Stronach bleibt angeblich Privatsponsor
Die Zukunft des niederösterreichischen Bundesliga-Clubs SC Magna Wiener Neustadt ist seit Dienstagnachmittag ungewisser denn je. Hauptsponsor Magna steigt mit Saisonende aus, immerhin soll aber Frank Stronach dem Club als Privatsponsor erhalten bleiben. „Stronach gibt nach wie vor Geld her, aber nicht in dem Ausmaß wie bisher“, sagte Wiener Neustadts Bürgermeister Bernhard Müller.
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Stronach bleibe weiterhin Präsident, und der Club werde um eine Lizenz ansuchen. „Es gibt keine Auflösung des Vereins, keine Lizenzweitergabe“, betonte Müller nach einem Gespräch mit Stronach. Der Stadionneubau sei allerdings gestorben.
„Ich möchte, dass der Fußball in Wiener Neustadt erhalten bleibt und werde, sofern dies gewünscht ist, im Jugendbereich weiter als Partner zur Verfügung stehen“, wurde Stronach in einer Vereinsaussendung zitiert. „Für den Profibereich wird es aber notwendig sein, dass auch andere Personen und Institutionen Verantwortung übernehmen.“ Auch die Wiener Neustädter tappten diesbezüglich noch im Dunkeln. „Wir werden jetzt einmal alle Beteiligten informieren, sind in Gesprächen und werden dann weiterschauen“, sagte Team-Manager Alex Gruber.
Wr. Neustadt kämpft um Bundesliga-Verbleib
Die Niederösterreicher wollen jedenfalls nach Aussage des Bürgermeisters um einen Verbleib in der Bundesliga kämpfen. „Der Club wird um eine Lizenz ansuchen“, kündigte der 37-jährige Ortschef an. Laut Gruber hänge das vor allem von der Höhe der finanziellen Unterstützung Stronachs ab. „Da kann man nur abwarten“, sagte der Wiener-Neustadt-Manager.
Durch die geringeren finanziellen Mittel soll die ohnehin schon junge Mannschaft noch weiter einer Verjüngungskur unterzogen werden. „Ziel ist es, sich mit hungrigen, jungen Spielern in der Bundesliga zu etablieren. Sollte dies nicht klappen, muss es das Ziel sein, zumindest in der Ersten Liga zu bleiben, um dem blau-weißen Nachwuchs eine sportliche Perspektive zu geben“, hieß es in einer Aussendung der Stadt Wiener Neustadt.
Keine Angst vor Lizenzverlust
Gruber habe keine Angst davor, dass seinem Club die Lizenz für die Saison 2011/12 verweigert werden könnte. Er sei „hundertprozentig sicher“, die Spielgenehmigung im kommenden Frühjahr zu bekommen. „Es gibt ja immerhin noch Frank Stronach als Präsident.“ Man werde allerdings ein deutlich reduziertes Budget einreichen. „Wie hoch es genau ist, ist noch offen“, sagte Gruber.
Man werde auf jeden Fall versuchen, auch in der kommenden Saison eine konkurrenzfähige Mannschaft zu stellen - einige Leistungsträger könnten aber abhandenkommen. „Es kann sein, dass schon im Winter Spieler verkauft werden. Wir werden niemandem Steine in den Weg legen, aber eine Ablöse wird natürlich fällig werden“, erklärte der Manager.
Lizenztransfer ausgeschlossen
Ein Lizenztransfer, der innerhalb von Niederösterreich von Wiener Neustadt etwa zu den Erstligisten St. Pölten oder Admira theoretisch möglich wäre, ist kein Thema. „Alle Gerüchte um eine allfällige Lizenzweitergabe sind vom Tisch“, betonte Müller. Die Niederösterreicher haben nun bis März 2011 Zeit, um potente Sponsoren zu finden, da müssen die Lizenzunterlagen abgegeben werden.
Gefordert ist nun neben Gruber vor allem der geschäftsführende Vizepräsident Manfred Rottensteiner, beide haben den Auftrag, den Verein bis Sommer in finanzieller und personeller Hinsicht auf eine breitere Basis zu stellen. Zuletzt kolportiert wurde immer wieder eine mögliche Rückkehr des ehemaligen Vizepräsidenten Peter Svetits. Das konnte Gruber aber weder bestätigen noch dementieren.
Während die sportliche Zukunft offen bleibt, ist der Stadionneubau an der B54 endgültig gestorben. „Es gibt keinen Stadionneubau, die Mannschaft bleibt im alten Stadion“, sagte Müller. Das stellte auch Stronach via Aussendung klar: „Magna wollte das Stadionprojekt in Wiener Neustadt eigenständig realisieren. Nachdem uns klar signalisiert wurde, dass wir als Investor nicht erwünscht sind, werden wir dieses Projekt nicht weiter verfolgen.“ Die von der Stadt an Magna verkauften Flächen (rund 24 Hektar) werden von der Stadt vertragskonform zu denselben Konditionen rückgekauft.
Stronach-Abrechnung mit Politik
Stronach zeigte sich in seiner Stellungnahme zudem über die seiner Meinung nach mangelnde Unterstützung der Politik enttäuscht und äußerte in diesem Zusammenhang Kritik an VPNÖ-Klubobmann Klaus Schneeberger.
„Wenn ein Herr Schneeberger - als hoher Repräsentant der größten Partei des Landes und Angeordneter aus Wiener Neustadt - in der Öffentlichkeit und von anderen hochrangigen Politikern unwidersprochen höchst unsachliche Kritik am Stadionprojekt äußert und ernsthafte Überlegungen als ‚Marotte‘ abqualifizieren kann, wird bei mir der starke Anschein erweckt, dass Frank Stronach und Magna als Investoren in Niederösterreich nicht erwünscht sind. Derartige Äußerungen, die ich als unverschämt, unbedacht und unklug bezeichne, sind schädlich für jedes Investitionsprojekt, auch für Projekte im industriellen Bereich“, so Stronach.
Magna hatte im Zusammenhang mit dem Stadionbau nie um öffentliche Gelder angefragt, so Stronach. Das Platzen des Projekts tue ihm „für die Region und die Fans des Vereins leid“, sein Engagement im Fußball sei nicht aus wirtschaftlichen Gründen erfolgt. „Fußball ist für mich kein Geschäft, sondern ein gesellschaftlicher Beitrag, um insbesondere die Jugend zu fördern und ihr durch Spitzenfußball auch einen Anreiz und eine Perspektive für die Zukunft zu bieten.“
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