanwaltschaft schon zuvor eingestellt worden.
„Unbeschwert“ ins neue Leben
Dazwischen lagen mehrere Dopinggeständnisse, Widerrufe, Ermittlungen der Sonderkommission (SoKo) Doping, Vernaderungen und öffentlich gewaschene Schmutzwäsche. Die eine oder andere privatrechtliche Klage (z. B von Ex-Teamarzt Mark Schmidt) abgesehen, ist Kohl nun verfahrensfrei. Gegenüber ORF.at zeigte sich Kohl damals erleichtert. „Ich bin heilfroh, dass die Sache abgeschlossen ist und ich mich jetzt unbeschwert auf mein neues Leben konzentrieren kann“, sagte der 28-Jährige, der sich als Fahrradfachhändler am Rande Wiens eine berufliche Existenz schaffte.
„Zeichen und Motivation“
Eine Rückkehr in den aktiven Profisport schließt Kohl aus. Ergo ist ihm die Ausweitung seiner Sperre egal. „Mein Abschied war unwiderruflich, die Dauer der nun ausgesprochenen Strafe spielt für mich damit keine große Rolle“, sagte der frühere Bergkönig der Tour de France. Jedoch ist er glücklich darüber, durch seine „kooperative Zusammenarbeit mit der NADA von einer lebenslangen Sperre verschont“ geblieben zu sein. Ist es auch nur aus optischen Gründen oder weil es „mit Sicherheit ein Zeichen und Motivation für Sportler ist, in Zukunft die Wahrheit zu sagen und nicht zu schweigen“.
Für NADA-Geschäftsführer Andreas Schwab ist die Sache klar, er unterstreicht Kohls Ansinnen. „Die NADA Austria mit ihrer Rechtskommission wird weiterhin einen korrekten und konsequenten Weg im Kampf gegen Doping in Österreich bestreiten“, gab Schwab auf ORF.at-Nachfrage zu Protokoll.
Aus den Fehlern gelernt?
Kohl selbst ist aus dem Schneider - auch weil er als Mensch in den vergangenen Jahren gereift sein will. Als Spitzensportler habe er gelernt, konsequent zu leben, Ziele zu verfolgen und zu erreichen - auch aus seinen „Riesenfehlern“ hat er gelernt. „Das dabei verlorene Vertrauen kann ich mir in Zukunft vielleicht wieder aufbauen“, hofft der Wolkersdorfer. Was den Ex-Profi und Dopingsünder darauf hoffen lässt: „Wer eine solche Lebenssituation wie ich erlebt und übersteht, kommt gestärkt heraus - sofern sie gemeistert wird. Andere stürzen ab, bleiben ganz unten. Ich hatte mehr Glück und konnte mein Schicksal wieder in die richtige Richtung lenken.“
Michael Fruhmann, ORF.at
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