Vorhang auf für Europa-Rennen
Mit dem Grand Prix der Türkei am Sonntag (14.00 Uhr, live in ORF eins) wird die Serie der Europa-Rennen in der Formel 1 eröffnet. Nach dem ereignisreichen Rennen im Vorjahr, als sich das führende Red-Bull-Duo in Istanbul gegenseitig abschoss und der spätere Sieger Lewis Hamilton fast mit seinem Teamkollegen Jenson Button kollidiert wäre, ist auch für heuer einiges zu erwarten.
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Grund dafür sind neben der Streckencharakteristik, die in den letzten beiden Jahren McLaren-Siege durch Hamilton und Button bescherte, auch das angekündigte wechselhafte Wetter und vor allem die heuer neu in Kraft getretenen Regeländerungen.
Das Qualifying ist nicht alles
Diese Änderungen wie das Energierückgewinnungssystem KERS und die rasch abbauenden neuen Reifen könnten am Wochenende besondere Auswirkungen haben. Anders als in den vergangenen Jahren, als vier der bisherigen sechs Rennen auf dem gegen den Uhrzeigersinn befahrenen Kurs im Istanbul Park von der Poleposition aus gewonnen wurden - nur Sebastian Vettel und Mark Weber gelang das nicht -, könnte dem Qualifying diesmal nicht ganz so viel Bedeutung zukommen.
Ex-Pilot und ORF-Kommentator Alexander Wurz rechnet damit, dass der Rennsonntag aufgewertet wird. „Das Qualifying ist wichtig, aber es ist nur noch die halbe Miete. Früher haben sich fast 90 Prozent eines Wochenendes im Zeittraining entschieden“, so Wurz, der 69 Grands Prix für Benetton, McLaren-Mercedes und Williams bestritt.
Strategie wird immer wichtiger
Die Erfolgsformel benötige heuer zumindest drei zentrale Komponenten. „Neben dem Fahrer und dem Konstrukteur spielt mittlerweile auch der Stratege eine Schlüsselrolle“, betonte Wurz. „Ein neuer Satz Reifen im Rennen ist oft besser, als zwei oder drei Startreihen weiter vorne zu stehen.“ Das sah man zuletzt in China, als Hamilton den bisherigen Saisondominator Vettel im Finish regelrecht stehengelassen hatte.
Die Bullen sind für Wurz aber auch in der Türkei das Team, das es zu schlagen gilt. „Dafür muss man kein Experte sein. Es geht darum, ob sie überlegen sind oder nicht“, erklärte der 37-jährige Niederösterreicher. Auch Hamilton und Button haben bisher überzeugt, Ferrari dagegen fährt zum Saisonstart klar hinterher. „Es ist ernüchternd. Für ein so erfolgreiches Team wie Ferrari kann man das Wort katastrophal durchaus in Erwägung ziehen“, so Wurz. Abzuschreiben sei das Team aus Maranello trotz eines fehlenden Topautos aber nicht. „Ein Fernando Alonso kann immer auf das Podest fahren. Auch wenn er nicht über das schnellste Auto verfügt“, erinnerte Wurz.
Die Konkurrenz hofft, mit neuen Teilen gegenüber Red Bull entscheidend aufgeholt zu haben. Allerdings hat auch das österreichisch-englische Team seine Hausaufgaben über Ostern gemacht. KERS, das zum Saisonstart noch Probleme bereitet hatte, sei nach einigen Modifikationen besser gekühlt und laufe daher stabiler, bestätigte Red Bulls Motorsport-Berater Helmut Marko.
Regenrennen nicht ausgeschlossen
Probleme könnte es für die Teams durch wechselnde äußere Bedingungen geben. Für das Rennwochenende sind in Istanbul zum Teil heftige Regenfälle und kühle zehn Grad prognostiziert. Bei diesen Temperaturen könnte sich der Grip auch ohne Niederschlag rapide ändern. „Eine Rennstrecke ist wie eine Skipiste. Auch sie ändert sich bei Sonneneinstrahlung“, erklärte Wurz. Darauf gilt es an der Boxenmauer zu reagieren. „Dabei passieren menschliche Fehler. Und genau das ist das Spannende.“
Red Bull hat aus Vorjahresfehler gelernt
Etwas weniger Spannung als im Vorjahr wünscht man sich sicher bei Red Bull. Anstatt einen Doppelsieg zu feiern, hatten sich Vettel und Webber im Kampf um die Führung gegenseitig abgeschossen. Während der spätere Weltmeister ausschied, konnte sich der Australier immerhin noch als Dritter ins Ziel retten.
„Was im Vorjahr passiert ist, ist passiert“, erklärte Teamchef Christian Horner. „Wir haben daraus gelernt und kommen mit viel Vorfreude nach Istanbul. Der Kurs bietet eine große Herausforderung, besonders Kurve acht, wir werden aber alle unser Bestes geben. Beide Fahrer sind hier schon gut unterwegs gewesen. Wie wir schon zuletzt in China gesehen haben, spielen Reifen und Strategie eine Schlüsselrolle.“
Auch Vorjahressieger Hamilton spricht in seiner Rennvorschau die gleiche Schlüsselstelle, die mit 640 Metern längste Kurve im Kalender - mit drei Scheitelpunkten und Fliehkräften bis zu 5 g -, wie Horner an: „Ich denke, dass wir alle sehr auf unsere Reifen schauen werden, besonders in Kurve acht, die sehr schnell und holprig ist. Das ist eine der die Reifen am meisten beanspruchenden Kurven im gesamten Grand-Prix-Kalender.“ Die Karten werden nach der dreiwöchigen Rennpause nun in Istanbul also wieder neu gemischt.
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