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„Ich bin Skifahrer, nicht Showman“

Nach der Saison 2005/06 wollte Michael Walchhofer seine Karriere eigentlich schon beenden. Aber der Salzburger fand wieder neue Motivation und verlängerte seine aktive Laufbahn bis zum März 2011. Doch seit Donnerstag ist endgültig Schluss. Nach der Absage des Super-G beim Weltcup-Finale in Lenzerheide war die Abfahrt am Mittwoch das letzte Rennen seiner Karriere.

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In seiner letzten Saison stockte der 35-Jährige, der im Jänner 1999 in den Weltcup eingestiegen war, sein Erfolgskonto noch einmal um vier Weltcup-Siege auf. Der letzte Triumph mit dem erhofften Gewinn der kleinen Kugel im Abfahrtsweltcup blieb ihm jedoch knapp verwehrt.

Fünf Medaillen bei Großereignissen

Nach WM-Gold in der Abfahrt 2003 in St. Moritz hatte Walchhofer 2005 in Bormio im Super-G und Teambewerb jeweils Silber sowie in der Abfahrt Bronze geholt. Bei olympischen Spielen reichte es 2006 in Turin für Abfahrtssilber. Im Weltcup stehen 19 Siege in drei Disziplinen (14 Abfahrt, drei Super-G, zwei Kombi) sowie drei kleine Kristallkugeln (2005, 2006, 2009 jeweils in der Abfahrt) zu Buche und zeugen von Konstanz während vieler Jahre in der absoluten Weltspitze.

Erst spät auf die langen Ski gewechselt

Der Hotelbesitzer in Zauchensee verdiente sich seine ersten Sporen einst als Slalom-Läufer, mit der ersten Abfahrt ließ er sich Zeit. Erst mit 25 Jahren feierte der 1,92 m große und 100 kg schwere Athlet am 20. Jänner 2001 in Kitzbühel sein Debüt - es war mit Platz neun erfolgreich und vielversprechend. „Das war mein Ticket in die Abfahrtsmannschaft. Seit diesem Tag bin ich Abfahrer“, erinnerte sich Walchhofer an den Schlüsselmoment.

Michael Walchhofer

GEPA/Hans Punz

Im Winter 2000 hatte Walchhofer noch eine lange Karriere vor sich.

Dass er nicht nur aufgrund seiner körperlichen Vorzüge für die Abfahrtsstrecken dieser Welt prädestiniert sein müsste, hatte vor allem ÖSV-Trainer Andreas Evers erkannt. Heute darf Walchhofer von sich behaupten, alle Klassiker gewonnen zu haben.

Die Familie steht an erster Stelle

Prinzipiell ist der gebürtige Radstädter kein Mann lauter Worte, er blieb in schwierigen Situationen immer gelassen und stets ein fairer Sportsmann. Bei Misserfolgen suchte er die Schuld zuerst immer bei sich. Wenn er erst einmal im Ziel abgeschwungen hatte, dann war das oftmals auch schon das Ende der Vorstellung. „Ich bin in erster Linie Skifahrer, nicht Showman“, stellte Walchhofer klar, worauf es ankam.

Der Rückhalt in seinem Leben ist Ehefrau Barbara, die sich zu Hause um die Geschäfte kümmert, sowie Tochter Hannah und die Zwillingssöhne Patrick und Mathias. „Klar trainiere ich das ganze Jahr, um Topleistungen im Skisport zu erbringen. Aber an allererster Stelle steht die Familie. Wenn man nach Hause kommt und geborgen ist, dann ist das ein gewaltiger Rückhalt.“ Neben Skifahren und Familie gibt es aber noch einige andere Leidenschaften, Wein und Essen zum Beispiel, er brachte auch bereits ein Kochbuch heraus.

Aller Anfang war schwer

Walchhofer wuchs als jüngstes von sechs Kindern als Bauernbub auf, sein Großvater war Liftpionier in Zauchensee, später konzentrierte sich die Familie auf die Gastronomie- und Hotelszene. Mit acht Jahren bestritt der Junior sein erstes Rennen, erst 2003, mit 27 Jahren, gelang ihm in der Kitzbühel-Kombination sein erster Weltcup-Sieg.

Er erinnert sich noch genau an seine Anfänge, als er teilweise mit dem Dorfbäcker nach Altenmarkt zum Skifahren pendelte. Bei Kinder- und Schülerrennen fuhr er seinen Kollegen meistens um die Ohren, in frühen Europacup-Jahren, als der große Wachstumsschub einsetzte, ging dann aber wenig bis nichts. „Dass man dann den Durchbruch schafft, ist auch Glückssache.“ Und das Glück war auf seiner Seite.

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