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Schwere Blamage abgewendet

Ein Doppelschlag in der Nachspielzeit hat das österreichische Nationalteam gegen den „Fußballzwerg“ Kasachstan vor einer schweren Blamage bewahrt. Roland Linz (91.) und Erwin Hoffer (92.) retteten der über weite Strecken enttäuschenden ÖFB-Auswahl am Dienstag den 2:0-Pflichtsieg.

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Nach 25 Länderspielen spielte Österreich zum Auftakt der EM-Qualifikation erstmals wieder zu null, neben den fix eingeplanten drei Punkten war das einer der wenigen positiven Aspekte des ersten ÖFB-Spiels in der Gruppe A. Dabei hatte das erste Ländermatch in Salzburg seit 1996 verheißungsvoll begonnen.

Druckvolle Anfangsminuten

Teamchef Dietmar Constantini brachte auch im zwölften Spiel seiner Ära eine neue Startformation. Er setzte auf das Sturmduo Marc Janko und Linz, Kaiserslautern-Legionär Hoffer nahm wie Bayern-Jungstar David Alaba auf der Bank Platz. Im Mittelfeld begann Martin Harnik auf der rechten Seite, Veli Kavlak rückte in die Zentrale und sollte die Spitzen gemeinsam mit Jakob Jantscher unterstützen.

22.500 Zuschauer riss es schon in der dritten Minute von den Sitzen. Harnik erkannte eine Unsicherheit in der kasachischen Innenverteidigung, „erspitzelte“ sich vor Renat Abdulin den Ball, setzte ihn aber neben das Tor. Es hätte der Traumstart sein können, und auch die nächste Großchance vergab Harnik (11.). Der Stuttgart-Legionär scheiterte nach schöner Einzelaktion alleine vor dem Tor an Keeper Andrej Sidelnikow.

Spielszene Österreich - Kasachstan

ORF.at/Christian Öser

Harnik scheitert vor dem Tor.

Harnik blieb der auffälligste ÖFB-Akteur, seinen Querpass von rechts - Linz hatte ihn mit Übersicht passieren lassen - konnte Janko (16.) nicht verwerten. Die Constantini-Elf kontrollierte das Geschehen, präsentierte sich lauf- und spielfreudig, schlug aus ihrer Überlegenheit aber kein Kapital. Kasachstan, das zum Qualiauftakt am Freitag daheim gegen die Türkei 0:3 verloren hatte, erfing sich und hielt die Österreicher zunehmend auf Distanz.

ÖFB-Angriffswelle verebbt

Der rot-weiß-rote Elan ließ nach einer halben Stunde nach - sowohl auf dem Spielfeld als auch im Publikum. Ein 25-m-Weitschuss von Schiemer (37.) und der Kopfball des Salzburger „Bullen“ nach anschließender Ecke rissen die Fans des ÖFB-Teams aus der aufkommenden Lethargie. Die Viererkette um Sebastian Prödl und Emanuel Pogatetz musste nur bei Rückpässen tätig werden, wenige Sekunden vor der Pause zielte Harnik noch knapp am Kreuzeck vorbei.

Mangelnde Chancenauswertung und einige „Längen“ im Spiel ließen das 0:0 zur Halbzeit in die Kategorie „ärgerlich“ fallen, einige Pfiffe begleiteten den abgemeldeten Kapitän Janko und Kollegen daher in die Kabine. Personell unverändert kam Österreich auf den Platz zurück - als Abdulin beim ersten gefährlichen ÖFB-Angriff (49.) Linz auflaufen ließ, blieb der Elfmeterpfiff des kroatischen Schiedsrichters Marijo Strahonja aus.

Nichts ging mehr

Unverändert schwer tat sich das Constantini-Team auch im Aufbau, die Offensivaktionen der Österreicher blieben wenig konsequentes Stückwerk. Die Pfiffe wurden häufiger und lauter, der ÖFB-Teamchef war zum Handeln gezwungen. Constantini brachte mit Hoffer einen dritten Stürmer und Alaba. Harnik und Jantscher mussten dafür in der 66. Minute vom Platz.

Alarmstufe Rot dann vor dem österreichischen Tor: Der durchgebrochene Sumaskalijew (67.) zog vom „Sechzehner“ ab, fand im bis dahin beschäftigungslosen Keeper Jürgen Macho aber seinen Meister. Mit der Unzufriedenheit im Stadion wuchs die Verunsicherung in den ÖFB-Reihen, auch die Kasachen wagten sich nun das eine oder andere Mal nach vorne. Im Angriff der Heimischen ging nichts mehr, folgerichtig probierte es Constantini mit der verbliebenen Option Stefan Maierhofer für Janko (78.).

Zwei Retter in der Not

Kasachstan war von „stark“ weit entfernt, Österreich spätestens in der zweiten Hälfte als „schwach“ zu bezeichnen. Unnötige Ballverluste erstickten eine Schlussoffensive im Keim, die betretenen Mienen bei den ÖFB-Verantwortlichen auf der Ehrentribüne sprachen Bände. Als alle schon mit einem Fehlstart in die Qualifikation rechneten, schwangen sich zwei Stürmer auf, den durchwachsenen Fußballabend zu retten.

Jubel von Roland Linz

ORF.at/Christian Öser

Der Bann ist gebrochen.

Zunächst schlug Linz, dem Janko die Kapitänsbinde übergeben hatte, dank einer gelungenen Körpertäuschung und dem Assist von Hoffer mit links zum 1:0 (91.) zu. Dann sorgte Hoffer, nachdem er den kasachischen Abwehrspielern auf und davon gelaufen war, in der 92. Minute selbst für die endgültige Entscheidung. Der erste Länderspiel-Sieg Österreichs ohne Gegentor seit Oktober 2005 war perfekt - Videohighlights in insider.ORF.at.

Harald Hofstetter, ORF.at

Stimmen zum Spiel

Dietmar Constantini (ÖFB-Teamchef): „Wir hätten am Anfang die Möglichkeiten gehabt, die haben wir nicht gemacht, und dann ist es zu einem Geduldspiel geworden. Wir sind unsicher geworden. Kasachstan hat sich nicht hinten eingeigelt, sondern wollte über Konter zum Erfolg kommen. Dass man die letzten zwei Minuten zwei Tore macht, ist ein Riesenglück. Je länger das Spiel dauert, desto mehr wird es eine Kopfgeschichte. Gott sei Dank ist es noch gut ausgegangen. Wir haben zu viele Eigenfehler gemacht, deswegen sind wir nicht so ins Spiel gekommen. Solche Spiele erleben auch Topmannschaften, die gegen einen Außenseiter durch ein spätes Tor gewinnen.“

Roland Linz (ÖFB-Torschütze zum 1:0): „In der ersten Hälfte hatten wir einige gute Chancen, da hätten wir ein Tor erzielen müssen. Wir sind froh, dass wir gewonnen haben. In der ersten Hälfte kann man uns nichts vorwerfen, in der zweiten Hälfte hätten wir einfacher spielen müssen.“

Martin Harnik (ÖFB-Teamspieler): „Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass ich große Chancen hatte. Ich hätte am Anfang zwei Tore machen müssen. Es ist enttäuschend, dass wir das Spiel so spät entschieden haben. So sind wir mit einem blauen Auge davongekommen.“

Bernd Storck (Kasachstan-Teamchef): „Die Österreicher waren aus dem Spiel heraus nicht gefährlich. Sie haben sich die Chancen nicht herausgespielt, sondern wir haben sie dazu eingeladen. In der zweiten Hälfte muss ich meiner Mannschaft ein Riesenkompliment machen. Wir haben sehr lange mitgehalten. Mit der Leistung bin ich zufrieden, mehr können wir derzeit nicht. Wenn man so spät zwei Tore bekommt, ist das bitter. Trotz allem geht der Sieg von Österreich in Ordnung. Es wäre für uns mehr drinnen gewesen.“

EM-Qualifikation, Gruppe A

Dienstag:

Österreich - Kasachstan 2:0 (0:0)

Salzburg, 22.500 Zuschauer, SR Strahonja (CRO)

Torfolge:
1:0 Linz (91.)
2:0 Hoffer (92.)

Österreich: Macho - Dag, Prödl, Pogatetz, Fuchs - Harnik (66./Hoffer), Schiemer, Kavlak, Jantscher (66./Alaba) - Janko (78./Maierhofer), Linz

Kasachstan: Sidelnikow - Geteriew Kislicyn (76./Roschkow), Kirow, Abdulin - Awertschenko, Sumaskalijew, Karpowitsch, Nurgalijew (59./Azowski), Popow - Maltsew (46./Chischnitschenko)

Gelbe Karten: Jantscher bzw. Nurgalijew, Kislicyn, Roschkow

Tabelle:

1. Deutschland * 10 10 0 0 34:7 30
2. Türkei ** 10 5 2 3 13:11 17
3. Belgien 10 4 3 3 21:15 15
4. Österreich 10 3 3 4 16:17 12
5. Aserbaidschan 10 2 1 7 10:26 7
6. Kasachstan 10 1 1 8 6:24 4
* fix für EM qualifiziert
** im Play-off

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