Nur Siegen macht glücklich
Markus Rogan wollte bei der Langbahn-EM in Budapest mit Gold über 200 m Lagen vor allem sich selbst beweisen, dass er noch immer zu den absoluten Topschwimmern gehört. Silber hinter Lokalmatador Laszlo Cseh ist es geworden - für Rogan kein Ersatz, der ihn zufriedenstellen könnte. Ab Freitag will er über 200 m Rücken retten, was zu retten ist.
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Am Vormittag absolvierte er das erste Abtasten auf seiner Ex-Paradestrecke als Siebenter in 2:00,09 Minuten locker, heuer war er schon knapp zwei Sekunden schneller gewesen. „Ich muss mich schon ordentlich steigern, um hier irgendwas zu holen“, meinte er, stapelte dabei aber womöglich tief. Der ihn bei diesen Titelkämpfen ein bisschen mitbetreuende Chris Morgan, Coach der Schweizer, dazu: „Mal abwarten, was Markus im Semifinale zeigt.“
Gold als mentale Sache
Eine Angelegenheit, die für den 28-Jährigen auch eine mentale Sache ist. „Dieses Gold liegt ja nicht einfach nur zum Abholen da. Das Limit liegt immer am meisten im Kopf. Den muss ich in erster Linie bereit machen, dann kann der Körper schon einiges aushalten“, meinte Rogan vor seiner letzten Chance in Budapest in einem Interview mit der APA. Eine Situation, die der Wiener schon einmal erlebt hat, die ähnlich ist jener bei der Kurzbahn-WM 2008 in Manchester, als er nach Rang vier über 100 m Rücken über die 200 m unerwartet mit Weltrekord Gold holte.
Niemand schwimmt für Platz zwei
Die Enttäuschung über den zweiten Platz im Lagen-Finale, trotz tollen österreichischen Rekords, nagte an Rogan, machte ihn nur bedingt glücklich. „Das finde ich schön, dass ich mit 28 noch deutliche Bestzeit schwimmen kann. Aber ich habe verloren, bin nur Zweiter geworden. Da bin ich nicht stolz darauf. Mit dieser Zeit gewinnt man in London (Olympia 2012, Anm.) kein Leiberl. Es zählt beim Schwimmen doch nur Gold, darum geht es doch. Man schwimmt doch nicht gegeneinander, um herauszufinden, wer Zweitbester ist.“
Selbstfindung im Schwimmbecken
Rogan ist möglicherweise nicht der Schwimmer mit dem meisten Talent, aber er ist einer der Fleißigsten. Nur mit der richtigen Einstellung kann der 29-fache Medaillengewinner bei Großereignissen vielleicht auch noch einmal mit der Weltspitze mithalten und seine hohen Ansprüche auch erfüllen. So dachte er auch selbst.

APA/DIENER/Leena Manhart
„Hätte nicht mehr investieren können und habe trotzdem nicht gewonnen.“
Doch diese Einstellung brachte bisher in Budapest nicht den gewünschten und sehnlichst erwarteten Erfolg, was Rogan im APA-Gespräch umso mehr schmerzte: „Ich hätte nicht mehr investieren können und habe trotzdem nicht gewonnen. Das trifft es leider genauer, als ich es gerne hätte. Das war meine härteste Vorbereitung. Ich habe gedacht, wenn ich mehr gebe, dann krieg ich auch mehr.“
Vor einem Jahr stieg Rogan bei der WM in Rom aus einer Disco-Prügelei in allen Belangen als Verlierer aus. Spott und Häme in Österreich waren die Folge. Wie neun Jahre zuvor wollte Rogan wieder in den USA auf den Erfolgsweg zurückfinden. Fern von der heimischen Öffentlichkeit und Kritik konzentrierte sich der Wiener in Los Angeles auf das Schwimmtraining. Dafür nahm er sogar den Verlust von Sponsorengeldern in Kauf.
Zu alt für kleine Schritte
Die nächsten Möglichkeiten zur Selbstbestätigung kommen bald. Die Kurzbahn-WM von 15. bis 19. Dezember in Dubai hat Österreichs erfolgreichster Schwimmer fest in seinem Plan, in der zweiten Juli-Hälfte 2011 will er dann in Schanghai der Weltelite auf der Langbahn auf den Zahn fühlen. Danach bleibt ihm noch ein Jahr bis zum „Showdown“ Olympia 2012 in London, dort will er ein letztes Mal reüssieren.
Doch der Weg zum erhofften großen internationalen Erfolg und damit glanzvollen Abschied ist weit. Die großen Konkurrenten Ryan Lochte und Michael Phelps waren zuletzt um zwei, drei Sekunden schneller als Rogan. Ein Zeitunterschied, der dem Österreicher Anlass zum Nachdenken gibt: „Ich muss mir überlegen, wie ich so viel Zeit gutmachen kann. Ich bin zu alt, um das in kleinen Schritten zu machen. Ich muss mich um große Schritte verbessern.“
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