Kein Ende der Erfolgsgeschichte in Sicht
Auf der legendären Holmenkollen-Schanze über den Dächern von Oslo geht das beste und ausgeglichenste Skisprung-Team der Welt auf vier WM-Titel los. Seit Oberstdorf 2005 haben die ÖSV-Adler bei allen Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen zumindest eine Goldmedaille geholt. Mit vier Saisonsiegern und einem Titelverteidiger ist das Team von Alexander Pointner auch in Norwegen eine Bank.
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Längst ist der 1892 erbaute und seit 2008 erneut modernisierte Bakken zu einem Wahrzeichen der Hauptstadt geworden. Früher versammelten sich 100.000 Zuschauer zum jährlichen Holmenkollen-Springen, bei der WM wird die neue Arena 30.000 Menschen fassen. Die große Schanze hat einen kritischen Punkt bei 120 Metern, spielt technisch alle „Stückerln“ - und den Rekord (139,5 m) hält mit Andreas Kofler ein Österreicher. Nur ein Grund von vielen, dass der Sieg in den Einzelwettkämpfen und Teambewerben über die ÖSV-Favoriten führen muss.
Sechs Adler mit Medaillenpotenzial
Der bereits als Weltcup-Sieger feststehende Thomas Morgenstern, der beim Skifliegen in Vikersund als Siegspringer zurückgekehrte Gregor Schlierenzauer, Kofler und Thomas Koch haben in dieser Saison alle mindestens zwei Einzelspringen gewonnen. Wolfgang Loitzl geht nach seinem Triumph in Liberec 2009 als Titelverteidiger auf die Normalschanze und kam nach einer durchwachsenen Saison zuletzt im Training wieder in Form. Sogar der sechste und im Kampf um die Startplätze fast aussichtslose ÖSV-Springer Manuel Fettner landete heuer in Oberstdorf als Dritter schon auf dem Podest.

GEPA/Oliver Lerch
Womit schockiert Simon Ammann die Konkurrenz diesmal?
Wer sollte die Österreicher also stoppen - außer Simon Ammann? Der Schweizer lehrte Schlierenzauer und Co. bei Olympia 2010 in Whistler mit der „Wunderbindung“ das Fürchten. Rechtzeitig zur WM in Oslo kursieren nun Gerüchte, wonach der insgesamt vierfache Olympiasieger diesmal einen „Wunderanzug“ aus dem Ärmel schütteln könnte. Zu seinem Spitznamen „Harry Potter“, den man Ammann 2002 in Salt Lake City als Senkrechtstarter mit markanter Brille verpasst hatte, würde das gut passen. Diesmal vertraut man im ÖSV-Lager aber lieber auf die eigenen Stärken, als sich auf das Material der Gegner zu konzentrieren.

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Medaillenschmied Alex Pointner
WM-Einzeltitel fehlt ÖSV-Dominatoren noch
Schlierenzauer scheint außerdem - wie davor auch Morgenstern - mental gestärkt aus der ersten sportlichen „Krise“ seiner schier unglaublichen Karriere hervorgegangen zu sein. Und dass Pointners Schützlinge seit Oberstdorf 2005 bei allen Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen mindestens eine „Goldene“ holten, spricht ebenfalls für die ÖSV-Medaillenbank. In Val di Fiemme fanden 2003 die bisher letzten Titelkämpfe statt, die Österreichs Skispringer ohne Edelmetall abschlossen.
Seither triumphierten die ÖSV-Adler in vier Teambewerben - 2005 in Oberstdorf nutzten sie die auch heuer gebotene Möglichkeit von zwei Mannschaftsspringen - und brachten mit Loitzl zuletzt auch einen Einzelweltmeister hervor. Den Dominatoren der letzten Jahre, Morgenstern und Schlierenzauer, fehlt dieser Titel aber noch in ihrer Sammlung. Vor zwei Jahren stürzte Morgenstern auf der kleinen Schanze mit Gold vor Augen, Schlierenzauer holte Silber hinter Loitzl. Diesmal wollen die beiden Überflieger auch bei der WM den ganz großen Wurf landen.
Ammann und Malysz immer auf der Rechnung
Wenn es um WM-Medaillen geht, ist aber auch Ammann nicht weit. In Liberec holte der „Spielverderber vom Dienst“ Bronze auf der Normalschanze, 2007 in Sapporo räumte er Gold vom großen Bakken und Silber auf der kleinen Anlage ab. Mit insgesamt drei WM-Titeln seit 2003 steht ihm der polnische Evergreen Adam Malysz da übrigens um nichts nach. Und die berüchtigten Windverhältnisse auf dem Holmenkollen könnten noch andere heiße Außenseiter ins Spiel bringen.
Das fünfköpfige Aufgebot (ein zusätzlicher ÖSV-Startplatz dank Titelverteidiger Loitzl) für den Auftakt am Samstag (15.00 Uhr) auf der Normalschanze will Pointner zwar erst vor Ort bekanntgeben. Für Vettner dürfte aber wohl nur die Ersatzbank bleiben. Am Sonntag (15.00 Uhr, jeweils live in ORF eins) geht es dann gleich mit dem ersten Teambewerb, ebenfalls auf der kleinen Schanze, weiter.
Harald Hofstetter, ORF.at
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