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„Leistung aus dem Vorjahr verbessern“
Im Feld der 150 Profis des prestigeträchtigsten Triathlons weltweit sind diesmal wegen der verschärften Qualifikationsnormen nur drei österreichische Athleten zu finden, von denen Michael Weiss der aussichtsreichste Anwärter auf einen Spitzenplatz ist. Neben ihm sind noch Eva Dollinger und Barbara Tesar am Start.
Kein Druck, aber bestimmte Ziele
Der ehemalige Mountainbiker Weiss hat nach einer tollen zweiten Saison mit dem Ironman-Sieg heuer in Utah und Platz drei in Klagenfurt das Potenzial für einen Spitzenplatz, macht sich im Wettstreit mit den Ironman-Veteranen aber nicht allzu viel Druck. „Dieses Jahr ist die Besetzung so stark wie noch nie. Mein Ziel ist es, dass ich meine Leistung aus dem Vorjahr verbessere. Ich setze mir nicht krampfhaft irgendein Ergebnis als Ziel“, sagte Weiss.

GEPA/Doris Schlagbauer
Weiss hat einen Spitzenplatz im Visier.
Erst auf Nachfrage ließ er sich auf eine Prognose ein: „An einem guten Tag kann ich unter die ersten 15 kommen, an einem ganz guten Tag in die Top zehn, aber dafür muss alles passen.“ Im Vorjahr war Weiss auf Hawaii bei seinem Debüt 25. geworden. Die österreichische WM-Bestleistung steht bei Platz 19 (Norbert Langbrandtner 2005), diese sollte er jedenfalls angreifen können.
Auf allen drei Strecken verbessert?
Dazu hat er vor allem an seiner Schwäche, dem Schwimmen, gearbeitet und möchte diese Teilstrecke diesmal unter einer Stunde schaffen. Auch in seiner Paradedisziplin will er nach der bereits drittschnellsten Radzeit im Vorjahr noch nachlegen. Verbesserte Aerodynamik und „clevere“ Fahrweise mit Hilfe eines Leistungsmesssystems (Livedaten während des Rennens unter: www.srmlive.de) sollen dazu beitragen.
Auch auf der anspruchsvollen Laufstrecke, die durch hohe Temperaturen zusätzlich erschwert wird, erhofft sich Weiss eine Verbesserung. „Ich steigere die Trainingsumfänge sukzessive und habe jetzt auch schon mehr Rennerfahrung. Ich versuche ein kontrolliertes Rennen zu machen und orientiere mich nicht an den anderen. Beim Laufen ist es ohnehin nur mehr ein Kampf gegen dich selbst“, betonte er.

AP/Chris Stewart
Hawaii, das Mekka der Triathleten.
„Im Zweifel“ freigesprochen
Einen juristischen Kampf hatte Weiss bis Ende September durchzustehen und diesen, wenn auch mit einem schalen Nachgeschmack, gewonnen. Er wurde von der Nationalen Anti-Doping Agentur NADA trotz seiner durch mehrere Zeugenaussage festgestellten Anwesenheit bei Humanplasma „im Zweifel“ vom Blutdopingverdacht freigesprochen. „Natürlich war es nicht einfach damit umzugehen, das hat viel Zeit, Geld und Nerven gekostet“, so Weiss, gegen den seit Juli ein Verfahren gelaufen war. Auf die Dopingvorwürfe, die er stets zurückgewiesen hatte, wollte er nicht mehr eingehen. „Ich bin froh, dass ich freigesprochen worden bin, und gebe dazu keinen weiteren Kommentar mehr ab“.
Ein echter Senkrechtstarter
Der in Colorado lebende Österreicher ist eine Ausnahmeerscheinung unter den „Eisenmännern“. Während die Topstars der Szene auf bis zu 15 Jahre Triathlon-Erfahrung zurückgreifen können, zählt der 29-Jährige bei seinem erst vierten Ironman bereits zur Weltspitze. „Ich brauche mich jedenfalls nicht zu verstecken und habe in den nächsten Jahren noch Potenzial“, bekräftigte er.
Wie Weiss kam auch Eva Dollinger mit einem Ironman-Sieg im Gepäck nach Hawaii, die Tirolerin gewann im Juli in Klagenfurt. Für die WM-Debütantin dürfte ein Spitzenplatz aber wohl außer Reichweite sein, dasselbe gilt auch für den österreichischen Beitrag, die Steirerin Barbara Tesar. Abseits der Elite nehmen weitere 34 Österreicher in den Altersklassenkategorien die WM in Angriff. Im Vorjahr gewann Max Renko die Klasse 18 bis 24 Jahre, nach seinem Wechsel ins Profilager verpasste er die Qualifikation für den Klassiker auf Big Island diesmal allerdings knapp.
Ist bei den Damen die Favoritenrolle klar an die Britin Chrissie Wellington (Siegerin 2007 - 2009) vergeben, kann bei den Herren ein spannenderes Rennen erwartet werden. Titelverteidiger Craig Alexander gilt zwar erneut als Anwärter auf WM-Gold, der Australier muss zur Realisierung seines Hawaii-Triples aber unter anderem gegen die von Andreas Raelert und Faris Al-Sultan angeführte starke deutsche Abordnung bestehen.