Zahlreiche Titelanwärter
Beim größten sportlichen Event seit der Unabhängigkeit will sich die Slowakei im Nationalsport Eishockey wieder an der Weltspitze etablieren. Bei der WM von Freitag bis 15. Mai in Bratislava und Kosice hat das slowakische Team die vierte WM-Medaille nach Gold 2002, Silber 2000 und Bronze 2003 anvisiert. Aber auch andere Teams haben viel vor.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Die Gruppe der Favoriten umfasst neben der Slowakei Titelverteidiger Tschechien, Vizeweltmeister Russland, den WM-Dritten Schweden, Rekordweltmeister Kanada und den Olympiadritten Finnland. Die letztgenannten fünf Teams haben sich bei den vergangenen sechs Weltmeisterschaften stets die Medaillen untereinander ausgemacht.

AP/Gerry Broome
NHL-Legionär Marian Gaborik soll bei der Heim-WM für Tore sorgen.
Hausherren haben einiges gutzumachen
Die Slowakei verpasste hingegen zuletzt dreimal in Folge das Viertelfinale, hat aber für die Heim-WM ein Team voller Stars zur Verfügung. General-Manager Peter Bondra, der sich mit dem Siegestor zum 4:3 im WM-Finale 2002 einen Ehrenplatz gesichert hat, und sein Teamchef Glen Hanlon können u. a. auf NHL-Torjäger Marian Gaborik (New York Rangers), Verteidiger Lubomir Visnovsky (Anaheim Ducks) und Torhüter Jaroslav Halak (St. Louis Blues) bauen.
Zudem haben ehemalige NHL-Spieler wie Pavol Demitra, Miroslav Satan, Jozef Stumpel, Ladislav Nagy, Lubos Bartecko, Martin Strbak, und Jan Lasak zugesagt. Bis auf Demitra sind das allesamt Mitglieder der Goldenen Generation von 2002, damit allerdings auch nicht mehr die Jüngsten. Nach dem Play-off-Aus der Chicago Blackhawks wird auch Marian Hossa, Stanley-Cup-Sieger von 2010, erwartet.
Tschechien setzt wieder auf Jagr
Die Slowaken spielen so wie die Tschechen in Bratislava, das sich daher auf einen Fanansturm gefasst machen kann. Tschechien verteidigt mit 16 Weltmeistern des Vorjahres den Titel, allen voran wieder mit Jaromir Jagr. Der mittlerweile 39-jährige Volksheld war fünfmal Torschützenkönig der NHL und hat bereits alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Jagr holte zweimal den Stanley Cup (1991, 1992), 1998 Olympiagold und geht auf seinen dritten WM-Titel nach 2005 in Wien und 2010 los. Er ist damit einer von nur 24 Spielern im elitären „Triple-Gold-Club“, die Stanley Cup, Olympia und WM gewonnen haben. Mit 50 Punkten in 49 Spielen war er auch in dieser Saison einer der produktivsten Stürmer von Avangard Omsk. An seiner Seite stürmt Roman Cervenka, mit 31 Treffern bester Torjäger der KHL.

Reuters/Petr Josek Snr
In Deutschland führte Jaromir Jagr Tschechien 2010 zum Titel.
Russland und Kanada haben viel vor
Russland will nach den Enttäuschungen des Vorjahres mit der Olympiablamage und dem verlorenen WM-Finale (1:2) wieder zurück auf Platz eins. Teamchef Wjatscheslaw Bykow hat mit Jewgenij Nabokow einen starken Torhüter, fast die gleiche Verteidigung wie im Vorjahr und im Sturm den teuersten Spieler des Turniers dabei. Ilja Kowaltschuk hat im vergangenen Sommer einen Vertrag über 100 Millionen Dollar für 15 Jahre unterschrieben, die New Jersey Devils aber dennoch nicht ins Play-off führen können. Bykow hat elf Spielern im vorläufigen Kader, die 2008 und 2009 Doppelweltmeister geworden sind.
Kanada, zuletzt 2007 Weltmeister und in Deutschland 2010 ohne Medaille, geht mit einer reinen NHL-Auswahl auf den 25. Titel los. Teamchef Ken Hitchcock hat Stürmerstars wie Kapitän Rick Nash (Columbus Blue Jackets) und Jason Spezza (Ottawa Senators) in seinen Reihen. Dazu kommen bereits etablierte Jungstars: John Tavares, Teamkollege von Michael Grabner bei den New York Islanders und im Vorjahr mit sieben Treffern WM-Torschützenkönig, Matt Duchene (Colorado Avalanche) sowie Jeff Skinner von den Carolina Hurricans. Der 18-Jährige war mit 63 Punkten (31 Tore, 32 Assists) punktbester Rookie der Liga und ist mit Grabner und Logan Couture einer von drei Kandidaten für den NHL-Rookie des Jahres.

Reuters/Hans Deryk
Kapitän Rick Nash soll Rekordweltmeister Kanada zum nächsten Titel führen.
Schweden mit neuem Teamchef
Für das „Tre-Kronor-Team“ beginnt mit der WM eine neue Ära. Nach fünf Jahren als schwedischer Teamchef mit dem Olympiasieg 2006 als Höhepunkt ist der ehemalige VEU-Feldkirch-Star Bengt-Ake Gustafsson zurückgetreten. Sein Nachfolger ist Per Märts, der die Skandinavier erstmals seit dem Titel 2006 wieder in ein WM-Finale führen möchte. Auch Finnland hofft nach zwei WM-Turnieren ohne Medaillen wieder auf Edelmetall. Bei den Olympischen Spielen im Vorjahr holte das Suomi-Team Bronze.
Seit 1953 (Silber für Deutschland, Bronze für die Schweiz) haben sich stets die großen Nationen die Medaillen untereinander ausgemacht. Im Vorjahr hätte Deutschland bei der Heim-WM diese Serie fast gebrochen, erst im Halbfinale war mit einem 1:2 gegen Russland Endstation, ehe das Spiel um Platz drei gegen Schweden 1:3 verloren ging. In der Slowakei gibt Uwe Krupp seine Abschiedsvorstellung als DEB-Teamchef.
Link: