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Keine Chance zur Titelverteidigung

Ein 22-Jähriger ist der große Star der Biathlon-WM in Chanty-Mansijsk. Doch nicht wie aus heimischer Sicht erhofft Dominik Landertinger drückte den Titelkämpfen bisher seinen Stempel auf, sondern sein Alterskollege Tarje Bö. Während der Norweger bereits viermal über Edelmetall, darunter Gold im Einzelbewerb, jubeln durfte, war Sibirien für Landertinger noch keine Reise wert.

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Der erfolgsverwöhnte Tiroler, vor zwei Jahren bei den Titelkämpfen in Pyeongchang noch der umjubelte Held aus österreichischer Sicht, steht nach vier WM-Bewerben mit leeren Händen da und kann aufgrund der schlechten Ergebnisse nicht einmal zur Titelverteidigung im Massenstart antreten. Die Enttäuschung bei Landertinger war nach dem 16. Platz im Einzelrennen zwar wie erwartet groß, er ärgerte sich aber nicht über die Maßen über die verpasste Massenstart-Qualifikation.

Staffel als letzte Chance

„Natürlich ist das schade. Aber meine Formkurve zeigt nach oben und ich werde nun eben in der Staffel voll angreifen. Ich habe aber auch gesehen, dass ich momentan einfach nicht gut genug in Form wäre, um im Massenstart um Gold mitzulaufen“, sagte Landertinger im Gespräch mit der APA. Er hat aber am Freitag in der Staffel mit seinen ÖSV-Teamkollegen ohnehin noch eine andere gute Medaillenchance. Der Hochfilzener denkt aufgrund des verkorksten Winters, in dem er mehrmals mit Krankheiten zu kämpfen hatte, bereits an den nächsten.

„Ich werde in Ruhe weiterarbeiten und mich auf die nächste Saison vorbereiten“, so Landertinger. ÖSV-Biathlon-Chef Markus Gandler stellte klar, dass es Landertinger im Jänner mit einer Grippe samt hohem Fieber „brutal erwischt“ habe. „Er hat sich im Laufe der WM zwar gesteigert, die Ergebnisse entsprechen aber nicht seinen eigenen, hohen Erwartungen“, sagte Gandler. Mit einem behutsamen Wiederaufbau sei von ihm aber noch viel zu erwarten. „Er kann nach wie vor ein ganz Großer werden“, meinte der Tiroler über seinen engeren Landsmann.

„Alleine zu siegen ist emotionaler“

Während Landertinger eine durchwachsene Saison mit nur einem Podestplatz hinter sich hat, ist Bö in seiner ersten vollen Weltcup-Saison bereits der Allerbeste. Mit vier Siegen und vier weiteren Podestplätzen stellte das Supertalent die von Weltcup-Titelverteidiger und Landsmann Emil Hegle Svendsen angeführte Konkurrenz bereits vor der WM in den Schatten. In Chanty-Mansijsk ging der Erfolgslauf munter weiter.

Biathlet Tarjei Boe (NOR)

GEPA/Christian Walgram

Shootingstar Tarje Bö setzte seinen Höhenflug auch bei der WM in Sibirien fort.

Er ließ dem Titel in der Mixed-Staffel jeweils Bronze in Sprint und Verfolgung sowie sein erstes Einzel-WM-Gold über die 20 km folgen. „Ich bin wirklich sehr glücklich über meinen ersten Einzeltitel. Mixed-Gold war sehr schön, aber alleine zu siegen ist viel emotionaler“, sagte Bö. Im Einzel wäre er beinahe noch von Christoph Sumann, der schließlich Bronze holte, abgefangen worden.

Auch Björndalen leidet

Der Österreicher hatte aber den letzten Versuch verschossen, der Norweger hingegen bei seiner Schnellfeuereinlage sämtliche Scheiben getroffen. Wie Landertinger gab es auch für Ole Einar Björndalen in Sibirien bisher wenig zu lachen. Der vierfache Weltmeister von 2009 gewann zwar gemeinsam mit Bö den Mixed-Bewerb, blieb aber in den drei Einzelkonkurrenzen noch ohne Medaille.

„Er hat mir beim Auslaufen gesagt, dass es nach einer derartigen Krankheit einfach sehr schwer ist, wieder rechtzeitig zurückzukommen“, berichtete Landertinger über den prominenten Leidensgenossen. Der Rekordtitelträger aus Norwegen war wie Landertinger im Jänner krank und fand seither nicht mehr zur Hochform.

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