Sport mit Perspektiven
Wenn andere Berufstätige am Zenit ihrer Leistungsfähigkeit sind, heißt es für die meisten Spitzensportler bereits Abschied nehmen. Die Karriere ist vorbei. Spitzensportler, die nach dem Ende ihrer aktiven Karriere ins berufliche Nichts fallen, gibt es nicht wenige. Das in Zukunft zu verhindern, hat sich das 2006 ins Leben gerufene Projekt „Karriere danach“ (KADA) auf die Fahnen geheftet.
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Am Montag wurde in Wien die neue Initiative Sport mit Perspektive präsentiert, die Athleten auf noch breiterer Basis als in der Vergangenheit den Weg in den Arbeitsmarkt ebnen soll. Schon in den vergangenen Jahren hatten Ex-Sportler wie u. a. Silvia Berger, Ingrid Rumpfhuber (Ski alpin), der Ruderer Walter Rantasa und Markus Hiden (Fußball) KADA erfolgreich in Anspruch genommen. Sogar der frühere NHL-Profi Christoph Brandner wird das Projekt bei seinem beruflichen Umstieg konsultieren.
„Gerade für Hochleistungssportler mit hohem Trainingsaufwand ist es in Zeiten der ‚Generation Praktikum‘ besonders schwer, die eigenen Berufschancen zu verbessern. Der Einstieg in den Joballtag steht bei mir zwar noch nicht an, KADA hilft mir jedoch schon jetzt, die notwendige Basis dafür zu bilden", wird Synchronschwimmerin Nadine Brandl auf der KADA-Homepage zitiert.
„Sehr schlecht abgesichert“
„Ein Olympiasieg ist noch lange keine Jobgarantie“, erinnerte die KADA-Geschäftsführerin und ehemalige alpine Skirennläuferin Roswitha Stadlober. In den wenigsten Sportarten werde genug verdient, um ausgesorgt zu haben. „Sportler sind sehr schlecht abgesichert.“ Dementsprechend schwer fällt der Übergang von der Sportkarriere in den Berufsalltag.
Und so betonte Sportminister Norbert Darabos (SPÖ) die Bedeutung des gemeinnützigen Vereins, der von seinem Ressort im Jahr 2011 mit 300.000 Euro unterstützt wird. Weitere finanzielle Mittel kommen vom Arbeitsmarktservice (AMS). „Das gehört zu unserer sozialen Verantwortung gegenüber den Tausenden österreichischen Spitzensportlern“, sagte Darabos. Auch für Stadlober stellt KADA eine unverzichtbare Einrichtung dar.
Arbeitslose Spitzensportler
„Viele ehemalige Spitzensportler sind arbeitslos, man glaubt es kaum“, sagte die Salzburgerin und wies auf die „schlechte Ausbildungssituation für Spitzensportler“ hin. „Ein Fall Julian Draxler soll in Österreich nicht passieren“, sagte Stadlober in Anspielung auf das 17-jährige Talent von Schalke 04, dem im Jänner vom damaligen Trainer Felix Magath nahegelegt worden war, die Schule abzubrechen - mit der Begründung, sich dann ganz auf seine Karriere konzentrieren zu können. „Oft werden Sportler mit der Frage konfrontiert, was sie wollen: studieren oder sporteln? Das System ist zu unflexibel und verschult.“
KADA betreut Sportler nicht nur nach dem Karriereende, sondern will auch schon davor beratend zur Seite stehen bzw. mit Informationskampagnen Verbände, Vereine und Schulen mit leistungssportlichen Schwerpunkten für das Thema sensibilisieren. Als Coaches sind derzeit in verschiedenen Bundesländern u. a. ehemalige Sportgrößen wie Michael Hadschieff, Judith Draxler-Hutter und Sigrid Kirchmann-Ortner aktiv.
Aktuell werden 30 Sportler betreut, die Mehrzahl davon aus dem Fußball. „Nicht alle wollen öffentlich genannt werden“, sagte Stadlober. Kein Problem damit hat jedenfalls die noch aktive Spitzensnowboarderin Claudia Riegler, der KADA bei der derzeit laufenden Ausbildung zur Montessori- und Moto-Pädagogin half. „Man geht wesentlich entspannter in eine Saison, wenn es für nachher etwas gibt oder Ideen da sind“, erklärte Riegler. „Ich empfehle jedem, einen ähnlichen Weg zu gehen“, sagte Stadlober.
Volleyball in der Offensive
Beispielgebend agierte diesbezüglich übrigens der österreichische Volleyballverband (ÖVV), der sich zu einer Zusammenarbeit mit KADA bereits verpflichtet hat. Besonders in Aus- und Weiterbildungsfragen sowie in der Laufbahn- und Berufsberatung sollen Lösungen und Möglichkeiten gefunden werden, die sowohl sportliche Höchstleistungen ermöglichen als auch eine berufliche Ausbildung gewährleisten.
Dem ÖVV entstehen für die Betreuung keine Kosten. Die werden ausschließlich von KADA getragen. Ein deutliches Signal hatte davor schon das Internationale Olympische Comitee (IOC) mit dem vor kurzem entwickelten Athlete Career Programme gesetzt. Aus diesem Grund wurde auch mit dem ÖOC eine Vereinbarung getroffen, die KADA dazu ermächtigt, für alle österreichischen Olympiateilnehmer die Ausbildungsplanung zu übernehmen und die duale Karriereplanung voranzutreiben.
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