Bestürzung in Österreichs Judo-Lager
Eine der erfolgreichsten Judoka Österreichs ist tot: Claudia Heill, Silbermedaillengewinnerin bei den Olympischen Spielen in Athen 2004, hat sich im 30. Lebensjahr das Leben genommen, wie der Österreichische Judoverband (ÖJV) am Donnerstag bestürzt mitteilte.
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Die ehemalige Spitzensportlerin kam nach einem Sturz aus dem sechsten Stock eines Wohnhauses im dritten Wiener Gemeindebezirk zu Tode. Sie wurde in der Nacht auf Donnerstag um 3.15 Uhr gefunden. Laut Polizei gebe es im Fall des Ablebens von Heill keine Anzeichen für Fremdverschulden, auch Abschiedsbrief wurde keiner gefunden. Man gehe von Selbstmord aus. Die Angehörigen könnten sich das alles nicht erklären, teilte eine Sprecherin der Polizei auf Anfrage der APA mit.
„Claudia war ein lebensfroher Mensch, der viele Visionen hatte und ihr ganzes Leben dem Sport widmete. Unser Mitgefühl gilt ihrer Familie - Österreichs Judosport hat einen schweren Verlust erlitten. Eine Lücke, die nicht zu schließen ist. Sie war sehr erfolgreich, war ein sehr aktiver Mensch. Alle, die sie gekannt haben, sind vor den Kopf gestoßen“, sagte ÖJV-Verbandspräsident Hans Paul Kutschera in einer ersten Reaktion. „Wir werden Claudia stets in bester Erinnerung haben.“

GEPA/Dominic Ebenbichler
Mit Olympiasilber feierte Heill 2004 ihren größten Erfolg.
„Ich kann es nicht glauben“
Bei den Erfolgen immer am Mattenrand war Heills langjähriger Trainer Hubert Rohrauer. Er findet keine Erklärung für das Geschehene: „Wir waren noch am Abend davor zusammen, niemand konnte die Kurzschlusshandlung von Claudia erahnen. Sie war eine Perfektionistin, hatte einen starken Willen.“ Fassungslos reagierte auch ihr früherer Teamkollege Ludwig Paischer: „Ich kann es nicht glauben. Claudia war ein so lebensfroher, freundlicher Mensch. Ich werde sie vermissen.“
„Claudia Heill war nicht nur eine große österreichische Sportlerin und damit ein Vorbild für die Jugend, ich habe sie auch als lieben und herzlichen Menschen kennengelernt“, teilte Sportminister Norbert Darabos mit. „Im April wollte sie im Sportministerium ein Praktikum absolvieren. Ich kann es noch nicht fassen, dass Claudia Heill nicht mehr unter uns weilt. Unsere Anteilnahme gilt in dieser schweren Stunde ihrer Familie.“
Karriereende vor zwei Jahren
Nach dem Ende ihrer aktiven Karriere war Heill neben ihrem Studium zuletzt auch als Nachwuchstrainerin im Schulmodell Südstadt tätig. Sie legte diese Funktion aber zurück, um sich ganz auf ihr Studium an der von Gunnar Prokop ins Leben gerufenen Fachhochschule für Sportwissenschaften in Wr. Neustadt konzentrieren zu können. Ihren größten Erfolg feierte sie 2004 bei den Olympischen Spielen in Athen, Heill gewann in der Klasse bis 63 kg die Silbermedaille. 2008 wurde sie bei den Olympischen Spielen in Peking Fünfte.
Bei Weltmeisterschaften erreichte Heill 2001 in München den fünften Platz, 2007 wurde sie in Rio de Janeiro immerhin Siebente. Bei Europameisterschaften konnte die Wienerin insgesamt fünf Medaillen gewinnen, in Paris 2001 und Rotterdam 2005 jeweils Silber. Bei der Militärweltmeisterschaft 2006 in Vinkovci holte sie die Goldmedaille. Für die Heim-EM 2010 in Wien war Heill, die im Juni 2009 ihre Laufbahn beendet hatte, noch als Sonderbotschafterin und im Marketing des Organisationskomitees im Einsatz.
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