„Das ist Schicksal“
Trotz der Trauer um den Japaner Shoya Tomizawa herrscht in der Motorrad-Szene offenbar Einigkeit: Ein schicksalhafter Unfall wie dieser kann immer passieren. Der österreichische Pilot Michael Ranseder, am Sonntag Augenzeuge des Geschehens in Misano, hatte in Indy eine ähnliche Schrecksekunde erlebt, einem gestürzten Fahrer aber gerade noch ausweichen können.
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Die Routine des 24-jährigen Oberösterreichers hatte damals dazu geführt, dass er zwar ein gestürztes Motorrad, aber nicht den auf dem Boden liegenden Fahrer traf. Bei Tomizawa war das nicht möglich, weil der Japaner mit seiner Suter-Honda im dichten Pulk der heuer an die 40 Motorräder umfassenden Moto2-Klasse dahinjagte, als sein Motorrad die Haftung verlor und der 19-jährige direkt vor den Bikes der Konkurrenten zu Liegen kam.
„Kann immer und überall passieren“
Ranseder zog Vergleiche mit Alltagssituationen. „Es ist traurig, aber so etwas kann immer und überall passieren“, meinte der 24-Jährige aus Antiesenhofen, der seit seinem WM-Comeback beim Kiefer-Team die zwei Läufe in Indianapolis und Misano bestritt und in Italien als 14. auch WM-Punkte holte. In den USA beschädigte er beim Crash gegen die gestürzten Motorräder sein eigenes Bike so stark, dass er danach passen musste.
Fakt ist, dass sich Hersteller und Ausrüster seit Jahrzehnten darum bemühen, die Sicherheit für die Motorradpiloten zu erhöhen. Die Lederkombinationen sind mittlerweile mit Kohlefaser und Kevlar-Einzügen versehen und derart raffiniert und ausgereift, dass sie einen höchstmöglichen Schutz liefern. Nur Bauch und Unterkörper sind offenbar noch Schwachstellen. Ranseder ist auch einer der Piloten, die das von Dainese entwickelte Airbag-System verwenden, das sich beim Sturz unter der Kombi rund um Hals, Schultern und Oberkörper aufbläst.
„Das muss einem einfach bewusst sein“
„Das ist sehr fortgeschritten und stabilisiert bei einem Sturz sehr“, so der Innviertler. In der Tat reduzierte sich dadurch die Zahl der schweren Verletzungen trotz der vielen unvermeidlichen Stürze deutlich. Einen hundertprozentigen Schutz wird es aber nie geben. „Das muss einem einfach bewusst sein“, so Ranseder, der deshalb aber nicht von einem unverantwortlichen Risiko im Motorrad-Rennsport sprechen will.
„Es kann in jeder Alltagssituation passieren, das ist Schicksal. Der eine fällt von einer Leiter, den anderen sticht eine Biene. Täglich verunglücken Menschen im PKW, und trotzdem steigen alle anderen wieder ein“, so der GP-Pilot. „Wer in einen Tiefschneehang fährt, muss mit einer Lawine rechnen.“ Ranseder, der sich mit seinen beiden Auftritten einen Fixplatz für 2010 erfahren hat, wird erst beim Lauf in Tomizawas Heimat Japan am 3. Oktober wieder am WM-Start sein.
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