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Bewusstseinsbildung in Kitzbühel

Doch kein Aprilscherz - wäre der Hahnenkamm nicht fest in Winterhänden, Gedanken an den Kitzbühler Frühling wären unvermeidlich gewesen: In den öffentlichen Zonen soll der Alkoholkonsum auch während der 72. Hahnenkammrennen in niedrigen Promilleregionen angesiedelt werden - wobei Alkohol, das Doping der Zuseher, zwar nicht verboten, aber eingeschränkt wird.

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Dahinter steht eine ganz lautere Absicht, wie Bürgermeister Klaus Winkler und der Stadt- und Fanzonenverantwortliche Wolfgang Weiss auf ORF.at-Anfrage bestätigten. „Es geht um eine Sensibilisierung dieses Themas“, sagte Weiss. Vor allem im Bereich der Jugendlichen und nicht Volljährigen soll die Maßnahme greifen und das Bewusstsein schärfen.

Der erste Schritt: Alkopops und Getränke mit mehr als sechs Prozent Alkoholgehalt dürfen in den Gastroständen der Stadt und in den Zutrittskorridoren zur Rennstrecke nicht verkauft und auch in den Zuschauerbereich nicht mitgenommen werden. Taschen und andere Behältnisse unterliegen mehr oder weniger strengen Kontrollen. In den Lokalen wird das Jugendschutzgesetz durch Wachorgane verstärkt überprüft.

„Wollen keine Saufparty“

Weiss hat einen Plan: Im ersten Jahr ging es ums Lernen, im zweiten Jahr geht es ums Disziplinieren, im dritten Jahr um eine Verbesserung. Bürgermeister Winkler spricht Klartext: „Wir wollen keine Saufparty“, sondern ein Skifest veranstalten, eines der größten, wenn nicht das größte Welt. „Und mit dem Verzicht auf den Ausschank harter Alkoholika haben wir schon in den vergangenen Jahren positive Erfahrungen gemacht, daher werden wir dieses Konzept auch in diesem Jahr weiterverfolgen.“

Die strengere Handhabe ist zuerst einmal an Jugendliche adressiert. Denn Alkohol sei grundsätzlich gesellschaftsfähig und gehöre zu Partys, zu Skipartys und damit auch zu Kitzbühel - mit Maß und Ziel. „Es ist ein Sportfest mit einer Apres-Ski-Party“, so Weiss. Und so gehe es hier nicht um ein Alkoholverbot, sondern „um ein sensibles Bewusstmachen der Problematik des in diesen Tagen übermäßigen Alkoholkonsums unter den Jugendlichen“ - in den öffentlichen und somit auch in den nächsten zwei Jahren von ihm kontrollierten Bereichen.

Kitzbühler Bürgermeister Klaus Winkler

GEPA/Hans Osterauer

Der Kitzbühler Bürgermeister als „Anstandsdame“

„Sport im Vordergrund“

Winkler, der Weiss während der Hahnenkammrennen im Vorjahr sämtliche Agenden der Stadt anvertraute, will aber nicht als Spielverderber gelten. „Bei uns steht der Sport immer im Vordergrund“, sagte das Stadtoberhaupt: „Dass rund um den Sport Feste gefeiert werden, ist aber natürlich in Ordnung. Wir wollen im Rahmen unserer Möglichkeiten nur darauf schauen, dass alles in geregelten Bahnen verläuft“ - und nach den Regeln des Tiroler Jugendschutzgesetzes. „Da sich bei der Innenstadtparty mehrere tausend Besucher aufhalten, ist es besonders hier wichtig, ein Zeichen zu setzen.“

Auf die rhetorische Frage, warum in den öffentlichen Bereichen auf Alkohol nicht generell verzichtet werde, wie es in den Lokalen mit Tabakkonsum eingeschränkt möglich ist, sagte Winkler: „Das ist nicht umsetzbar, nicht einmal im Festgelände im Innenstadtbereich.“ Ebenso könne er (noch) keinem Gastwirt vorschreiben, welche Getränke er ausschenken darf und welche nicht. Für die Standbetreiber sei das Verbot harter Getränke und die Beschränkung auf schwächere kein Problem. „Sie alle richten sich danach.“ Nach dem Motto: Hauptsache Alkohol. „Und der“, sagte Weiss, „gehört selbstverständlich zum Apres-Ski.“

Michael Fruhmann, ORF.at

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