Politisch geteilt, sportlich verbunden
Am 17. März wird die „grüne Insel“ am Saint Patrick’s Day ihrem Namen besonders gerecht. Mit zahlreichen Paraden wird jenem Missionar gedacht, der nicht nur den christlichen Glauben in den Westen Europas brachte, sondern der Legende nach auch die Schlangen von der Insel vertrieb. Aber auch der Sport steht am Saint Patrick’s Day im Vordergrund.
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Denn am Saint Patrick’s Day steigen im Croke Park von Dublin auch die alljährlichen Clubendspiele in den irischen Nationalsportarten Gaelic Football und Hurling - das Highlight im Sportkalender der Iren, und das nicht nur im republikanischen Süden, sondern auch im britischen Norden. Sport ist der Leim, der die seit 1920 politisch geteilte Insel bis heute aneinanderbindet. Geht es um Gaelic Football und Hurling (Camogie bei den Frauen), ein dem Hockey verwandtes körperbetontes Spiel, spielt der Reisepass keine Rolle.

AP/Cathal McNaughton, PA
Irlands Nationalsport Gaelic Football ist nichts für Zartbesaitete.
GAA regiert ganz Irland
Die bereits 1884 zur Stärkung der irischen Sportarten gegründete Gaelic Atheltic Association (GAA), einflussreichster Verband der Insel, rechnet die sechs beim Vereinigten Königreich verbliebenen historischen Grafschaften der Provinz Ulster nach wie vor gemeinsam mit den 26 restlichen Counties zu seinem Einflussgebiet. Die nordirischen Grafschaften Tyrone und Armagh zählen etwa mit zu den erfolgreichsten Teams auf County-Ebene.
Vor allem Gaelic Football, grob umschrieben eine Mischung aus Fußball und Rugby, ist ein wichtiger Bestandteil der irischen - vor allem katholischen - Gemeinden auf beiden Seiten der Grenze. Jede Pfarre nennt, auch auf Betreiben der GAA hin, einen Club ihr Eigen. Und die Spieler bleiben ihrem Heimatverein und damit ihrer Gemeinde auch ein Leben lang treu. Selbst jene, die es etwa aus beruflichen Gründen an einen anderen Ort verschlagen hat. Ein Triumph beim alljährlichen All-Ireland-Finale am Saint Patrick’s Day wird somit zum Ausdruck eines besonders gut funktionierenden Gemeindewesens.
Im Rugby nur gemeinsam
Aber nicht nur in den traditionellen gälischen Disziplinen überbrückt der Sport politische und religiöse Differenzen. So stellt die Insel etwa im Rugby ein gesamtirisches Team - und das mit Erfolg. 2009 konnte Irland die traditionelle Six Nations Campionship gegen England, Frankreich, Wales, Schottland und Italien ohne Niederlage für sich entscheiden. In olympischen Disziplinen wie Leichtathletik und Schwimmen steht es den Athleten aus Nordirland frei, ob sie für Großbritannien oder die Republik Irland an den Start gehen.
Dennoch schwingt die politische Teilung auch immer ein wenig mit. So wird bei Auswärtsspielen der Rugby-Nationalmannschaft das Lied „Ireland’s Call“ als gemeinsame neutrale Hymne intoniert. Nur bei Heimspielen, meist in Dublin, wird zusätzlich die Hymne der Republik zum Besten gegeben - und von den Spielern aus dem Norden so gut es geht ignoriert.

Reuters/David Moir
Im Rugby ziehen Nord und Süd im internationalen Vergleich an einem Strang.
Gegen „koloniale“ Sportarten
Die GAA brachte die Politik lange Zeit insofern ins Spiel, als die Austragung von „kolonialen“ Sportarten wie Fußball und Rugby im Croke Park - mit knapp 83.000 Plätzen das größte Stadion der Insel - lange Zeit verboten war. Bis 1972 war es gälischen Sportlern nicht einmal erlaubt, „englische“ Spiele wie Fußball zu betreiben.
Erst 2007 hob die GAA, wegen des notwendigen Umbaus des Fußball-Stadions Lansdowne Road und auf öffentlichen Druck hin, das Verbot vorübergehend auf und erlaubte Rugby- und Fußballspiele im „Croker“. Das Gastspiel Englands im Rahmen der Six Nations Championship wurde mit dem Hintergrund des „Bloody Sunday“ zum vielbeachteten Ereignis. Erstmals überhaupt ertönte die Hymne „God save the Queen“ im Croke Park. Das Spiel selbst endete mit einem Triumphzug für die Gastgeber. Irland besiegte den damals regierenden Weltmeister 43:13 und feierte den höchsten Sieg über England überhaupt.
Getrennte Wege im Fußball
Während im Rugby Irland als gemeinsames Team auftritt, bleibt Fußball die einzige prominente Sportart in der die „grüne Insel“ auch sportlich geteilt bleibt. Denn beide Hälften verfügen über eigene Verbände, die miteinander konkurrieren. Aber auch auf diesem Gebiet gibt es Entspannung. Die Verbände von Irland und Nordirland duellieren sich seit heuer im Nations Cup mit Wales und Schottland um die Vorherrschaft im Schatten Englands. Auch auf Clubebene wird dank des Setanta Cups mittlerweile seit 2005 inselübergreifend Fußball gespielt.
Karl Huber, ORF.at
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