Umstrittener Torjubel
Aleksandar Dragovic’ Torjubel sorgt auch noch Tage nach dem 1:1 zwischen Austria Wien und Red Bull Salzburg am Samstag in Wals-Siezenheim für Aufregung und Kopfschütteln. Der 19-jährige ÖFB-Teamspieler feierte sein erstes Tor in der Bundesliga mit ausgestrecktem Daumen, Zeige- und Mittelfinger, dem „serbischen Gruß“.
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Seit dem Zerfall Jugoslawiens Anfang der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts gelten die drei weggestreckten Finger als politische Provokation. Die als „Tschetniks“ zur traurigen Berühmtheit gelangten serbischen Freischärler im jugoslawischen Bürgerkrieg benutzten den „serbischen Gruß“ als Erkennungsmerkmal.
Gruß an den Onkel
Von politischer Motivation will Dragovic aber nichts wissen. „Das war bis jetzt zwar mein erstes Tor für die Austria, aber ich habe dabei sicher nicht daran gedacht, mit den Fingern den Tschetnik-Gruß zu machen“, beteuerte der 19-jährige Verteidiger auf der Austria-Homepage, „wer so etwas behauptet, kennt mich nicht.“ Die Aktion soll vielmehr ein Gruß an seinen auf der Tribüne sitzenden Onkel aus Serbien gewesen sein.

GEPA/Hans Simonlehner
Aleksandar Dragovic setzte mit seinem Jubel die falsche Geste.
Schon im Derby gegen Rapid wollte Dragovic bei einem Tor mit drei ausgestreckten Fingern seinem extra angereisten Verwandten den Besuch „verschönern“, doch damals blieb dem Teamverteidiger der Premierentreffer noch versagt. Den unschuldigen Hintergrund der trotzdem provokanten Geste versicherte Dragovic auch den Verantwortlichen bei der Austria.
„Giftpfeile von außen“
Für Austria-AG-Vorstand Thomas Parits ist die Sache damit auch erledigt. „Wir haben mit Drago geredet, und er hat uns glaubwürdig alles erklärt. Für uns ist die Sache damit zu hundert Prozent aufgeklärt und erledigt“, so Parits. Die Schuld an der Aufregung gibt man bei der Austria lieber der Presse, die den Vorfall in Salzburg am Montag nach Meinung der Violetten aufgebauscht hatte.
„Fakt ist dennoch, dass es von Pressevertretern, von denen kein Einziger mit Dragovic nach dem Spiel über seinen Jubel geredet hat, geschrieben wurde. Keine Rückfragen - auch das ist zu hinterfragen“, ist auf der Homepage der Austria zu lesen. Als „Giftpfeile von außen“, wenn „es beim FK Austria Wien einmal rund“ läuft, werden die Berichte etwa im „Kurier“ bezeichnet. Von einem „Zur-Brust-Nehmen“ Dragovic’ durch die Austria, wie etwa im „Kurier“ gefordert, ist jedenfalls nichts zu sehen.
Liste an Empörungen
Ob politisch motiviert oder nicht, ein bitterer Beigeschmack haftet dem „Tschetnik“-Gruß nach den Kriegsverbrechen von serbischen Freischärlern im jugoslawischen Bürgerkrieg nach. Im Sport sorgte der „serbische Gruß“ daher immer wieder für Empörung. 1995 sorgte das jugoslawische Team bei der Siegerehrung nach dem Gewinn der Basketball-Europameisterschaft mit drei hochgestreckten Fingern für Empörung.
Fußballer Mateja Kezman bejubelte den entscheidenden Treffer Serbien-Montenegros in der Qualifikation zur WM 2006 ausgerechnet gegen Bosnien-Herzegowina ebenfalls mit dem „serbischen Gruß“. Und beim Skandalspiel in der EM-Qualifikation zwischen Italien und Serbien am 12. Oktober in Genua versuchten die serbischen Teamspieler, ihre randalierenden Landsleute auf den Tribünen mit ausgestreckten drei Fingern zu „beruhigen“. Mit wenig Erfolg, die Partie wurde nach nur sechs Minuten aufgrund der Ausschreitungen abgebrochen.
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