Ein Foul als Anfang vom Ende
Nach 98 Länderspielen und 42 Toren steht die Karriere von Michael Ballack in der deutschen Nationalmannschaft vor dem Ende. Erstmals gehörte der mittlerweile 34-Jährige am 28. April 1999 zur DFB-Elf, er wurde damals bei der 0:1-Niederlage gegen Schottland eingewechselt. Sein letztes Spiel sollte am 10. August gegen Brasilien folgen. Doch davon will Ballack nun nichts mehr wissen.
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Der bittere Abschied auf Raten begann am 15. Mai 2010. Ein Tritt von Portsmouth-Gegenspieler Kevin-Prince Boateng im Finale des englischen FA-Cups beendete für Ballack, damals bei Chelsea, den Traum von einer dritten WM-Teilnahme. Mit finsterer Miene stand der deutsche „Capitano“ damals vor DFB-Arzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt. Dieser hatte die niederschmetternde Diagnose gestellt: Ein Innenband und ein Teil des vorderen Syndesmosebandes im Sprunggelenk des rechten Fußes waren zerstört.
DFB-Team spielt ohne „Capitano“ auf
„Ich bin sauer, ganz klar“, sagte Ballack nach der für ihn „schlimmsten Diagnose“ der Karriere. Auf Krücken humpelte er davon - und ohne den für unersetzbar gehaltenen Anführer spielte sich die junge deutsche Nationalmannschaft angeführt von Ersatzkapitän Philipp Lahm beim WM-Turnier in Südafrika in die Herzen der Fußballfans. Erste Stimmen wurden laut, ob das stark verjüngte Team von Bundestrainer Joachim Löw den „Capitano“ überhaupt noch brauche.
Eine Fraktur am Schienbeinkopf warf ihn im Herbst 2010 in Leverkusen erneut und endgültig zurück - auch nach dem Comeback des 34-Jährigen blieb der Ruf von Löw vor jedem Länderspiel aus. Die EM 2012 geriet in immer weitere und nun sogar unerreichbare Ferne. „Glück ist eine andere Bezeichnung für Willensstärke“, nannte der DFB-Führungsspieler auf der Verbandswebsite sein Credo. Dass ihm selbst das Pech anhaftet, konterkariert das eigene Motto, denn Einsatz zeigte Ballack immer.
Der große Titel blieb aus
Sein mit Gelb bestraftes Foul im WM-Halbfinale gegen Südkorea (1:0) kurz vor seinem Siegestreffer war der Startschuss einer schmerzhaften Historie. Im Endspiel gegen Brasilien (0:2) war Ballack gesperrt. Zuvor hatte er mit Bayer Leverkusen das „Vizetriple“ in Meisterschaft, Pokal und dem verlorenen Champions-League-Finale gegen Real Madrid hingelegt - doch es blieben im Frühsommer einer hoffnungsvollen Karriere noch viele Chancen.
Ballacks Finaltrauma sollte sich jedoch fortsetzen. Bei der Heim-WM 2006 wurde der Einzug ins Sommermärchen-Endspiel gegen Italien (0:2 n. V.) in letzter Sekunde verspielt. 2008 bei der EM war Spanien (0:1) im Endspiel übermächtig und Ballack so frustriert, dass er sich noch auf dem Rasen zu einem verbalen Disput mit Teammanager Oliver Bierhoff hinreißen ließ.
Meister in Deutschland und England
An nationalen Ehren hat es dem torgefährlichen Mittelfeldspieler nie gemangelt. Als 21-Jähriger wurde er 1998 mit Bundesliga-Aufsteiger Kaiserslautern unter Trainer Otto Rehhagel erstmals deutscher Meister. Es folgten drei weitere Meistertitel und drei DFB-Pokalsiege mit Bayern München.
Den Wechsel zu Chelsea nach England begründete er 2006 mit dem unbedingten Willen, die Champions League gewinnen zu wollen. Es reichte aber auch in England wieder „nur“ zu nationalen Auszeichnungen in Meisterschaft und Pokal - und mit Leverkusen wurde er in der vergangenen Bundesliga-Saison einmal mehr Zweiter.
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