„Nationale Priorität“
Die Worte von Pyeongchangs Bewerbungschef haben wie ein Flehen geklungen. „Zehn Jahre haben wir uns vorbereitet“, sagte Cho Yang-ho. Zehn Jahre lang haben die Südkoreaner alle Wünsche des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) erfüllt, Milliardenbeträge investiert und dennoch zwei Abstimmungsniederlagen erlitten. Im dritten Anlauf muss es bei der Vergabe der Winterspiele 2018 in Durban klappen.
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Für das Bewerbungskomitee, für Pyeongchang und auch für Südkorea steht am Mittwoch im Dreikampf mit München und dem französischen Mitstreiter Annecy viel auf dem Spiel. Der Kampf um Olympia gilt im „Land der Morgenstille“ als Aufgabe von „nationaler Priorität“. Und das große Ziel scheint trotz einiger Stolpersteine in den vergangenen Monaten diesmal greifbar nah zu sein.

AP/Lee Jin-man
Aller guten Dinge sollen auch für Südkorea drei sein.
Alle Hebel in Bewegung
Die Verwarnung durch die IOC-Ethikkommission wegen undurchsichtiger Sponsorenaktivitäten ist vergessen, der erzwungene Rücktritt des Provinzgouverneurs und Vizevorsitzenden des Bewerbungskomitees, Lee Kwang-jae, nach einer Verurteilung wegen der Annahme illegaler Spenden auch. Selbst die dunkle Vergangenheit des einflussreichen südkoreanischen IOC-Mitglieds Lee Kun-hee brachte die Südkoreaner nicht aus der Ruhe - im Gegenteil.
Lee Kun-hees Rolle wird als Glücksfall für die Bewerbung gewertet. Staatspräsident Lee Myung-bak hatte den einst wegen Steuerhinterziehung verurteilten reichsten Südkoreaner im Dezember 2009 begnadigt. Der frühere Chef des größten südkoreanischen Mischkonzerns und Olympiasponsors Samsung habe eine entscheidende Bedeutung für Pyeongchangs Bewerbung, hatte Lee erklärt.
„Wie ein Marathon“
Große Ausdauer, akribische Vorarbeit, viel Geld, eine starke Unterstützung der Sponsoren und ein überarbeitetes Konzept stehen hinter der Bewerbung. Die Koreaner haben aus den Niederlagen gegen Vancouver (2010) und gegen das russische Sotschi (2014) ihre Lehren gezogen. Cho will deshalb von überbordender Euphorie nichts wissen: „Die Bewerbung ist wie ein Marathon, und du weißt nicht, was passieren wird.“

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Bewerbungschef Cho Yang Ho (rechts) kämpft mit Park Yong Sung (Boss des koreanischen Olympischen Komitees) um Olympia.
Pyeongchang will es wissen. Präsident Lee wird die Olympiadelegation in Durban anführen, Eiskunstlauf-Olympiasiegerin Kim Yu-Na soll für die emotionale Komponente bei der 45-minütigen Abschluss-Präsentation sorgen. Die Begeisterung in dem rund 180 Kilometer östlich von Seoul entfernt liegenden Wintersportgebiet um Pyeonchang war bereits beim Besuch der IOC-Evaluierungskommission im Februar immer wieder zu spüren.
Neue Märkte
Umfragen belegen das: 92 Prozent Unterstützung in Pyeongchang, 87 Prozent in der Provinz Kangwon und 87 Prozent auf nationaler Ebene. Die Südkoreaner wissen um ihre Stärken und Schwächen. So hat Pyeongchang keinen internationalen Klang im Wintersportzirkus und setzt in seinem Konzept „Neue Horizonte“ lieber auf die neuen Märkte in Asien. „Die Botschaft, die wir an die IOC-Mitglieder senden, ist, Pyeongchang 2018 bietet eine gute Gelegenheit, den Wintersport in Asien zu fördern“, sagt Cho.
Nach zwei erfolglosen Bewerbungen weist Pyeongchang hohe Milliardeninvestitionen in die Infrastruktur auf. Als Pluspunkt steht ein kompaktes Olympiakonzept der kurzen Wege. Sieben der 13 erforderlichen Wettkampfstätten sind für die Winterspiele bereits fertiggestellt oder müssen nur noch modernisiert werden. Kernstück ist der Sport- und Freizeitkomplex „Alpensia“, der für rund 1,4 Milliarden Dollar (über 900 Millionen Euro) aus dem Boden gestampft wurde. Das Budget für den Ausbau der Infrastruktur liegt bei 6,3 Milliarden Dollar. Verlieren verboten.
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