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„Adeliger“ Pferdesport

Genau 100 Jahre nach der Gründung des ersten Reit- und Polo-Klubs in Wien geht von Freitag bis 12. September erstmals eine Europameisterschaft in Österreich über die Bühne. Polo, der rasante Ballsport zu Pferd, gilt als das „Spiel der Könige“ - Adelige zählten auch in Österreich zu den Wegbereitern und sie sind es heute noch.

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Baron Richard Drasche-Wartinberg führte 1991 in seinem Schlosspark in Ebreichsdorf Polo wieder in Österreich ein und gründete 1994 die Austrian Polo Association. Zweiter heimischer Clubbesitzer ist in Rapottenstein im Waldviertel Benedikt Traun aus der Familie der Grafen von Abensperg-Traun. Die Aufnahme in den österreichischen EM-Kader hat Traun, der in Argentinien einen eigenen Zuchtstall betreibt, allerdings verpasst.

1910 hatten Fürst Otto Windisch-Graetz, Prinz Vinzenz Auersperg, Graf Ferdinand Kinsky und Graf Gizycki den ersten Club aus der Taufe gehoben. In Wien und auf der damaligen Anlage beim Schloss Kottingbrunn wurden Turniere veranstaltet, in der Hochblüte vor der Weltwirtschaftskrise gab es in Wien 1929 fast 60 Spieler.

Enormer Aufwand nötig

Den Nimbus einer elitären Sportart hat Polo bis heute behalten, auch wenn in Österreich nun sogar Schnupperkurse angeboten werden. Das ist schon durch den Aufwand bedingt, denn Spitzenspieler brauchen bis zu zehn Polo-Ponys für regelmäßige Turnierteilnahmen.

Polopferd wird bandagiert

APA/Georg Hochmuth

Die Beine der Pferde werden bandagiert, um sie im Spiel zu schützen.

Der heimische Verband zählt derzeit knapp 40 Aktive, da ist der Nachwuchs schon inkludiert. Zum Vergleich: In England gibt es rund 4.000 Polospieler und eine gezielte Jugendförderung, in Frankreich mehr als 1.000 und 20 Vereine.

Wie Golf vor 20 Jahren?

Dass Polo ein exklusives Spiel für Adelige ist, streitet Konstantin Rhomberg ab. „Die Diskrepanz zwischen Image und der sportlichen Realität ist groß“, behauptet der österreichische EM-Spieler, der selbst als Student mit einem angemieteten Pferd mit dem „Teamkampfsport mit hohem Tempo und viel Taktik“ begonnen hat.

Polo habe in Österreich etwa jenen Status, wie ihn Golf vor rund 20 bis 30 Jahren gehabt habe, doch die Entwicklung schreite voran. Die EM soll da mithelfen, wünscht sich auch Verbandsgründer und -präsident Drasche-Wartinberg. „Polo soll nicht ein von einem Wall umgebener Exklusivsport sein“. Der Eintritt zu den Spielen im Schlosspark Ebreichsdorf ist frei.

32 Pferde pro Spiel eingesetzt

In dem weitläufigen Park südlich von Wien wurden zwei Polo-Spielfelder angelegt. Auf dem etwa 270 mal 180 Meter großen Geviert versuchen zwei Teams mit je vier Spielern oder Spielerinnen (Damen sind im Polo wie im Springreiten und in der Dressur den Männern gleichgesetzt), den kleinen Ball mittels Schläger („Stick“), der nur in der rechten Hand gehalten werden darf, ins 7,2 Meter breite Tor zu befördern.

Italienischer Trainer beim Polospielen

APA/Georg Hochmuth

Der Trainer des italienischen Polo-Teams beim lockeren Training

Die Spielzeit ist in Europa in vier Abschnitte („Chukkas“) zu je sieben Minuten reine Spielzeit unterteilt (in Übersee werden bis zu neun Chukkas gespielt), nach jedem muss das Pferd getauscht werden. Damit kommen in einem Match insgesamt 32 Pferde zum Einsatz.

Ursprung vor über 2.000 Jahren in Persien

Das Polospiel ist mindestens 2.500 Jahre alt. Historiker belegten, dass Polo in Persien schon um 700 vor Christus gespielt wurde. Im 16. Jahrhundert wurde es in Indien etabliert, um 1800 wurde es dort von Briten „entdeckt“. Ab 1870 wurde Polo in Argentinien, den USA und Australien gespielt.

Heute ist dieser Sport, der von 1908 bis 1936 auch olympische Disziplin war, in 84 Ländern vertreten. 45 Verbände, darunter auch Österreich, sind Mitglieder des Weltverbandes Federation of International Polo (FIP).

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