Özil verteidigt Entscheidung
Zwei Tage vor dem EM-Qualifikationsspiel zwischen Deutschland und der Türkei hat Hamit Altintop in einem Interview für zusätzlichen Zündstoff gesorgt. Der Bayern-Legionär kritisierte die Entscheidung seines Ex-Kollegen Mesut Özil, für das DFB-Team zu spielen. „Hätte er sich für Türkei entschieden, wäre er jetzt nicht bei Real Madrid, so einfach ist das“, vermutete Altintop auch finanzielle Gründe.
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Der 27-Jährige, so wie Özil in Deutschland geboren und aufgewachsen, bemängelte, Fußball sei „manchmal eine Herzensangelegenheit, aber viel öfter einfach Business“, sagte Altintop der „Süddeutschen Zeitung“ (Mittwoch-Ausgabe) vor dem Gastspiel im mit 74.244 Zuschauern ausverkauften Berliner Olympiastadion. „Als deutscher Nationalspieler hat Mesut mehr Lobby, einen höheren Marktwert, er verdient mehr Geld.“
Özil, der einst auch vom türkischen Verband umworben worden war, rechtfertigte seine Beweggründe, für Deutschland zu spielen, am Mittwoch: „Ich bin in der dritten Generation hier, bin hier geboren, habe in den Jugendmannschaften gespielt und fühle mich sehr wohl. Für mich kam keine andere Nation infrage.“
„Es geht um die Fahne auf der Brust“
Hamit Altintop, der wie Zwillingsbruder Halil in Gelsenkirchen geboren wurde, spielte schon in den Nachwuchsteams der Türkei und gab im Februar 2004 sein Debüt für die A-Nationalmannschaft. Özil entschied sich dagegen für eine Karriere beim Deutschen Fußball-Bund. „Ich bin ein toleranter Mensch und respektiere Mesuts Weg“, meinte Altintop, „aber unterstützen kann ich ihn nicht.“ Für Altintop habe die Wahl eines Landes „auch nichts mit Integration zu tun“.
Von einem Wechsel der Nationalteams in der Jugend - der laut internationalen Regularien erlaubt ist - hält der Mittelfeldspieler des FC Bayern nichts. „Ich finde, dass es einem von vornherein klar sein muss, für wen man spielt - egal ob man eine Einladung bekommt, egal ob die Perspektiven besser oder schlechter sind. Es geht hier nicht um einen Vereinswechsel, diese Tendenz gefällt mir gar nicht. Es geht um die Fahne auf der Brust.“
Özil stolz auf DFB-Trikot
Inzwischen hat Özil 19-mal das schwarz-rot-goldene Trikot der A-Mannschaft getragen. „Natürlich bin ich sehr stolz, für Deutschland zu spielen. Jeder unterstützt mich. Familie, Freunde“, sagte Özil, der sich „irgendwie als Beispiel“ für gelungene Integration sieht. „Wichtig ist, das man sehr gut und respektvoll miteinander auskommt“, sagte er zum Zusammenleben von Deutschen und Türken.
Rückendeckung erhielt der 21-Jährige von Philipp Lahm. „Die Nationalmannschaft ist ein Sinnbild der Gesellschaft“, meinte der DFB-Kapitän. Gleichzeitig räumte Lahm aber ein, dass ein Miteinander von Spielern verschiedener Herkunft im Nationalteam unter besonders günstigen Voraussetzungen zustande kommt. „Man darf nicht vergessen, wir alle sind auf gleichem sozialen Stand.“
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