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Straßenschlachten in Buenos Aires
Der Schiedsrichter hatte die Partie schon in der 89. Minute abgebrochen, als die ersten Steine auf das Spielfeld flogen. Danach eskalierte die Lage. Während Rivers Profis unter Tränen vom Spielfeld flüchten mussten, richtete die Polizei Wasserwerfer auf die aufgebrachte Menge, die auch herausgerissene Sitze als Wurfgeschoße nutzte. Vor dem El-Monumental-Stadion gingen die Gewaltexzesse weiter.

Reuters/Enrique Marcarian
Einige Fans ließen sich auch mit Wasserwerfern nicht beruhigen.
Die Fans lieferten den rund 2.200 um das Stadion postierten Polizisten stundenlange Straßenschlachten. Die Exekutive setzte neben Wasserwerfern auch Gummigeschoße und Tränengas ein, Helikopter kreisten um die Arena. Müllcontainer und Autos wurden von den berüchtigten „Barrabrava“-Hooligans in Brand gesetzt, Lokale geplündert. Das gesamte Viertel glich einer Kriegszone: Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie Sanitäter Verletzte behandelten, während nur einige Meter entfernt Straßenschlachten tobten. Es kam zu zahlreichen Festnahmen - Video dazu in iptv.ORF.at.
Stadion vorerst gesperrt
Ein Staatsanwalt ordnete am Sonntagabend auch die Sperrung des Stadions an, in der Annahme, dass mehr Zuschauer eingelassen worden waren als erlaubt. Aus der Arena, in der am 24. Juli das Finale der Copa America stattfinden soll, stieg nach Schlusspfiff auch Rauch auf. Die Fans des Aufsteigers Belgrano konnten erst drei Stunden nach Spielende abziehen, um die Rückfahrt nach Cordoba anzutreten.

Reuters/Enrique Marcarian
Das Ende: Pavone war nach dem vergebenen Elfmeter verzweifelt.
Vor rund 60.000 Zuschauern - 40.000 waren von den Behörden zugelassen worden - hatte Mariano Pavone bereits in der fünften Minute die Führung für River Plate erzielt. Doch Guillermo Farre (61.) sorgte für den Ausgleich. Als dann auch noch Pavone (67.) einen Elfmeter verschoss, war die bitterste Stunde in der 110-jährigen Vereinsgeschichte des 33-fachen Meisters besiegelt. Das Hinspiel hatte River Plate mit 0:2 verloren.
Passarella unter Beschuss
Argentiniens Presse schrieb von einem historischen Tag. „Niemand, wirklich niemand wird diesen Tag jemals vergessen können“, meinte die Tageszeitung „Clarin“. Und das Sportblatt „Ole“ schrieb in dicken Lettern: „Unglaublich, aber wirklich.“ Unter schweren Beschuss kam erneut River-Plate-Legende Daniel Passarella, der nun als Clubboss fungiert. Dem Weltmeister von 1978 wurde der Rücktritt nahegelegt.
In der Schuldenfalle
River Plate spielte seit der Gründung in der obersten Spielklasse des Landes, musste aber aufgrund hoher Schulden in den vergangenen Jahren viele seiner Topspieler an europäische Clubs verkaufen. Der Verein mit dem Spitznamen „Los Millonarios“ (Die Millionäre) soll rund 13,4 Millionen Euro Schulden zu Buche stehen haben.
Der Hauptstadtclub war Heimat zahlreicher argentinischer Fußballlegenden. Der spätere Real-Madrid-Star Alfredo di Stefano trug ebenso das Trikot River Plates wie später die Teamspieler Gabriel Batistuta, Hernan Crespo und Javier Saviola. Auch Mario Kempes, der Torschützenkönig der WM 1978, spielte vor seinem Wechsel nach Europa bei River Plate. Nun droht dem Weltcup-Sieger von 1986 ein weiterer Aderlass. River Plate wird in der zweiten Liga nur einen Bruchteil der bisherigen Gelder aus TV-Rechten lukrieren und wohl Jungstars wie Erik Lamela und Rogelio Funes Mori verkaufen müssen.