Fast zwei Jahre Haft abgesessen
Die USA bezeichnen sich selbst gerne als Land der unbegrenzten Möglichkeiten - und als Land der zweiten Chance. Eine solche soll auch Plaxico Burress bekommen. Der NFL-Spieler, der 2008 beim Super-Bowl-Triumph der New York Giants den entscheidenden Touchdown fing, kam nach fast 21 Monaten Haft wieder auf freien Fuß.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Der heute 33-Jährige schoss sich im November 2008 nur wenige Monate nach dem Gewinn des NFL-Titels gegen die bis dahin ungeschlagenen New England Patriots sprichwörtlich ins eigene Knie und wurde damit zur Lachnummer der gesamten Liga. Burress hatte sich in einem New Yorker Nachtclub selbst am rechten Oberschenkel verletzt, nachdem sich aus einer mitgebrachten Waffe ein Schuss gelöst hatte. Der unglückliche „Revolverheld“ hatte aus Angst eine Pistole bei sich. Grund: Zuvor waren mit Darrent Williams und Sean Taylor zwei NFL-Spieler erschossen worden.
Illegaler Waffenbesitz
Pech für den unfreiwillig selbstverstümmelten Wide Receiver: Er hatte keine für New York und New Jersey gültige Lizenz für die Handfeuerwaffe. Ein Waffenschein aus Florida war zum Zeitpunkt des Unfalls bereits abgelaufen. Der Vorfall hatte für Burress schwere Konsequenzen: Der Spieler wurde von den Giants ohne Gehaltszahlungen gesperrt und 2009 wegen illegalem Waffenbesitz zu zwei Jahren Haft verurteilt.

APA/EPA/Paul Buck
Burress’ großer Moment: Der Receiver fängt den Touchdown zum Titel.
Nach 21 Monaten wurde Burress nun wegen guter Führung vorzeitig entlassen. „Es ist ein wunderschöner Tag“, meinte der NFL-Spieler nach seinem ersten Schritt in die Freiheit, „ich danke Gott, dass er mich durch meine schwerste Zeit geführt hat.“ Der 33-Jährige will auch wieder zurück ins Football-Geschäft - vorausgesetzt die Saison findet aufgrund des noch ungelösten Gehälterstreits zwischen Spielern und Vereinsbossen überhaupt statt.
Zweiter „Häfnbruder“ für die Eagles?
Die große Frage ist nur, wo. Ein Comeback bei den New York Giants, wo Burress unmittelbar nach dem Super-Bowl-Sieg einen neuen Vertrag unterschrieb, scheint so gut wie ausgeschlossen. Obwohl laut Agent Rosenhaus mehrere Clubs an Burress interessiert sein sollen, hält sich vor allem ein Gerücht hartnäckig: Der Wide Receiver soll auf der Wunschliste der Philadelphia Eagles ganz oben stehen. Burress wäre damit der zweite „Häfnbruder“, der von den Eagles eine Chance bekommt.

AP/Heather Ainsworth
Burress wird nach seiner Entlassung aus der Haft von Reportern belagert.
Schon vor zwei Jahren holte Philadelphia allen Kritikern zum Trotz Michael Vick nach Ende seiner Haftstrafe in den Kader. Der Quarterback, der wegen illegaler Hundekämpfe ins Gefängnis hatte müssen, bedankte sich für das Vertrauen, spielte vergangene Saison wie zu seinen besten Zeiten und führte die Eagles souverän ins Play-off. „Sie haben Ähnliches durchgemacht“, meinte der Running Back in einem Interview mit „New York Daily News“, „bei den Eagles gibt es sehr viele dynamische Spieler. Er hätte damit die Chance sofort um die Super Bowl zu spielen.“
Im Gefängnis geläutert
Burress ist es egal, wo er auflaufen kann. „Ich werde bereit sein“, so der 33-Jährige. Anders als vor seiner Zeit im Gefängnis soll Burress nun pflegeleichter sein. In Haft bekam der Sportler aufgrund seines Prominentenstatus eine besondere Behandlung. So hatte Burress etwa keinen Zellengenossen und absolvierte auch ein 100-stündiges „Anger Management“, um sein Temperament unter Kontrolle zu bekommen. Trotzdem schlug die Disziplinlosigkeit, die Burress während seiner Karriere immer wieder begleitete, auch im Gefängnis durch.
So soll sich der Promihäftling u. a. durch Lügen zusätzliche Telefonate erschlichen haben. Die Strafen für dieses oder ähnliche Vergehen passten zum VIP-Status des NFL-Spielers. So wurde ihm Freizeit gestrichen, oder er musste seine Zelle selber reinigen. Eine Situation, in der sich der Sportler nicht mehr wiederfinden wird, sollte er den Sprung zurück in die Glamourwelt der NFL schaffen.
Links: