United-Legende gegen Barca-General
Die englische und katalanische Übersetzung für „Erfolg“ könnte getrost „Alex Ferguson“ bzw. „Josep Guardiola“ lauten. Beide Trainer stehen für Titel und Triumphe. Am Samstag treffen die im Moment erfolgreichsten Coachs der Fußballwelt von Manchester United und dem FC Barcelona im Wembley-Stadion von London im Finale der Champions League aufeinander.
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Während es für Guardiola nach 2009 der zweite Auftritt als Cheftrainer im Endspiel der Königsklasse ist, steht Ferguson zum dritten Mal unmittelbar vor dem Triumph im wichtigsten Clubbewerb der Welt - ein weiterer Meilenstein in der Biografie des knorrigen Schotten bei Manchester United, die bereits 1986 begann. Unter Ferguson mauserten sich die „Red Devils“ zum Aushängeschild des englischen Fußballs. Ferguson war mit dem Ziel angetreten, Manchesters Erzrivalen FC Liverpool zu überholen.

GEPA/AMA Sports/Matthew Ashton
Ferguson und der englische Meisterpokal - eine innige Beziehung
Zwölf Meisterschaften in 25 Jahren
Ferguson wollte Liverpool, in den 1970ern und 1980ern das Maß der Dinge in England, „von seinem verdammten Sockel stoßen“. Der heute 69-Jährige ließ seinen großen Sprüchen Taten folgen. Mit Stars wie Eric Cantona, Roy Keane, David Beckham und Torhüter Peter Schmeichel, um nur einige zu nennen, zog Ferguson an den „Reds“ vorbei. 16:7 lautete die Titelbilanz bei Amtsantritt von Ferguson bei Manchester United zugunsten von Liverpool. 25 Jahre später steht es 19:18 für die „Red Devils“.
Insgesamt 36-mal durfte „Sir Alex“, der von Queen Elizabeth II. 1999 zum Ritter geschlagen wurde, mit Manchester United über eine Trophäe jubeln. Neben zwölf Meisterschaften feierte United u. a. zwei Siege in der Champions League, gewann fünfmal den FA-Cup und viermal den englischen Ligapokal. „Mit diesem Club muss man gewinnen, es ist das Einzige, was zählt“, so Fergusons Motto.
Eine Einstellung, die ihm auch einen Eintrag in die schottischen Fußballgeschichtsbücher einbrachte. Vor seiner Zeit in Manchester führte Ferguson den FC Aberdeen dreimal zum schottischen Meistertitel (1980, 1984 und 1985). Der letzte Titel vor 26 Jahren ist bis heute die letzte schottische Meisterschaft, die nicht an einen der beiden Großclubs Celtic oder Rangers aus Glasgow ging.
Mit „Pep“ zum Höhenflug
Als Ferguson 1980 seinen ersten schottischen Titel als Trainer feierte, war Barcelonas Trainer Guardiola erst neun Jahre alt. Damals durfte der junge Josep höchstens von einer erfolgreiche Profikarriere träumen. 31 Jahre später gehört „Pep“ zu den begehrtesten und erfolgreichsten Trainern im Geschäft. 2008 übernahm der langjährige Barca-Spieler die sportliche Leitung bei seinem Stammclub und führte die Mannschaft 2009 zu Meisterschaft, Cupsieg und Sieg in der Champions League.
Der nach außen hin zurückhaltend und bescheiden auftretende Guardiola regiert als Barca-General mit harter Hand. Große Namen mit großen Egos wie Ronaldinho, Deco und auch Samuel Eto’o opferte er über kurz oder lang zugunsten seines Systems. Guardiola formte rund um Lionel Messi die spielstärkste Mannschaft der Welt. Das Konzept des Kurzpassspiels wurde unter seiner Leitung fast zur Perfektion entwickelt. Kein Wunder, dass sich in den vergangenen drei Jahren die Konkurrenz in Spanien an Barcas Spielkultur die Zähne ausbiss.
Gegenseitiger Respekt
Ferguson, der längstdienende Trainer der United-Geschichte, hat größten Respekt vor seinem jüngeren Kollegen. „Barcelona hat sich im Vergleich zu 2009 weiter verbessert“, meinte der 69-Jährige, der am 31. Dezember seinen 70. Geburtstag feiert, „unter Guardiola hat sich das Pressing verändert, die Zonen, in denen Barcelona Forechecking betreibt“. Guardiola fühlt sich ob der Komplimente von Ferguson geschmeichelt.
„Obwohl wir uns ein paar Mal getroffen habe, kenne ich ihn persönlich leider nicht gut. Aber allein schon gegen ihn antreten zu dürfen, ist eine große Ehre. Er ist einer der größten Trainer in der Geschichte des Fußballs.“ Dem Katalanen imponiert vor allem, wie Ferguson seit seinem Amtsantritt bei Manchester United 1986 immer wieder eine schlagkräftige Mannschaft zusammenstellte. „Drei-, viermal ein komplett neues Team zu bauen und über so einen langen Zeitraum immer erfolgreich zu sein, das ist wahre Größe.“ Neidisch ist der Spanier aber nur auf eines: „Dass er noch volles Haar hat.“
Wembley als gutes Omen
Obwohl Guardiola titelmäßig noch weit hinter Ferguson zurückliegt, hat der ehemalige Mittelfeldspieler, der im Gegensatz zu seinem Gegenüber auch als Aktiver in der obersten Liga spielte, eines voraus: Das direkte Duell der beiden Startrainer entschied Guardiola 2009 für sich. Im Finale der Champions League im Olympiastadion von Rom setzte sich Barcelona gegen Manchester United klar mit 2:0 durch und sicherte sich seinen dritten Sieg in der Königsklasse.
Eine Scharte, die Ferguson am Samstag ausmerzen will. Der Spielort Wembley birgt für beide Teams jedenfalls schöne Erinnerungen. Denn am 29. Mai 1968 holte das Team des legendären Matt Busby im alten Wembley-Stadion erstmals in der Clubgeschichte Manchester Uniteds den Meisterpokal. Auch Guardiola kehrt gerne in den Norden Londons zurück. 1992 gewann er als Spieler mit Barcelona gegen Sampdoria Genua dank eines Treffers von Ronald Koeman in der Verlängerung erstmals die Champions League.
Karl Huber, ORF.at
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