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Hoffen auf den großen Durchbruch

Italien gilt nicht nur bei vielen Touristen als Urlaubsziel Nummer eins, sondern stellt auch für Fußballer seit jeher eine Traumdestination dar. Besonders in den letzten Jahren erlagen verstärkt auch viele ÖFB-Talente der Versuchung, ausgerechnet im Land des vierfachen Weltmeisters so richtig groß rauszukommen.

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Zuletzt kündigte Christoph Knasmüllner an, sich der Herausforderung Italien stellen zu wollen. Der 18-Jährige wird seinen im Sommer auslaufenden Vertrag bei Bayern München nicht verlängern und will den deutschen Rekordmeister wegen Unstimmigkeiten mit Amateurecoach Hermann Gerland und fehlender Perspektiven unter Profitrainer Louis van Gaal verlassen. „Wie es aussieht, werde ich wohl in den nächsten Monaten Italienisch lernen“, erklärte der Mittelfeld-Allrounder in einem Interview mit der „Sportzeitung“.

„Mailand ist schon sehr heiß“

Wohin es genau geht, ließ Knasmüllner allerdings noch offen: „Mailand ist schon sehr heiß, aber es gibt dort ja zwei Großclubs. Und natürlich auch noch Turin und Rom. Mehr kann ich nicht verraten.“ Auch sein Berater Otto Hauptmann betonte: „Inter war sehr bemüht, es gibt aber auch noch andere Angebote. Jetzt geht es nur noch darum, dass sich die betreffenden Clubs mit den Bayern einigen.“

David Alaba und Christoph Knasmüllner

GEPA/Thomas Bachun

Alaba und Knasmüllner sind bald keine Bayern-Vereinskollegen mehr.

Knasmüllner wechselte 2008 gemeinsam mit David Alaba zu den Bayern, war dort zumeist in der zweiten Mannschaft im Einsatz, trainierte aber auch mit Profis und stand auch schon mehrmals im Kader. Zu wenig für Knasmüllner. „Wie es derzeit aussieht, bekomme ich bei den Bayern nicht die Chance, auch zu beweisen, dass ich es schaffen kann. Und deshalb werde ich auch einen neuen Weg einschlagen“, erklärte der Wiener.

Ausflug in den „Karrieresumpf“

Ob der neue, ehrgeizige Weg Knasmüllner ans Ziel seiner Träume führen wird, ist allerdings ungewiss, zu viele negative Beispiele gab es in den letzten Jahren. Die Zeiten eines Herbert Prohaskas, der Anfang der 1980er Jahre im Dress von Inter Mailand und AS Roma für Furore sorgte, und eines Michael Konsels (1997 bis 1999 Stammgoalie bei Roma) sind vorbei. In den letzten Jahren entpuppte sich Italien für ÖFB-Talente als Karrieresumpf und die Versprechungen der Manager und Vereine als trügerisch.

Ein Umstand, den Marko Arnautovic und Erwin Hoffer bereits am eigenen Leib verspürten. Arnautovic war bei Inter-Coach Jose Mourinho nicht mehr als ein Ergänzungsspieler, der es gerade einmal bei drei Einwechslungen auf 55 Einsatzminuten brachte. Auch für Sprintrakete Hoffer war das Jahr bei Napoli wohl mehr ein Zündausetzer als ein Karriereturbo. Acht Einsätze in der Liga (96 Minuten) und drei im Cup (115 Minuten/ein Tor) standen für „Jimmy“ zu Buche. Beide spielen mittlerweile in Deutschland, wobei ihnen auch dort ein steife Brise entgegenweht.

Stankovic, Prutsch, Wolf und Co.

Auch der umgekehrte Weg, sich von einem kleinerem Club ins Rampenlicht zu spielen, war für einige Spieler nicht von Erfolg gekrönt. Marko Stankovic wollte 2009/10 als Stammspieler bei Triestina aufzeigen und nach dem Aufstieg in der Serie A sein Können zeigen. Beides ging nicht in Erfüllung, nach einem Jahr landete der 24-Jährige wieder in Österreich bei der Austria.

Jürgen Prutsch

GEPA/Richiardi

Prutsch landete bei Livorno nach dem Abstieg auf dem Abstellgleis.

