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Turbulente Jahre mit Happy End

Der SK Sturm Graz hat in den letzten zwölf Jahren Licht und Schatten des Profifußballs erlebt: Den beiden Meistertiteln in den Jahren 1998 und 1999 folgte der bittere Gang vor den Konkursrichter. Doch jetzt sind die „Blackies“ wieder obenauf, der dritte Meistertitel der Vereinsgeschichte war der Lohn harter Arbeit.

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Der Erfolg der Steirer war keine Selbstverständlichkeit, musste Trainer Franco Foda doch nahezu jedes Jahr den Abgang namhafter Spieler verdauen und kompensieren. 2007 ging Christoph Leitgeb, 2008 waren es Sebastian Prödl, Jürgen Säumel und Klaus Salmutter, und vor dieser Saison verabschiedeten sich Jakob Jantscher, Daniel Beichler und Mario Sonnleitner.

Übergabe des Meistertellers an Sturm Graz

APA/Georg Hochmuth

Bundesliga-Präsident Hans Rinner überreicht den Meisterteller.

Dennoch schlossen die Grazer an die sportlich erfolgreiche Ära von Ex-Präsident Hannes Kartnig an. Und das ausgerechnet zu jener Zeit, in der der 59-Jährige in Graz wegen der Nachwehen des Konkurses - ihm werden schwerer Betrug, betrügerische Krida, grob fahrlässige Beeinträchtigung von Gläubigerinteressen und Steuerhinterziehung vorgeworfen - vor Gericht steht.

Tiefpunkt im Oktober 2006

Seit dem Konkurs - der Konkursantrag wurde Ende Oktober 2006 eingebracht - und dem darauffolgenden 20-prozentigen Zwangsausgleich am 25. Jänner 2007 haben sich die Grazer wieder kontinuierlich nach oben gearbeitet. Und Gerald Stockenhuber hat es geschafft, gleich in seinem ersten Jahr als Präsident zu reüssieren. Zudem wurde kurz vor Saisonbeginn im Juni 2010 das komplett renovierte Trainingszentrum in Messendorf feierlich eröffnet. Da hatte Stockenhuber bereits den zuvor amtierenden Kartnig-Nachfolger Hans Rinner, der Ende Mai 2010 zurückgetreten war, abgelöst.

Gelungene Personalpolitik

Besonders wichtig für den Erfolg war das „goldene Händchen“ in der Einkaufspolitik. Rekordtransfers wie jener von „Megaflop“ Charles Amoah für umgerechnet mehr als 3,5 Millionen Euro im Jänner 2001 in der Kartnig-Ära sind kein Thema mehr in Graz. Thomas Burgstaller (Ried), Joachim Standfest (Austria) und Timo Perthel (Werder Bremen) sorgten trotzdem für eine stabile Defensive, und im Angriff fand der von Augsburg gekommene Imre Szabics an seiner alten Wirkungsstätte zu alter Topform zurück.

Bereits im Winter 2010 war Roman Kienast unter Vertrag genommen worden, der sich nach seinen Gastspielen in Norwegen (Ham-Kam) und Schweden (Helsingborg) in der heimischen Bundesliga wieder ins Rampenlicht schoss und mit 19 Treffern auf Platz zwei der Torschützenliste landete. Auch das Kollektiv passte, die Grazer haben die meisten Tore erzielt und die zweitwenigsten nach Salzburg bekommen.

Sturm-Trainer Franco Foda und Mario Haas

APA/Markus Leodolter

Die Bierdusche für den Trainer gehört dazu.

Der kontinuierlich erarbeitete Titel - nach drei vierten Plätzen in Folge - ist jedenfalls auch der vorläufige Höhepunkt einer „Imagepflege“ des Clubs. Diese wurde unter Foda bereits in der jüngeren Vergangenheit mit dem überraschenden Einzug in die Europa-League-Gruppenphase 2009 sowie dem ÖFB-Cup-Sieg 2010 eingeleitet. „Der Titel ist für die ganze Steiermark, den Verein und die Fans natürlich ein sensationelles Ereignis“, sagte Foda, der wohl den größten Anteil am Erfolgslauf hat.

Wiedersehen mit der Champions League?

Als Belohnung dürfen sich die Grazer nun wie zuletzt in der Saison 2000/01 in der Qualifikation der Champions League versuchen. Damals hatten sie in der Quali Feyenoord Rotterdam ausgeschaltet, sensationell den Gruppensieg geholt und waren in der darauffolgenden Zwischenrunde auf Rang drei gelandet. Den größten Erfolg der Clubgeschichte zu wiederholen wird aber wohl ein fast unmögliches Unterfangen sein.

Finanziell haben die Grazer trotz des Titels keinen allzu großen Spielraum, sie werden auch in der kommenden Saison beim Budget (rund elf Millionen Euro) wohl nur die Nummer vier hinter Salzburg und den beiden Wiener Großclubs Austria und Rapid sein. Zudem müssen die Steirer gleich drei Qualifikationsrunden überstehen, um sich überhaupt für die Königsklasse zu qualifizieren. Die zweite Qualifikationsrunde wird bereits am 12./13. und 19./20. Juli gespielt, da wartet noch ein vermeintlich leichter Gegner auf den neuen ÖFB-Meister.

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