Lässt FIFA Gnade vor Recht ergehen?
Der Transfer des slowakischen Stürmers Robert Vittek zu Meister Red Bull Salzburg ist aus einem kurios anmutenden Grund nicht zustande gekommen. Das internationale Wintertransferfenster schloss sich am Montag um Mitternacht, das den Vertrag besiegelnde Fax von Vitteks Club Ankaragücü wurde exakt eine Minute später um 0.01 Uhr empfangen. Salzburg bleibt nur, auf „Milde“ seitens der FIFA zu hoffen.
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Laut Red-Bull-Aussendung von Dienstagfrüh war das entscheidende Fax von den Türken mehrmals für spätestens 22.00 Uhr angekündigt gewesen. „Aus nicht nachvollziehbaren Gründen“ kam es aber nicht rechtzeitig. Aufseiten Salzburgs wäre in Abstimmung mit der tipp3-Bundesliga und dem Österreichischen Fußball-Bund (ÖFB) alles vorbereitet gewesen. Im offiziellen Transferabgleichungssystem (TMS), das es seit Oktober 2010 gibt, war der Transfer dann um 0.03 Uhr eingetragen, also zu spät. „Nun liegt es an der FIFA, diesen Transfer trotz des türkischen Minutenfehlers doch zu genehmigen“, so Red Bull in der Presseerklärung.
Defektes Faxgerät bei Ankaragücü
Ankaragücü nahm indes in einem Schreiben an den ÖFB die Schuld für die verspätete Eintragung ins TMS auf sich. Ein Faxgerät sei defekt gewesen, wodurch der zeitliche Ablauf entsprechend verzögert worden sei. Der ÖFB leitet dieses Schreiben nun weiter an die FIFA. Diese wird im Zuge einer Disziplinarkonferenz in den kommenden Tagen entscheiden, ob Vittek nun zu Salzburg wechseln darf oder nicht.

Reuters/Alessandro Bianchi
Ob Robert Vittek in Zukunft für Salzburg jubeln wird, entscheidet die FIFA.
Der Rekordtorschütze des slowakischen Nationalteams (23 Treffer in bisher 75 Länderspielen) hätte den Salzburgern im Titelkampf neuen Schwung im Angriff verleihen sollen. Bei der WM 2010 in Südafrika erzielte der 28-Jährige immerhin vier Tore für die Slowaken. Bei Ankaragücü spielt Vittek auf Leihbasis, sein Hauptarbeitgeber ist seit 2008 der französische Erstligist OSC Lille.
Bundesliga-Transferkarussell kam nicht in Schwung
Abgesehen von den Last-Minute-Transfers bei der Austria haben die heimischen Bundesligisten in der Transferzeit wie schon in den letzten zwei Wintern Zurückhaltung gezeigt. In Ried stand das Transferkarussell abgesehen vom Abgang des 20-jährigen Ersatztorhüters Pirmin Strasser zu Almeria still. „Die Qualität unserer Mannschaft passt, die Dichte ist gut, und Junge drängen nach“, sagte Manager Stefan Reiter. Einen Personalwunsch hatte man bei den Innviertlern zwar, der blieb aber unerfüllt.
„Schon im Herbst war klar, dass wir einen körperlich starken Stürmer, einen ‚Brecher‘ brauchen“, sagte Reiter. „Doch das war in jener Qualität, in der wir uns das vorgestellt haben, nicht machbar.“ Auch Verfolger Sturm setzt auf Kontinuität, engagierte lediglich den offensiven Mittelfeldspieler und zweifachen Teamspieler Patrick Wolf von Wiener Neustadt - ein Deal zwischen dem alten und neuen Verein von Mäzen Frank Stronach.
Salzburg holte den ungarischen Außenverteidiger Laszlo Bodnar nach eineinhalb Jahren zurück und will der Innenverteidigung mit dem Brasilianer Douglas da Silva (Hapoel Tel Aviv) mehr Stabilität verleihen. Mit Louis Ngwat-Mahop, Alexander Walke, Robin Nelisse und Thomas Augustinussen gab der Titelverteidiger Spieler ab, die im Herbst gar nicht oder nur wenig zum Einsatz gekommen waren.
Rapid holt Schimpelsberger von Twente
Rekordmeister Rapid, der Hannes Eder nach Dänemark (Sönderjyske) abgab, holte Boris Prokopic von Wacker Innsbruck zurück und verpflichtete zudem U21-Teamkicker Michael Schimpelsberger (Twente Enschede) und Torwarttalent Georg Blatnik (SV Grödig).
Dem Trend zur Konstanz folgten auch die Vereine der unteren Tabellenhälfte, vor allem Wiener Neustadt. Die Schöttel-Elf gab neben Wolf auch Diego Viana ab, holte nur Stürmer Edin Salkic aus Hartberg. Aufsteiger Innsbruck muss die Abgänge von Prokopic und Fabian Koch (zur Austria) wettmachen, holte mit Mittelfeldmann Carlos Merino einen zweiten Spanier nach Inaki Bea, verstärkte sich zudem mit Christopher Wernitznig (Villacher SV) und Thomas Bergmann (Rapid Amateure).
Kapfenberg angelte sich Robert Gucher auf Leihbasis von Frosinone und den polnischen Verteidiger Tomasz Welnicki von Nürnbergs Amateuren. Eine Minute vor Transferschluss fixierte man zudem die Verpflichtung des 19-jährigen deutschen Mittelfeldspielers Steven Lewerenz von RB Leipzig. Der Tabellenneunte Mattersburg beschränkte sich auf die Verpflichtungen des kroatischen Mittelfeldspielers Ivan Parlov und des erst 19-jährigen Stürmers Thorsten Röcher (SV Gloggnitz).
LASK als Großeinkäufer
Lediglich Schlusslicht LASK sah offenbar größeren Handlungsbedarf, reitet so wie Ried und Innsbruck nun auf der „spanischen Welle“ und holte gleich drei Spieler aus dem Weltmeisterland: Stürmer Aridane Tenesor, Mittelfeldspieler Juan Ramon Ruano Santana und Verteidiger Ruben Lopez, der gemeinsam mit dem tschechischen Routinier Petr Lukas die löchrigste Abwehr der Liga verstärken soll.
Am Montagabend gaben die Linzer die Verpflichtung von weiteren vier Spielern - Cem Atan, Haris Bukva, Sulejman Krpic und Ken Noel - bekannt. Der 25-jährige Ex-Mattersburger Atan kommt von Genclerbirligi Ankara nach Österreich zurück und ist ebenso ein Mittelfeldspieler wie der 22-jährige Bukva, der von Sturm Graz bis Saisonende ausgeliehen wurde.
Der 20-jährige bosnische Stürmer Krpic war zuletzt im U19-Team von Dinamo Zagreb engagiert. Für LASK-Trainer Georg Zellhofer sind die vielen neuen Spieler keine ungewohnte Situation: 2009 konnte er in Altach mit sieben Neuzugängen den Abstieg allerdings nicht mehr verhindern.
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