Konstanz wichtiger als Tag X
Reinfried Herbst geht als großer Gejagter in die neue Slalomsaison. Gleich beim ersten Rennen am Sonntag im finnischen Levi (Live ab 9.45 Uhr in ORF1) möchte der Salzburger den Grundstein zur erfolgreichen Titelverteidigung legen und ein Statement zur Wahl zum Sportler des Jahres abgeben. Platz sieben wurmt den 32-Jährigen nach wie vor.
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„Alles, was nicht mit Olympia zu tun hat, zählt in Österreich offensichtlich nichts“, zeigte sich Herbst schon kurz nach der Wahl über die Entscheidung der Sportjournalisten enttäuscht. Trotz Slalomgesamtsieg und vier Saisonerfolgen kam der Salzburger nicht in die engere Wahl. Sein siebenter Platz war das schlechteste Abschneiden eines alpinen Skiläufers seit 1987, als kein Alpiner unter die Top 15 kam.
„Sport zählt bei Olympia weniger“
Der gelernte Polizist kann die öffentliche Gewichtung auf die Großereignisse nachvollziehen. „Olympia ist das weltweit anerkannteste Sportereignis. Aber meiner Meinung nach zählt der Sport bei Olympia eher weniger“, so Herbst im Gespräch mit der APA und nannte das Springen der Nordischen Kombinierer bei den Spielen 2010 in Kanada als Beispiel. „Da wurden die besten Springer bei widrigen Bedingungen vom Balken gelassen. Da ist die Sportlichkeit in keinster Weise mehr gegeben.“
Daher ist für den Slalomspezialisten der neuerliche Gewinn der „kleinen Kristallkugel“ das große Ziel in dieser Saison - Weltmeisterschaft hin oder her. „Für mich als Sportler zählt der Weltcup mehr als alles andere. Ein bestimmter Tag X ist völlig unberechenbar“, erklärt Herbst. Eine WM-Medaille und der Sieg beim Klassiker in Kitzbühel stehen dennoch weit oben auf der Liste: „Wenn man im Weltcup vorne dabei ist, dann ist man bei der WM sowieso ein Medaillenkandidat.“ Sowohl bei WM als auch in Kitzbühel ging der 32-Jährige in seiner Karriere bisher leer aus.
Herbst setzt auf Routine
Für schwierige und heikle Situationen wie jene beim vergangenen Weltcup-Finale, bei dem er 22 Punkte Vorsprung auf Julien Lizeroux ins Ziel rettete, fühlt sich Herbst bestens gerüstet. „Ich fühle mich in solchen Lagen sehr wohl und habe dank meiner Routine Lösungen parat.“ Beim Auftaktrennen in Levi ist Herbst Titelverteidiger, 2009 hatte er trotz zwei gebrochener Finger dank Bestzeit im zweiten Lauf triumphiert.
Diesmal erwarten die Slalomläufer eisige Temperaturen. „Da müssen wir uns vor allem wegen des Materials darauf einstellen. Die Schuhe reagieren bei kalten Temperaturen immer anders als bei frühlingshaften Verhältnissen wie derzeit bei uns in Österreich“, meinte Herbst, der in den kommenden Tagen auch die Suche nach einem neuen Kopfsponsor beenden möchte.
Im Sommer wurde auch gezielt an den Schwächen der Vorsaison gearbeitet. „Man ist nie perfekt, ich und mein Material haben noch Reserven. Vor allem im Flachen, wenn es drehend und langsam wird“, so Herbst. Die Auswirkungen der intensiven Analyse sollen bereits im hohen Norden zu sehen sein.
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