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Mächtigster Verband Irlands

Die Gaelic Athletic Association (GAA) und der Österreichische Skiverband haben eines gemeinsam: Sie sind jeweils der größte Sportverband ihres Landes. Seit mittlerweile 127 Jahren wacht die GAA über die traditionellen irischen Sportarten wie Gaelic Football, Hurling und Camogie. Und damit über einen wichtigen Teil des Selbstbewusstseins der „grünen Insel“.

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Gegründet wurde die GAA am 1. November 1884 auf Betreiben des irischen Lehrers Michael Cusack. Ziel war es, die Stellung der traditionellen gälischen Disziplinen zu stärken, die ihre Position in der Gesellschaft immer mehr an die „englischen“ Spiele Fußball, Rugby und Cricket verloren. Zu diesem Zweck etablierte der Verband nicht nur Clubs in jeder katholischen Gemeinde des Landes, sondern stellte sich in ihren Regularien strikt gegen den englischen Einfluss.

Fußballschauen verboten

So war es Mitgliedern der GAA unter Androhung des Ausschlusses bis 1971 verboten, Fußball oder Rugby zu betreiben oder gar ein Spiel zu besuchen. Wie rigoros etwa diese Regel umgesetzt wurde, musste 1938 der irische Präsident Douglas Hyde am eigenen Leib erfahren. Hyde besuchte das Fußball-Länderspiel zwischen Irland und Polen im Dubliner Dalymount Park und wurde darauf hin von der GAA ausgeschlossen.

Ihren schwärzesten Tag erlebte die GAA 18 Jahre vor dem Hyde-Ausschluss am 21. November 1920. Damals umstellten britische Soldaten während eines Gaelic-Football-Spiels zwischen Dublin und Tipperary den Croke Park und feuerten in die Menschenmenge. 14 Opfer, darunter Tipperary-Spieler Michael Hogan, waren bei der Vergeltungsaktion für einen vorangehenden Angriff der Irisch Republikanischen Armee (IRA) auf britische Agenten zu beklagen. Der Tag ging als „Bloody Sunday“ in die irischen Geschichtsbücher ein, die Gegentribüne des Croke Park in der irischen Hauptstadt Dublin wurde zu Ehren Hogans nach ihm benannt.

Panoramaansicht des Stadions Croke Park in Dublin

Corbis/AMA/Matthew Ashton

Der imposante Croke Park gehört zu den Wahrzeichen der irischen Hauptstadt.

Die Erinnerung an den „blutigen Sonntag“ führte nicht nur dazu, dass Mitglieder britischer Sicherheitsorganisationen von der GAA ausgeschlossen blieben, sondern trug auch das ihre dazu bei, dass „englische“ Sportarten im Croke Park verboten blieben. Selbst für die gemeinsame Bewerbung Irlands mit Schottland für die Fußball-Europameisterschaft 2008 gab es keine Ausnahme vonseiten der GAA. Und das, obwohl der Croke Park das zu diesem Zeitpunkt einzige moderne Stadion der gesamten Insel war.

Gastspiel im Wembley-Stadion

Erst nach der gescheiterten Bewerbung und unter massivem öffentlichen Druck gab die GAA 2005 schließlich nach, um den Umbau des veralteten Lansdowne-Road-Stadions zu ermöglichen. In Sachen Gastspielen in fremden und auch englischen Stadien zeigte die GAA aber auch in der Vergangenheit nur wenig Bedenken. So fand das alljährliche All-Ireland-Finale im Gaelic Football zwischen den Grafschaften Kerry und Cavan 1948 in den Polo Grounds von New York City statt.

1958 wagte sich die GAA gar in die „Höhle des Löwen“. Der britische Ableger der GAA organisierte Freundschaftsspiele im Wembley Stadion. Eine Tradition, die sich bis 1975 hielt. Dass die GAA ihren internationalen Einfluss auch heute noch stetig ausbaut, beweist nicht nur die „Außenstelle“ in Großbritannien. Selbst in den USA, Australien und Asien finden sich GAA-Ableger. Und auch Österreich ist kein weißer Fleck auf der GAA-Landkarte mehr. Seit 2004 spielen die Vienna Gaels in Wien Gaelic Football - als eingetragenes Mitglied der GAA.

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