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Traumcomeback von Grange

Österreichs Herren-Team ist am Sonntag beim Slalom in Levi nur knapp einem Auftaktdebakel in Levi entgangen. Nach den frühen Ausfällen der rot-weiß-roten Siegesanwärter Reinfried Herbst, Benjamin Raich und Marcel Hirscher im ersten Durchgang rettete „Solokämpfer“ Manfred Pranger mit einem fünften Platz in Levi die ÖSV-Ehre.

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Zum großen Sieger in Finnland avancierte bei der ÖSV-Ausfallorgie Jean-Baptiste Grange. Dem Franzosen, der fast die komplette letzte Saison wegen eines Kreuzbandrisses versäumt hatte, gelang ein Comeback wie aus dem Bilderbuch. Nach Laufbestzeit im ersten Durchgang gewann der 26-Jährige schließlich 0,33 Sekunden vor dem Schweden Andre Myhrer. Dritter wurde der Kroate Ivica Kostelic (+ 0,97).

„Das war ein perfekter Tag für mich. Im zweiten Lauf bin ich fokussiert geblieben. Es ist mir gelungen, mich nur auf mich und meinen Rhythmus zu konzentrieren“, war Grange glücklich. Auch Pranger zollte dem Franzosen Respekt, weiß der Österreich doch, wie es ist, nach dieser Verletzung zurückzukommen: „Er ist einer der besten Skifahrer der Welt. Ich war nach meinem Kreuzbandriss glücklich, Zwölfter geworden zu sein. Das zeigt, wie gut er ist.“

Slalomsiegerpodest mit Andre Myhrer, Jean Baptiste Grange und Ivica Kostelic

GEPA/Josef Bollwein

Andre Myhrer, Jean-Baptiste Grange und Ivica Kostelic als strahlendes Siegertrio.

Pranger mit Leistung zufrieden

Dabei stand Pranger selbst vor dem zweiten Lauf gehörig unter Druck, denn Hirscher erklärte: „Jetzt muss uns eben der Manni Pranger rausreißen, bitte.“ Und der Weltmeister enttäuschte seine Teamkollegen nicht. Zwar fiel Pranger vom dritten auf den fünften Rang zurück, war damit aber noch der mit Abstand beste Österreicher. Patrick Bechter belegte mit einem Rückstand von 3,47 Sekunden Rang 25, Wolfgang Hörl kam über Platz 27 nicht hinaus (4,13).

„Ich wollte schon Gas geben, aber ich habe oben zwei- dreimal die Spur nicht getroffen, da hab ich gemerkt, dass ich unsicher werde. Dazu kam bei der Einfahrt zum Steilhang ein Innenskifehler, das hätte ordentlich ins Auge gehen können. Da haben ich dann komplett zurückgeschalten und wollte einfach auf ein Ergebnis fahren. Natürlich wollte ich aufs Stockerl, aber für einen Start in die Saison ist Platz fünf nicht so schlecht. Darauf kann man aufbauen“, erklärte Pranger und ergänzte: „Ich habe früher auch gleich immer voll riskiert und bin oft ausgeschieden. Das hat mich dann oft die halbe Saison gekostet.“

Der ausgeschiedene Benjamin Raich

Reuters/Bob Strong

Mit einem kritischen Blick sah sich Raich seine Ausfallstelle an.

„Saisonstart ist in die Hosen gegangen“

Die restlichen Österreicher konnten mit diesem Motto allerdings eher weniger anfangen. Doch der Versuch gleich im ersten Rennen eine Marke zu setzen, ging gründlich daneben. „Der Saisonstart ist in die Hose gegangen, keine Frage“, gab Österreichs neuer Herrenchef Matthias Berthold unumwunden zu. Herbst beruhigte allerdings trotz der ÖSV-Ausfallorgie: „Der erste Durchgang spiegelt sicher nicht die Stärke unseres Slalom-Teams wieder.“

Trotzdem war dem ausgeschiedenen Trio die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. „Ich bin extrem schnell zur Haarnadel nach der Kuppe gekommen. Ich war nicht schön über dem Ski, habe den Schwung versäumt und das Tor nicht mehr erwischt. Natürlich ist man immer selbst schuld. Man muss das so fahren, dass man es gescheit fährt. Das war einfach schlecht von mir“, erklärte Raich, dessen Fahrt gerade 22 Sekunden gedauert hatte.

„Dieses Risiko muss man gehen“

Nicht viel besser erging es Herbst und Hirscher, die ebenfalls nicht zur ersten Zwischenzeit kamen. Herbst rutschte nach knapp zehn Sekunden im flachen Teil aus. Hirscher verzeichnete ebenfalls bereits oben einen kapitalen Fehler. Der 21-Jährige fuhr zwar weiter, fiel aber später endgültig aus. Die Österreicher waren damit allerdings in guter Gesellschaft, denn mit Olympiasieger Giuliano Razzoli, dem Kanadier Michael Janyk und Bode Miller waren bei den insgesamt 30 Ausfällen weitere namhafte Läufer dabei.

Herbst hatte für seinen Ausfall eine Erklärung parat: „Dieses Risiko muss man gehen, wenn man schnell sein will. Ich bin auf der Kante hängen geblieben und weg war ich. So stellt man sich den Auftakt sicher nicht vor, aber im Endeffekt wird sich das über den Winter gesehen ausgleichen. Ich weiß, dass ich gut drauf bin. Jetzt haben wir einen Monat Zeit gescheit zu arbeiten, dann wird das in Val d’Isere schon anders ausschauen.“

„Lieber ausscheiden als drei Sekunden hinten“

Hirscher ließ indes keine Kritik an der schnellen Kurssetzung auf dem zu Beginn flachen Hang seines Trainers Christian Höflehner im ersten Lauf aufkommen: „Ich habe alles probiert, vielleicht ein bisschen zu viel. Ich habe mich eigentlich gut gefühlt. Der Kurs war genauso gesetzt, wie wir es mögen. Klingt blöd, ist aber so. An dem ist es sicher nicht gelegen.“

„Riskierst nichts, gewinnst nichts. Lieber ausscheiden und ein paar gute Schwünge gefahren als drei Sekunden hinten sein“, brachte es der Salzburger auf den Punkt. „Deshalb werden wir jetzt nicht gleich die ganze Saison in den Müll werfen. Ich muss nur schauen, dass ich das nächste Mal die Situation besser einschätze.“

Herren-Slalom in Levi

Endstand:
Jean-Baptiste Grange FRA 1:46,64
Andre Myhrer SWE 1:46,97
Ivica Kostelic CRO 1:47,61
Christian Deville ITA 1:47,89
Manfred Pranger AUT 1:47,99
Silvan Zurbriggen SUI 1:48,11
Manfred Mölgg ITA 1:48,34
Julien Cousineau CAN 1:48,36
Marc Gini SUI 1:48,78
Julien Lizeroux FRA 1:48,95
Mattias Hargin SWE 1:49,02
Steve Missillier FRA 1:49,12
Ondrej Bank CZE 1:49,13
Fritz Dopfer GER 1:49,20
Markus Larsson SWE 1:49,21
Brad Spence CAN 1:49,57
Filip Trejbal CZE 1:49,83
Ted Ligety USA 1:49,89
Trevor White CAN 1:49,95
Jens Byggmark SWE 1:49,98
Thomas Mermillod Blondin FRA 1:50,01
Anton Lahdenperä SWE 1:50,05
Patrick Biggs CAN 1:50,05
Anthony Obert FRA 1:50,06
Patrick Bechter AUT 1:50,11
Mitja Valencic SLO 1:50,17
Wolfgang Hörl AUT 1:50,77
Leif Kristian Haugen NOR 2:07,80
Erster Lauf:
1. Jean-Baptiste Grange FRA 52,32
2. Christian Deville ITA 52,76
3. Manfred Pranger AUT 52,82
4. Andre Myhrer SWE 52,84
5. Silvan Zurbriggen SUI 52,91
6. Ivica Kostelic CRO 53,09
7. Manfred Mölgg ITA 53,19
8. Will Brandenburg USA 53,36
9. Mattias Hargin SWE 53,40
10. Julien Cousineau CAN 53,43
20. Patrick Bechter AUT 54,33
22. Wolfgang Hörl AUT 54,36
36. Mario Matt AUT 54,95
41. Marc Digruber AUT 55,21
Out u.a.: Benjamin Raich, Reinfried Herbst, Marcel Hirscher, Christoph Dreier (alle AUT), Giuliano Razzoli (ITA), Bode Miller (USA)
Zweiter Lauf:
1. Andre Myhrer SWE 54,13
2. Jean-Baptiste Grange FRA 54,32
3. Ivica Kostelic CRO 54,52
4. Fritz Dopfer GER 54,81
5. Marc Gini SUI 54,90
6. Julien Cousineau CAN 54,93
7. Ondrej Bank CZE 55,04
8. Christian Deville ITA 55,13
9. Manfred Mölgg ITA 55,15
10. Steve Missillier FRA 55,16
11. Manfred Pranger AUT 55,17
26. Patrick Bechter AUT 55,78
27. Wolfgang Hörl AUT 56,41
Out: Akira Sasaki (JPN), Will Brandenburg (USA)

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