Auf den Spuren von Muster
Im Schatten des Herren-Endspiels der French Open zwischen Rafael Nadal und Roger Federer am Sonntag sorgt auch ein junger Österreicher in Paris für Furore. Nur ein Sieg trennt Dominic Thiem noch vom ersten Einzel-Major-Triumph eines ÖTV-Juniors seit Jürgen Melzer 1999 in Wimbledon. Finalgegner ist nun der US-Amerikaner Bjorn Fratangelo.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
„Das ist natürlich unglaublich“, freute sich der 17-Jährige im Interview mit Tennisnet.com. „Bei den bisherigen Grand-Slam-Turnieren habe ich bis jetzt noch keine besonders gute Leistungen gezeigt. Deshalb ist es doppelt erfreulich.“ Vom Erfolgslauf in Paris ist er selbst überrascht. „Bei den Vorbereitungsturnieren war ich eigentlich nicht so gut“, wunderte sich der Niederösterreicher, der den Schlüssel zu seinem Erfolg auch in seinem neuen Fitnesstraining sieht, das nun Früchte zu tragen scheint.

GEPA/Matthias Hauer
Mit 17 Jahren steht Thiem erstmals in einem Grand-Slam-Finale.
„Vieles läuft von selbst“
Dass mit einem guten Turnierverlauf natürlich auch das Selbstvertrauen steigt, ist Thiem bewusst. „Wenn man einmal im Turnier drinnen ist, läuft vieles von selbst“, meinte der Niederösterreicher, der bereits im Halbfinale enorme Nervenstärke bewies. „Wie bereits in den beiden Spielen zuvor habe ich auch gegen Delic relativ früh ein Break bekommen und den ersten Satz verloren“, so Thiem. „Das Schlüsselspiel war sicher das erste Game im zweiten Satz, in dem ich drei Breakchancen abgewehrt habe.“
Sein Sonntag-Finalgegner Fratangelo ist für den 17-Jährigen ein unbeschriebenes Blatt. „Ich kenne ihn zwar von dem vorherigen Turnier. Ich habe aber keine Ahnung, wie er spielt“, gestand Thiem, der auf den Spuren von Thomas Muster wandelt, der in Paris 1985 das Junioren-Finale erreicht hatte und zehn Jahre später als Erwachsener triumphierte.
Sonderlob von Muster
„Er hat sich merklich vom Tempo verbessert, hat eine sehr schnelle Hand und sich auch beim Aufschlag stark verbessert. Er ist für sein Alter sehr reif, aber Talente gibt es viele, das muss er jetzt alles erst beweisen“, so Muster gegenüber Tennisnet.com. Thiem hat in dieser Woche auch zweimal mit dem ehemaligen Weltranglistenersten trainiert. Gegenüber Thiems Betreuer Günter Bresnik sprach Muster auch dessen Potenzial an.
„Er hat gesagt: ‚Das ist ein Versprechen, das muss man einhalten.‘ Ich möchte mich bei Muster auch bedanken. Wie er sich hier verhalten hat, hat mir voll getaugt“, sagte Bresnik in Richtung Muster. Zumindest vom Talent her verfügt der am 3. September 1993 geborene Niederösterreicher, der aus Lichtenwörth bei Wr. Neustadt stammt, über alle Möglichkeiten, eines Tages Österreich ganz vorne zu vertreten.
„Er hat ausgezeichnete Schläge, mit einer mächtigen Vorhand und mittlerweile einem Riesenaufschlag. Er kann vollieren, Slice spielen, hat großes Spielverständnis und er ist auch charakterlich in Ordnung. Er hat Potenzial, dass er sehr erfolgreich wird“, beschrieb auch Bresnik seinen Schützling.
Streit über ÖTV-Förderung
Dass zumindest abseits des Platzes nicht alles rund läuft, beweist ein Streit über die Höhe einer externen Förderung vom Österreichische Tennisverband (ÖTV). Thiem, der privat trainiert wird und sich aus sportlichen Gründen gegen das Leistungszentrum Südstadt entschieden hat, war zwar eine Unterstützung angeboten worden. Seinem Vater Wolfgang war der Betrag im Verhältnis zum finanziellem Aufwand für eine Saison aber zu gering erschienen.
Der 17-Jährige brach die Schule übrigens schon vor rund zwei Jahren ab und macht eine Externisten-Matura. Doch Gedanken an die Schule spielen derzeit keine Rolle. Nun gilt die gesamte Konzentration dem Finale am Samstag gegen den ungesetzten US-Amerikaner Fratangelo. Österreichische Tennisfans müssen sich noch bis Anfang August gedulden, um Thiem erleben zu können. Eine Wildcard beim ATP-Turnier in Kitzbühel ist ihm bereits sicher.
Links: