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Vergleiche mit Becker und Graf

Die britische Tenniswelt staunt über eine 21-jährige Deutsche - nun will Sabine Lisicki im Wimbledon-Halbfinale auch die als Nummer fünf gesetzte Maria Scharapowa schockieren. Einen Tag vor dem größten Match ihrer Karriere präsentierte sich der neue „Centre-Court-Darling“ („Daily Mirror“) an der Church Road locker und gelöst.

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Immer wieder scherzte die 21-Jährige am Mittwoch mit Doppel-Partnerin Samantha Stosur - so als wäre die Vorbereitung auf ihr erstes Grand-Slam-Semifinale das Normalste der Welt. „Ich freue mich wahnsinnig darauf und will es da draußen einfach genießen“, sagte Lisicki vor dem Showdown gegen eine Turnierfavoritin. Die Generalprobe verlief schon erfolgreich. Die blendend gelaunte Deutsche ist auch im Doppel auf dem Vormarsch und zog gemeinsam mit der Australierin Stosur souverän ins Viertelfinale ein.

Sabine Lisicki

APA/EPA/Kerim Okten

Nicht nur Lisickis Aufschlag ist gewaltig, auch ihre Vorhand kracht ordentlich.

Der faszinierende Durchmarsch von „Doris Becker“ oder „Boom Boombine“, wie Lisicki wegen ihres gewaltigen Aufschlags in Anlehnung an Boris Becker von den englischen Medien ehrfurchtsvoll genannt wird, erinnert auch an die märchenhafte Wimbledon-Geschichte von Goran Ivanisevic. Der Asse-König hatte sich vor zehn Jahren als Wild-Card-Inhaber zum Turniersieg geschmettert. Die ungesetzte Lisicki ist drauf und dran, es dem Kroaten gleichzutun. „Mal sehen, wo diese verrückte Geschichte noch endet“, sagte Ivanisevic.

Scharapowa „muss mit Vollgas spielen“

Zunächst einmal aber muss Lisicki eine der schwierigsten Aufgaben meistern, die das Damen-Feld zu bieten hat. Die Russin Scharapowa blieb bisher als Einzige ohne Satzverlust und geht mit dem beflügelnden Wissen in das Halbfinal-Duell, als 17-Jährige 2004 schon einmal in Wimbledon gewonnen zu haben. Trotzdem warnte die Favoritin: „Ich muss mit Vollgas spielen, um Sabine zu schlagen.“

In Anspielung auf Scharapowas lautes Gequieke, mit dem die 24-Jährige die Bälle übers Netz jagt, titelte der „Daily Mirror“: „Sabine will Maria zum Schweigen bringen.“ Mit ihrem Powerspiel und der unbekümmerten Hau-drauf-Mentalität hat sich Lisicki längst in die Herzen von Fans und Experten gespielt. „Vergleiche mit Steffi Graf scheinen weit davon entfernt, abwegig zu sein“, schlug der „Guardian“ den Bogen zu Lisickis großer deutscher Vorgängerin in Wimbledon.

„Comeback-Queen“ ein Versprechen für die Zukunft

Das Boulevardblatt „The Sun“ machte die blonde Berlinerin, die nach fünfmonatiger Verletzungspause in die Weltspitze zurückgekehrt ist, zur „Comeback-Queen“. Lisicki stehe an der Spitze einer langersehnten Renaissance „des Landes, die uns Steffi Graf, Boris Becker und Michael Stich brachten“. Das Potenzial, einen anhaltenden Hype im einstigen Boomland Deutschland auszulösen, hat Lisicki jedenfalls. Das schnellste Service im Damen-Tennis und eine krachende Vorhand sind ein Versprechen für die Zukunft.

„Sie ist eine echte Bedrohung“, sagte Lindsay Davenport. Die US-Amerikanerin hatte Graf 1999 in ihrem letzten Wimbledon-Finale bezwungen. Zwölf Jahre später sorgte Lisicki für den nächsten Halbfinal-Vorstoß einer Deutschen bei einem Grand-Slam-Turnier. Auch wenn ihr Londoner Höhenflug für das breite Publikum relativ überraschend erscheinen mag - Lisickis Weg in die Weltspitze war von langer Hand geplant.

Dem Tennis ist alles untergeordnet

Als sie ein Teenager war, verlegte Vater Richard Lisicki den Mittelpunkt des Lebens nach Florida. Im Camp von Trainerguru Nick Bollettieri sollte das Tennisjuwel den Feinschliff erhalten. Und noch heute sind Papa Richard, der über Trainingsmethodik im Tennis promovierte, und Mama Maria immer dabei, um die talentierte Tochter zu unterstützen. Gemeinsam bewohnt die Familie ein Häuschen in Wimbledon - das Familienunternehmen Lisicki überlässt nichts dem Zufall.

Schon im Alter von 14 Jahren sagte die Rechtshänderin, sie wolle eines Tages die Nummer eins werden. Was damals wie der naive Traum eines Teenagers klang, scheint sieben Jahre später nicht utopisch. Vor ihrer Sprunggelenksoperation war Lisicki schon einmal die Nummer 22 der Welt, nach Wimbledon ist sie wieder unter den Top 25. Und noch hat sie im All England Club ja noch mindestens eine weitere Chance, den Vormarsch fortzusetzen.

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