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Homosexualität „moralisch verwerflich“
Ihre Spielerinnen wollte sie mit geistlichem Beistand befreien, ein früherer Betreuer erklärte gar, er habe Kickerinnen wegen ihrer sexuellen Orientierung aus dem Trainingslager geworfen. Der Fußball-Weltverband (FIFA) reagierte am Mittwoch kritisch auf Uches Äußerungen.

AP/Michael Probst
Am Abend folgte Uches Dementi.
Uche weist Vorwürfe zurück
„Die FIFA ist gegen jede Form von Diskriminierung“, sagte die Verantwortliche für Frauenfußball, Tatjana Haenni, im Hessischen Rundfunk. „In diesem Sinne werden wir auch versuchen, mit der nigerianischen Trainerin zu sprechen. Wir sind hier bei einer FIFA-Veranstaltung, und da werden wir darauf hinweisen, dass es schön wäre, wenn man sich neutral ausdrückt.“
Nach der FIFA-Kritik wies Uche die Vorwürfe wegen negativer Äußerungen über homosexuelle Spielerinnen zurück. „Es tut mir leid, dass so eine Situation entstanden ist“, sagte sie bei der Abschluss-Pressekonferenz knapp 24 Stunden vor dem zweiten Gruppenspiel Nigerias gegen Deutschland am Donnerstag in Frankfurt am Main. Es sei ein Missverständnis. „Ich habe niemals derartige Aussagen gemacht.“
In Nigeria drohen 14 Jahre Gefängnis
Auch wenn Uche am Mittwochabend den Rückzug antrat - das Traurige an dem „Skandal“ ist, dass er perfekt in den Alltag der meisten afrikanischen Staaten passt, wo Schwule und Lesben seit jeher an den Rand gedrängt, verfolgt und verteufelt werden. In Nigeria drohen für Homosexualität 14 Jahre Gefängnis, in Uganda wurde sogar schon über die Todesstrafe diskutiert.
Das sei auch im Norden Nigerias möglich, wo das islamische Recht der Scharia gilt, sagte der Pastor und Menschenrechtler Rowland Jide Macaulay der Zeitschrift „E+Z Entwicklung und Zusammenarbeit“. Unter schwierigsten Bedingungen hat der Nigerianer, der aus seinem „Schwulsein“ keinen Hehl macht, in Afrikas bevölkerungsreichstem Land eine Gemeinde für homosexuelle Christen aufgebaut.
Aufschrei aus dem Westen nicht immer hilfreich
Der reflexartige Aufschrei aus dem Westen und die Skandalisierung der afrikanischen Verhältnisse seien im Kampf um Anerkennung aber nicht immer hilfreich, sagte Macaulay. „Als das erste nigerianische Gesetz zum Verbot der gleichgeschlechtlichen Ehe 2006 ins Parlament kam, demonstrierten die Leute im Westen dagegen, ohne sich mit uns Nigerianern abzusprechen. Der Rückschlag im Land war immens und schmerzhaft.“ Er selbst floh 2008 nach Morddrohungen aus Nigerias Metropole Lagos nach London und lebt dort im selbst auferlegten Exil.
Für Afrika sei die internationale Schwulen- und Lesbenbewegung auch kein Vorbild. „Wir können das Thema nur aus Afrika heraus in Angriff nehmen. Wir sagen unseren europäischen Freunden: Unterstützt uns, aber geht mit uns die kleinen Schritte. Erkennt unsere Sorgen an. Besprecht euch mit uns, bevor ihr in unserem Namen handelt.“
„Homophobie gibt es weltweit“
Theo Zwanziger, der Präsident des deutschen Fußballbundes (DFB), äußerte sich nur vorsichtig zu dem Thema. „Wir stehen ja nicht auf dem Standpunkt, dass es keine Homophobie mehr gäbe“, sagte er. „Die gibt es weltweit, die gibt es auch bei uns.“ Umso wichtiger sei es, Flagge zu zeigen. Aber: „Dass wir nicht Homophobie in allen Teilen dieser Erde von einem Tag auf den anderen beenden können, das ist eine andere Sache.“
Nicht von heute auf morgen - und laut Macaulay auch nicht von Europa aus: „Wenn jemand mit einem weißen europäischen Hintergrund für Afrikaner spricht, verstärkt das nur das Klischee, Homosexualität sei irgendwie Ausdruck westlicher ‚Dekadenz‘“, sagt der Menschenrechtler. Aufzustehen und zu sagen „Ich bin schwul und komme aus Nigeria“ sei dagegen ein Signal, dass es Homosexuelle in Afrika gebe und dass einige auch ihre Meinung äußerten.