Sieben Elfer in zwei Länderspielen
Das bunte Treiben der Wettpaten im Fußball hat im Februar einen vorläufigen, traurigen Höhepunkt erreicht. In der Türkei, genauer in Antalya, organisierte die Wettmafia offenbar zwei Länderspiele. Am 9. Februar trafen die Teams von Bolivien und Lettland bzw. Bulgarien und Estland aufeinander, wobei alle insgesamt sieben Tore aus Elfmetern fielen.
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Die Partien wurden unmittelbar hintereinander im selben Stadion ausgetragen, das ungarische Schiedsrichterteam schob eine Doppelschicht. Wie später bekanntwurde, waren Referee Kolos Lengyel sowie seine Assistenten Krisztian Selmeczi und Janos Chak von der FIFA aber gar nicht vorgesehen gewesen. Alle drei standen nicht einmal auf der Liste der internationalen FIFA-Schiedsrichter und wurden nach dem „Miniturnier“ auch vom ungarischen Verband suspendiert.

APA/EPA/Anatolian Agency/Okan Ozer
Artjoms Rudnevs (LAT) und Roland Rivero (BOL) im Einsatz für ihre Länder?
TV-Übertragung gab es von den sportlich mäßig interessanten Begegnungen keine, noch dazu verirrten sich kaum Zuschauer ins Stadion. Laut Recherchen des Magazins „Stern“ war eine englische Briefkastenfirma als Veranstalter aufgetreten, die unmittelbar danach wieder von der Bildfläche verschwand. Der thailändische Sportpromoter Anthony Santia Raj soll die verdächtigen Partien organisiert haben. Der Mann aus Singapur trat als Repräsentant der „Firma“ auf und zahlte den beteiligten Verbänden die entsprechenden Spielgebühren.
FIFA-Untersuchung läuft
Laut „Stern“ hatte Raj auch Kontakt zum mittlerweile in Helsinki inhaftierten Wettbetrüger Wilson Raj Perumal. Wettfrühwarnsysteme schlugen dann während der Spiele in Antalya Alarm. So sollen allein bei Estland - Bulgarien mehr als fünf Millionen Euro gewettet worden sein. Der Gewinn wäre ein Vielfaches gewesen. Die FIFA eröffnete Mitte März, nachdem „alle vorliegenden Dokumente und Informationen ausgewertet worden waren“, ein Untersuchungsverfahren. Konkrete Ergebnisse der Ermittlungen wurden bis dato aber nicht verkündet.
Was Wettpate Ante Sapina im Rahmen seines Strafprozesses in Bochum aussagte, steht der ominösen „Mini-WM“ jedenfalls in nichts nach. Wieder war Antalya der Spielort, Trabzonspor gegen Antalyaspor lautete das Endspiel um den sogenannten „Antalya-Pokal“. Der 3:0-Sieg von Trabzonspor soll laut Anklage der Staatsanwaltschaft Bochum bis ins Detail von sämtlichen Spielern abgesprochen gewesen sein.
Harald Hofstetter, ORF.at
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