Ein Rekord nach eigener Rechnung
Jedes Rennen ein Rekord, und ans Aufhören denkt Rubens Barrichello noch lange nicht. Nach eigener Rechnung durchbricht der Brasilianer beim Großen Preis von Belgien am kommenden Sonntag als erster Fahrer die Schallmauer von 300 GP-Rennen. „Es ist ein fantastischer Augenblick. Ich bin überaus stolz, diese Marke zu erreichen, denn daran hätte ich nie gedacht“, erklärte der Williams-Pilot.
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Schon seit zwei Jahren ist der 38-jährige Streckenveteran der Fahrer mit den meisten Grand-Prix-Teilnahmen in der Königsklasse. „Die 400“ sei sein nächstes Ziel, verriet er nun schelmisch. Das wird es natürlich nicht spielen, aber der österreichische Williams-Mitbesitzer Toto Wolff hatte erst unlängst bestätigt, dass man gerne an dem erfahrenen Brasilianer festhalten würde.
Offizielle Statistik ist Barrichello egal
Die offizielle Statistik, in der Gerhard Berger hinter Barrichello, Michael Schumacher, Riccardo Patrese, David Coulthard, Giancarlo Fisichella und Jarno Trulli als bester Österreicher mit 210 tatsächlichen GP-Starts auf Rang sieben rangiert, sieht Barrichello allerdings erst bei 298 Rennen. 2002 in Spanien und Frankreich stand er zwar in der Startaufstellung, konnte die WM-Läufe aber nicht aufnehmen.
Doch davon lässt sich Barrichello nicht beirren. „Ich weiß nicht, wann ihr Jungs bei eurer Zählweise die 300 erreicht habt, doch ich halte Spa für mein 300. Rennen“, sagte der Südamerikaner und will seine Meinung am Ardennen-Wochenende durch ein spezielles Design von Helm und Rennanzug auch optisch unterstreichen. Auch auf seinem Auto wird die Zahl 300 aufgedruckt sein.

GEPA/xpb.cc
Barrichello steht vor einer schematischen Darstellung seiner bisherigen Rennen.
„Fahre so lange wie Schumacher“
Unstrittig ist, dass Barrichello zumindest in der Ausdauerkategorie vor seinem alten Widersacher Michael Schumacher rangiert. Der Deutsche hat sein Konto seit dem Comeback in diesem Jahr aufgebessert und damit ebenfalls den langjährigen Rekordhalter Riccardo Patrese (256) überholt. Dass sich Schumacher auch Barrichellos Rekord schnappt, kann der siebenfache Weltmeister laut dem Brasilianer vergessen: „Ich werde definitiv so lange fahren, wie er fahren wird.“
Ansonsten aber galt Barrichello in seiner nun schon mehr als 17 Jahre währenden Formel-1-Karriere lange als die „ewige Nummer zwei“, wie zuletzt im Vorjahr beim Titelgewinn seines Brawn-Teamkollegen Jenson Button. Vor allem die Zeit als Schumachers „Wasserträger“ bei Ferrari prägte diesen Ruf. Schumacher wurde in den sechs gemeinsamen Jahren fünfmal Weltmeister, Edelhelfer Barrichello musste mehrfach allzu offensichtlich Platz machen und sich mit den Vizetiteln 2002 und 2004 begnügen.
Verrückt in den Augen der Ehefrau
Obwohl Barrichello, der seine F1-Karriere im Jahr 1993 beim Jordan-Team gestartet hatte, der große Triumph versagt blieb, hat er nach wie vor viel Spaß und sieht sich auch weiter als konkurrenzfähig an. „Mental bin vielleicht sogar besser als zu jedem anderen Zeitpunkt meiner Karriere. Mein Körper hat sich an die Formel 1 gewöhnt. Derzeit bin ich so leistungsfähig, dass ich mir ein Leben ohne Rennsport gar nicht vorstellen kann“, gab Barrichello zu verstehen.
„Einzig meine Frau befürchtet, dass ich nie aufhören werde. Das letzte Mal, als ich um vier Uhr in der Früh aufgestanden bin, um zu trainieren, hat sie mich als verrückt bezeichnet“, erklärte der Brasilianer, für den der Grand Prix in San Marino im Jahr 1994 mit den tödlichen Unfällen von Roland Ratzenberger und seines Landsmannes Ayrton Senna das fürchterlichste Rennwochenende seiner Karriere war.
Erfüllter Kindheitstraum
Nichtsdestotrotz hat sich „Rubinho“ seinen Kindheitstraum erfüllt. Aufgewachsen in der Nähe der Rennstrecke von Interlagos, kletterte er als kleiner Bub sogar über die Mauer, um einen Blick auf die Boliden zu erhaschen. Rund drei Jahrzehnte später hat er immer noch riesigen Spaß am Vollgaszirkus, Rekord hin oder her.
„Vielleicht werde ich eines Tages dasitzen und mir all diese Zahlen zu Gemüte führen. Dann werden sie mir ein besonderes Gefühl vermitteln“, erklärte Barrichello, der bei Williams mit 30 WM-Punkten 20 Zähler mehr hat als der deutsche F1-Neuling Nico Hülkenberg. „Hier und jetzt habe ich das Vergnügen, das Auto zu fahren. Das ist das Wichtigste für mich“, bringt Barrichello seine Motivation auf den Punkt.
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