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„Fairplay“ in den Clubkassen gefordert

Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge fordert in seiner Funktion als Präsident der Vereinigung Europäischer Clubs (ECA) angesichts der Rekordverluste europäischer Spitzenclubs mehr Vernunft im Fußball.

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„Jetzt ist eine gute Möglichkeit, auf die Bremse zu treten und die Welt ein bisschen rationaler zu machen“, sagte der Deutsche am Dienstag in der UEFA-Zentrale in Nyon. Mit schärferen Regeln und einem neuen „finanziellen Fairplay“ will die UEFA die Chancengleichheit zwischen den Topligen wiederherstellen.

Noch vor zwei Jahren hätten fast 70 Prozent der Clubs rote Zahlen geschrieben, heute seien es 56, so Rummenigge bei der Vorstellung des Konzepts gegen das unkontrollierte Schuldenmachen. Auch die anderen Zahlen, die in der UEFA-Zentrale am Genfer See präsentiert wurden, seien „besorgniserregende Signale“, wie UEFA-Generalsekretär Gianni Infantino es formulierte.

Rekordverlust im Jahr 2009

Im Finanzjahr 2009 stiegen die Einnahmen der berücksichtigten 733 Clubs in Europa gegenüber 2008 um 4,8 Prozent auf 11,7 Milliarden Euro. Weil zugleich die Kosten auf 12,9 Milliarden Euro stiegen, ergab sich ein Rekordverlust von 1,2 Milliarden Euro. Besonders „dick“ im Geschäft sind erwartungsgemäß die fünf großen Ligen in England, Spanien, Italien, Deutschland und Frankreich. Obwohl sie nur 13 Prozent der begutachteten Clubs stellen, gingen 69 Prozent der umgesetzten Millionen durch ihre Hände.

Wofür die Clubs ihr Geld ausgeben? Wie nicht anders zu erwarten, für die Gehälter ihrer Spieler. Im Schnitt geben die europäischen Vereine 64 Prozent der Einnahmen für die Bezahlung der Kicker aus. Nicht alle Teams sind jedoch hier relativ vernünftig. Bei immerhin zehn Prozent der Clubs übersteigen alleine die Spielergehälter die Einnahmen.

Auch Europacup-Ausschluss möglich

Das neue Konzept wird schrittweise über drei Jahre umgesetzt und sieht einen kontinuierlichen Schuldenabbau vor. Ab Juni dieses Jahres sollen alle Transferaktivitäten von der UEFA überwacht werden. Im Extremfall droht Clubs, die weiter Schulden anhäufen, der Ausschluss von Europacup-Wettbewerben. „Wir sind mutig genug, auch solche Entschlüsse zu fassen“, sagte UEFA-Präsident Michel Platini. Für die aktuelle Saison wären elf Clubs nicht zu Champions oder Europa League zugelassen worden, wenn die Regeln schon gegolten hätten.

Um die Clubs aus der Schuldenspirale zu befreien, wird künftig die Kadergröße auf höchstens 25 Spieler festgelegt. Einer Gehaltsobergrenze für Profis erteilte Rummenigge allerdings eine Absage. „Das wäre mit europäischem Recht nicht vereinbar“, sagte der 55-Jährige.

„Es ist eines der wichtigsten Projekte meiner Amtszeit“, sagte Platini über das Konzept. „Wir sind überzeugt, dass ein Verein nicht mehr ausgeben sollte, als er einnimmt. Wir werden keine Hexenjagd veranstalten, Vereine nicht an den Pranger stellen und auch keine schwarzen Listen veröffentlichen“, betonte der Franzose. „Wir wollen Vereinen, die in Schwierigkeiten stecken, Hilfe anbieten.“

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