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Nummer 55 im Draft-Ranking

Auf Österreichs Eishockey-Fans kommen spannende Wochen zu. Das Nationalteam bereitet sich auf die schwierige Mission Klassenerhalt bei der A-WM in der Slowakei vor, und in der National Hockey League kämpfen in Thomas Vanek und Andreas Nödl zwei rot-weiß-rote Cracks im direkten Duell um den Aufstieg in die nächste Play-off-Runde. Das Thema NHL beschäftigt auch Konstantin Komarek.

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Fünf Jahre ist es her, seit ein heimischer Spieler im NHL-Draft von einem Team gezogen wurde. Die Klasse von 2006 war dafür eine recht erfolgreiche: Michael Grabner und Nödl schafften beide den Sprung in die beste Liga der Welt. Komarek wurde vor wenigen Wochen im finalen Ranking der europäischen Kandidaten für den NHL-Draft im Juli in Minnesota auf Rang 55 gereiht.

Ein kleiner Hinweis, dass sich einer der 30 Clubs die Rechte an dem Flügelstürmer sichern könnte. Die NHL ist auch das große Ziel des Teenagers, der vor allem bei der U20-WM 2010 in Kanada mit fünf Toren einen starken Eindruck bei den Scouts hinterließ. „Die NHL ist, glaube ich, von jedem Eishockeyspieler das Ziel. Ich werde alles dafür tun, um das zu erreichen“, so Komarek im Gespräch mit ORF.at. Dem Draft im Sommer sieht er trotzdem gelassen entgegen.

Zwischenstation Lulea

„Wenn man gedraftet wird, ist das zwar schön und gut, der Weg ist trotzdem noch ein weiter“, erklärte Komarek, „man muss erst zeigen, dass man gut genug ist. Der Draft ist ein Bonus, aber bedeutet noch lange nicht, dass man es schafft.“ Schon die Aufnahme in die Kandidatenliste ist eine wertvolle Belohnung für den bisherigen Aufstieg des 18-jährigen Nachwuchstalents.

Konstantin Komarek (Österreich)

GEPA/Wolfgang Jannach

Komarek war bei der Junioren-WM 2010 einer der besten Österreicher.

Der Wiener spielte sich in seiner schwedischen Wahlheimat Lulea ins Rampenlicht der NHL-Talentesucher. Komarek wagte bereits mit 15 Jahren vom EHC Wien den Gang ins Ausland. Nach zwei Jahren in der Jugend schaffte er in der abgelaufenen Saison den Sprung in die erste Mannschaft von Lulea, einem schwedischen Traditionsclub. Im Play-off hinterließ der Youngster mit einem Tor beim 2:1-Sieg über Djurgarden Stockholm am 10. März einen bleibenden Eindruck.

„Ein großer Schritt“

„In dieser Saison habe ich sicher einen großen Schritt in meiner Karriere gemacht“, so Komarek. „Vor der Saison hätte ich mir nicht gedacht, dass ich mit der ersten Mannschaft im Play-off spiele und dort eigentlich eine große Rolle bekomme.“ Anders als für seine Vorgänger Thomas Vanek, Grabner und Nödl entschied sich Komarek dafür, in Schweden und nicht in Nordamerika an seinem Traum von einem Stammplatz in der NHL zu arbeiten.

Der einfache Grund: „Meine Eltern hatten die Bedingung, dass ich die Matura machen muss und die auch in Österreich zählt. Amerika war daher kein Thema.“ Bei einem Probetraining in Lulea überzeugte der junge Wiener die Trainer sofort. „Es hat mir auch gleich sehr gut gefallen, und ich habe es gar nicht mehr woanders versucht“, so Komarek. Eine befreundete Familie erleichterte dem Teenager den Start ins Leben fernab der Heimat: „Aber das war nicht der Grund, nach Lulea zu gehen, sondern nur ein Bonus.“

Intensität als großer Trumpf

Mit Hilfe dieses Bonus fasste Komarek, der fließend Schwedisch spricht, schnell Fuß bei Lulea. Auch wenn der Weg in die Kampfmannschaft kein leichter war. „Ich habe mir ein paar schlechte Spiele immer gleich sehr zu Herzen genommen", erzählte der Wiener, „mit dem Aufstieg in die Kampfmannschaft ist natürlich viel Selbstvertrauen dazugekommen. Die Chance, dort mitzuspielen, hat mir einen ‚Boost‘ gegeben.“

Mit neuem Rückenwind und seinem Einsatz spielte sich der Österreicher in die Herzen des Publikums, wie etwa ein Videointerview mit Fanfragen auf der Clubhomepage beweist. Die Experten sind von den Qualitäten des jungen Stürmers überzeugt, aber wie charakterisiert sich der Spieler Komarek selbst? „Ich bin ein sehr intensiver Spieler, der versucht, Energie in die Mannschaft zu bringen. Ich fahre meine Checks, kann vollstrecken und auch gut passen“, beschreibt der 18-Jährige seine Stärken.

WM ohne Komarek

Kein Wunder, wenn doch die Vorbilder Pavel Datsyuk (Detroit Red Wings) und Linus Omark (Edmonton Oilers) heißen, beide bekannt für ihre kreativen Aktionen vor dem Tor. Vor allem der Schwede Omark, bis vor zwei Jahren noch bei Lulea, hat es Komarek angetan: „Ich versuche ihn auch oft zu kopieren.“ Die Chancen, den „österreichischen Omark“ bei der Weltmeisterschaft Ende April in der Slowakei im österreichischen Trikot zu bewundern, stehen schlecht.

Der Youngster wurde zwar für die Testspiele gegen Lettland in Innsbruck erstmals in die Nationalmannschaft einberufen, schaffte es aber nicht in den finalen Kader für die Titelkämpfe in Kosice und Bratislava (ab 29. April). Der 18-Jährige nahm es aber locker: „Es wäre natürlich eine große Ehre, aber ich habe ja hoffentlich noch ein paar Jahre, in denen ich im Nationalteam und einer Weltmeisterschaft spielen kann.“

Karl Huber, ORF.at

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