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Gekränkter Regisseur

Das Kapitel Michael Ballack und deutsches Nationalteam scheint einem unrühmlichen Ende entgegenzusteuern. Wie die „Bild“-Zeitung berichtete, schlägt der Mittelfeldspieler das ihm vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) angebotene Abschiedsspiel am 10. August gegen Rekordweltmeister Brasilien aus.

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Der DFB wartet noch auf eine offizielle Antwort des Leverkuseners. Dazu meinte DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach: „Wir hoffen, dass er das Angebot annimmt.“ DFB-Präsident Theo Zwanziger sagte: „Wir würden ihm gerne einen würdigen Abschiedsrahmen geben. Aber dazu gehören immer zwei.“ Ballack, der 98 Länderspiele mit 42 Toren auf seinem Konto hat, war von DFB-Teamchef Joachim Löw am Donnerstag aussortiert worden. Jetzt schmollt der ehemalige „Capitano“ offenbar über sein nicht freiwillig gewähltes Ende im Nationalteam.

DFB-Trainer Joachim Löw, im Hintergrund geht Michal Ballack

dapd/Oliver Lang

Gehen ab sofort getrennter Wege: Michael Ballack (li.) und Joachim Löw (re.).

Altstars raten zu Abschiedsspiel

Die Aufnahme in den erlauchten „100er-Club“ bleibt Ballack somit auch verwehrt. Lothar Matthäus, der DFB-Rekordinternationale (150), meinte: „"Man hat gesehen, dass die Nationalelf auch ohne ihn stark ist, und man will die Entwicklung dieser Mannschaft nicht stören. Ich an seiner Stelle würde das Abschiedsspiel spielen, denn er würde mit Standing Ovations verabschiedet.“

Der frühere Rapid- und Salzburg-Trainer kritisierte in der „Bild“ aber Löws Entscheidung, die man früher hätte treffen können. Neben dem Weltmeister-Kapitän von 1990 legte Franz Beckenbauer (103 Länderspiele) Ballack die Partie ans Herz. „Irgendwann kommt halt für jeden die Zeit abzutreten. Michael Ballack hat auf jeden Fall einen würdigen Abschied verdient. Ich kann ihm nur empfehlen, das Angebot anzunehmen und sich gegen Brasilien mit einem tollen Spiel zu verabschieden“, ließ Bayerns Ehrenpräsident dem früheren Münchner Kapitän ausrichten.

Löw: „Im Interesse aller“

Die Ära von Ballack in der deutschen Nationalmannschaft war am Donnerstag offiziell zu Ende gegangen. Wie der DFB mitteilte, plant Löw nicht mehr mit dem langjährigen Kapitän. Eine offizielle Stellungnahme von Ballack zu seinem Teamabschied steht jedoch aus. In der Pressemitteilung des Verbandes war keine Reaktion von ihm zu finden.

„Im Interesse aller“ sei nun eine ehrliche und klare Entscheidung angebracht, so Löw. „Die vergangenen Monate haben gezeigt, dass viele junge Spieler in den Blickpunkt gerückt sind und gute Perspektiven besitzen“, so der DFB-Teamchef. „In unseren Gesprächen hatte ich den Eindruck, dass Michael durchaus Verständnis für unsere Sichtweise hat“, so Löw auf der DFB-Website.

Deutscher Fußballer Michael Ballack und Trainer Joachim Löw

APA/EPA/dpa/Achim Scheidemann

Löw hatte den Eindruck, dass „Michael durchaus Verständnis“ habe.

„Nachdem ich diese Thematik mit Michael Ballack zuletzt bei unserem Treffen Ende März 2011 in aller Offenheit erörtert habe und wir danach mehrfach telefoniert haben, ist nun vor dem Start in die EM-Saison der Zeitpunkt gekommen, hier klar Position zu beziehen“, so Löw. Deutschland ist in der Österreich-Gruppe A ungeschlagen Tabellenführer und so gut wie fix für die EM 2012 in Polen und der Ukraine qualifiziert.

Lobesworte zum Abschied

Zugleich lobte Löw Ballack für dessen Verdienste um den deutschen Fußball: „Er hat eine Ära geprägt und sich als Kapitän stets in den Dienst der Mannschaft gestellt, was ich bei der WM 2006 oder der Euro 2008 aus nächster Nähe erleben konnte. Seine spielerische und kämpferische Klasse sprechen ebenso für ihn wie seine Torgefährlichkeit und seine Nervenstärke gerade in wichtigen Spielen.“

Ballack hatte die WM 2010 in Südafrika wegen einer Fußverletzung verpasst. Seitdem hat der Leverkusen-Spieler kein Länderspiel bestritten. Zuletzt hatte Löw im Mittelfeld Akteuren wie Bastian Schweinsteiger, Sami Khedira und Toni Kroos den Vorzug gegeben. Er will in Zukunft weiter auf die junge Generation um Thomas Müller, Mesut Özil und Andre Schürrle setzen. „Mit ihnen ist die Entwicklung der Nationalmannschaft seit der WM 2010 in Südafrika absolut positiv verlaufen“, erklärte Löw in der DFB-Mitteilung.

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