Der 21-jährige Jürgen Prutsch schnupperte bei Livorno zumindest bereits Serie-A-Luft, zählt aber nach dem Abstieg nicht zum Stammpersonal beim Tabellenfünften des Zweitligisten. Daniel Wolf wechselte bereits 2007 nach Italien zu Piacenza und verzeichnete in seinem ersten Jahr in der Serie B immerhin 21 Einsätze. In der aktuellen Saison hat der mittlerweile 25-jährige Wiener nach der 21. Runde bei zwei Einwechslungen und einer Auswechslung aber gerade einmal 105 Einsatzminuten auf der Habenseite.

Auch Robert Guchers Plan ging vorerst nicht auf. Ein Angebot von Milan, in die Nachwuchsabteilung zu wechseln, schlug der 19-Jährige aus und entschied sich wegen besserer Perspektiven für Zweitligist Frosinone. Nach einem einsatzlosen Abstecher zum Serie-A-Club FC Genoa landete der Steirer wieder bei Frosinone. Aber auch beim Tabellenvorletzten ist er nur selten im Einsatz. Fast den identen Weg - bis auf eine Zwischenstation bei Sampdoria Genua - beschritt sein GAK-Akademie-Kollege Dieter Elsneg, um am Ende auf Leihbasis bei Kapfenberg zu landen.

Büchel setzt auf Juventus statt ÖFB

Marcel Büchel, der erst letzten Sommer dem ÖFB-U19-Team per SMS mitteilte, nur bei einer Fixplatzgarantie bei der EM für Österreich spielen zu wollen, kam indes bei Juventus zumindest in der Europa League zweimal zu Kurzeinsätzen.

Auf sein Debüt in der Serie A wartet der 19-Jährige allerdings noch, obwohl dem Feldkircher bei Vertragsunterzeichnung fünf bis zehn Einsätze mündlich zugesichert wurden. „Wenn es drei sind, bin ich auch zufrieden“, betonte Büchel, der sich im Sommer gegen einen möglichen Stammplatz beim Serie-B-Club Siena und für die „Alte Dame“ entschied.

Jürgen Säumel

GEPA/Richiardi

Säumel kostete fehlende Spielpraxis das Leiberl im ÖFB-Team.

Säumel hofft auf bessere Zeiten

Dass es auch ÖFB-Teamspieler in Italien schwer haben, bewies Jürgen Säumel. Der Steirer wechselte 2008 zum FC Torino. Nach dem Abstieg in die Serie B und einem leihweisen Wechsel zu Brescia ist der 26-Jährige wieder zurück in Turin. In der laufenden Saison kam Mittelfeldspieler Säumel allerdings noch kein einziges Mal zum Einsatz.

„Dass ich überhaupt nicht zum Zug komme, damit habe ich nicht gerechnet. Aber in Italien, und vor allem bei Torino, kann sich alles sehr schnell ändern“, hoffte der ehemalige Sturm-Graz-Spieler im November noch auf bessere Zeiten. Geändert hat sich bisher aber weiter nichts.

Erfolge auf kleineren Bühnen

Der einzige ÖFB-Legionär, der sich in den letzten Jahren in Italien neben dem bei Juve mittlerweile in die zweite Reihe gerutschten Goalie Alexander Manninger einen Namen gemacht hat, ist György Garics. Der Ex-Rapidler wechselte 2006 zu Napoli, erkämpfte sich einen Stammplatz und stieg in die Serie A auf. Nach 26 Einsätzen und einem Tor beim 3:1-Sieg gegen Milan ging es über zwei Saisonen bei Atalanta, wo er ebenfalls regelmäßig spielte, nach Bologna. Dort kämpfte aber auch er zuletzt um einen Stammplatz.

Nicht so Thomas Pichlmann: Der Stürmer hat am Wochenende nämlich sein 30. Ligator seit seinem Wechsel 2008 von der Austria nach Italien geschossen. Der 29-jährige Wiener griff jedoch auch nie nach den Sternen und spielt mittlerweile für Traditionsclub Hellas Verona in der dritten Liga.

Christian Wagner, ORF.at

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