Mourinho und sein „Anti-Barca-Mittel“
Wenn das spanische Cupfinale vor einer Woche ein Indiz für Rivalität, Härte, Intensität und Taktik gewesen ist, dann erwartet Fußball-Europa am Mittwoch (20.45 Uhr, live in ORF eins und im Livestream) im Madrid im Semifinal-Hinspiel der Champions League zwischen Real Madrid und FC Barcelona ein weiterer Leckerbissen im „Kampf der Giganten“.
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Es ist der dritte Teil der „Clasico“-Serie von vier Spielen innerhalb von 18 Tagen. Zum Auftakt gab es in der Liga im Bernabeu-Stadion am 16. April ein 1:1, im zweiten Teil, dem Endspiel um die „Copa del Rey“ in Valencia am 20. April, ein 1:0 des Weißen Balletts.
Champions League, Semifinale
Hinspiel, Beginn 20.45 Uhr
Live in ORF eins und im Livestream
Real Madrid - Barcelona
Bernabeu-Stadion, SR Stark (GER)
Mögliche Aufstellungen:
Real Madrid: Casillas - Arbeloa, Ramos, Albiol, Marcelo - L. Diarra, Pepe, Xabi Alonso - Özil, Ronaldo, Di Maria
Barcelona: Valdes - Alves, Pique, Mascherano, Puyol - Xavi, Busquets, Keita - Pedro, Messi, Villa
Die Madrilenen waren als Außenseiter in den „Klassiker-Marathon“ gegangen, der 1:0-Sieg der „Königlichen“ im Cupfinale hat jedoch das Blatt gewendet. Während bei Real Cristiano Ronaldo & Co. in der entscheidenden Schlussphase der Saison zur Höchstform auflaufen, scheinen Barcas Ballkünstlern wie Messi und Xavi die Kräfte auszugehen. Dazu fällt auch Andres Iniesta aus. Der Siegestorschütze im WM-Endspiel 2010 gegen die Niederlande fehlt wegen einer Beinverletzung.
Ronaldo: „Wir sind auch sehr stark“
Das 6:3-Schützenfest am Wochenende in der Meisterschaft in Valencia zeigte auch, dass die Ersatzbank der Madrilenen stärker besetzt ist. Real-Kapitän Iker Cassilas gab sich aber nicht nur deswegen vor dem Hinspiel optimistisch: „Jetzt wollen wir auch die Champions League gewinnen.“
Selbstvertrauen strahlt auch Cristiano Ronaldo aus. „Wir sind momentan die beiden besten Teams der Welt. Es wird nicht nur für uns Spieler interessant, sondern auch für die Fans und jeden, den Fußball begeistert. Barca spielt unglaublich Fußball, aber auch wir sind sehr stark“, sagte der Portugiese.

Reuters/Sergio Perez
Kein „Zauberer“, aber ein Trainer, der weiß, wie man Barcelona besiegt.
Mourinho hat keinen Zaubertrank
Trainer Jose Mourinho tönte nach dem Cuptriumph: „Wir wollen mehr.“ Der Real-Trainer will nun beweisen, dass er das „Anti-Barca-Mittel“ gefunden hat, wie viele glauben. Mourinho hat vor einem Jahr mit Inter Mailand im Champions-League-Halbfinale belegt, dass die katalonischen Ballzauberer nicht unbezwingbar sind. Im Kampf um die „Copa del Rey“ hatte Real mit einem verstärkten Mittelfeld die spielerische Achse um Iniesta, Xavi und Messi lange Zeit im Griff gehabt.
Wenige Stunden vor dem Spiel wollte der Portugiese jedoch von einem Erfolgsrezept gegen Barcelona nichts wissen. „Ich habe keinen Zaubertrank. Ich bin derselbe Trainer, der noch im November 0:5 gegen Barcelona verloren hat“, erklärte Mourinho auf Journalistenfragen vor dem Semifinal-Duell mit dem Erzrivalen. Er nahm aber auch eine Anleihe bei Albert Einstein: „Er (Einstein, Anm.) hat einmal gesagt, dass die einzige mechanische Kraft, die stärker als Dampf, Elektrizität oder Atomenergie der Wille ist. Dieser Albert war nicht dumm. Mit Wille kann man Dinge schaffen.“
Starke Defensive und Passspiel unterbinden
Barcas Innenverteidiger Gerard Pique glaubt, die Taktik Mourinhos zu kennen. „Er wird alles ihm zur Verfügung Stehende nützen, um uns wieder zu bezwingen. Es ist normal, dass die Madrilenen ein besonderes Augenmerk auf ihre Defensive legen und damit unser Passspiel unterbinden wollen.“ Fragen zum angeblich zu langen Gras im Bernabeu und zu Reals aggressivem Spiel umdribbelte der Freund von Popsängerin Shakira elegant.
„Wir wissen, dass alles gegen uns spricht. Kaum jemand wird auf uns setzen“, sagte Barca-Coach Josep Guardiola. Während Real in Hochform spielt, lief es beim angehenden Meister zuletzt nicht so rund wie gewohnt. Beim 2:0 gegen Osasuna zeigte der Tabellenführer eines seiner schwächsten Saisonspiele.
„Wir sind Barca“
Das Positivste waren noch das Ende der Durststrecke von elf torloses Spielen von Star-Stürmer David Villa und das 50. Saisontor von Lionel Messi im Finish. Der Argentinier verbesserte damit den Spanien-Rekord von Ferenc Puskas, der 1959/60 für Real auf 49 Treffer gekommen war. „Wir müssen etwas ändern, aber wir werden an unserem Stil festhalten. Ich erwarte Real wieder defensiv. Das kümmert uns aber nicht. Wir sind Barca und werden zu 100 Prozent wie Barca agieren“, versprach Verteidiger Dani Alves.
Sergio Busquets gab ihm recht: „Wir müssen besser werden. Denn es ist unmöglich, Real 90 Minuten zu beherrschen.“ Die Gäste müssen neben Iniesta auch Eric Abidal, Adriano, Maxwell und Bojan Krkic vorgeben, Carles Puyol könnte als linker Verteidiger in die Startelf rücken. Real muss auf den gesperrten Ricardo Carvalho und den verletzten Sami Khedira sicher verzichten. Raul Albiol, C. Ronaldo, Angel Di Maria und Sergio Ramos wären im Falle einer Gelben Karten im Rückspiel gesperrt.

Reuters/Felix Ausin Ordonez
Auch das 212. Duell der spanischen „Giganten“ wird ein Spiel auf hohem Niveau.
Die Zahlen sprechen für Real
Das Mittwoch-Spiel ist das insgesamt 212. Duell Real Madrid gegen Barcelona. Real führt mit 86:82-Siegen bei 43 Remis. Auch im Torverhältnis 356:339 hat Madrid die Nase vorne. Im Europacup ist es das siebente Duell der beiden Clubs. Auch hier haben die „Königlichen“ (3-2-1/12:7) die bessere Bilanz.
Zuletzt matchten sich die zwei Rivalen in der Königsklasse 2002, als am 23. April die Madrilenen im Camp Nou 2:0 gewannen und am 1. Mai durch ein 1:1 ins Finale der Champions League einzogen und dann in Glasgow gegen Bayer Leverkusen durch ein 2:1 die wertvollste Trophäe zum neunten und bisher letzten Mal holten.
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