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Aufstieg lässt die Kassen klingeln

600 Blitze und eine Regenmenge von mehr als 65 Litern pro Quadratmeter zwischen 22.00 und 23.00 Uhr: Graz versank am Mittwochabend im Chaos, was allerdings der Freude von Sturm nach dem Aufstieg in das Champions-League-Play-off keinen Abbruch tat. Trotz sintflutartigen Niederschlags feierten die Spieler nach dem 1:0-Heimsieg über den FC Sestaponi noch minutenlang ausgelassen mit ihren Fans.

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Die Szenen waren der Ausdruck der großen Erleichterung, denn die Vorzeichen vor dem Rückspiel standen nicht zum Besten. Schwache Leistungen und eine immer dünner werdende Personaldecke spielte Österreichs Meister vor dem Rückspiel nicht unbedingt in die Karten. Dass trotzdem die Fixteilnahme an der Europa-League-Gruppenphase gelungen ist und überdies die Chance auf den Einzug in die Champions League gewahrt wurde, ist den Grazern hoch anzurechnen.

„Ein Riesenkompliment an die Mannschaft. Trotz Verletzungen und Umstellungen sind wir zum zweiten Mal in drei Jahren zumindest in der Europa-League-Gruppenphase. Das haben nicht viele österreichische Mannschaften geschafft. Den Aufstieg haben uns nicht viele zugetraut. Wir haben aber immer an uns geglaubt und in Ruhe auf das Spiel hingearbeitet“, war Sturm-Coach Franco Foda nach der Partie zufrieden.

Jubel von Sturmspielern im Regen

GEPA/Markus Oberlaender

Der Regen bildete zwischen Spielern und Fans eine weiße Wand

Sturm klopft an die CL-Tür

Sturm klopft damit zum ersten Mal seit elf Jahren wieder an die Tür der Champions League. Mögliche Gegner, die den Eintritt in die Königsklasse verhindern könnten, sind der FC Kopenhagen (DEN), Bate Borisow (BLR), Maccabi Haifa (ISR), Dinamo Zagreb (CRO) oder Apoel Nikosia (CYP). Vom Namen her nicht unbedingt unbezwingbare Teams. Einen bevorzugten Gegner aus dem Quintett hat Foda aber nicht. „Jetzt gibt es keinen Wunschgegner. Wir nehmen es, wie es kommt“, sieht Foda der Auslosung am Freitag gelassen entgegen.

Zufrieden mit dem Erreichten ist Foda allerdings noch nicht. „Wir sind jetzt einmal fix in einer Gruppe. Wenn man aber schon einmal da ist, möchte man natürlich auch die Chance auf die nächste CL-Phase nutzen“, ließ der 45-Jährige keinen Zweifel an seinen Ambitionen. Foda ist sich aber auch bewusst, dass es immer schwieriger wird. „Das Niveau wird aber natürlich immer höher, aber dieser Sieg gibt Vertrauen“, erklärte der Deutsche.

Anchuelo Roman Kienast (Sturm)

GEPA/David Rodriguez

Erleichterung pur auch bei Kienast nach seinem wichtigen Treffer

Das „Millionentor“ in Minute 68

Auch Roman Kienast hofft nach den zuletzt mäßigen Leistungen auf eine Steigerung des Teams. „Wir sind für unseren Kampf belohnt worden. Hoffentlich geht es jetzt bergauf“, erklärte der Stürmer, der mit seinem Tor in der 68. Minute dem Club den Weg nach Europa ebnete. „Nach dem 1:0 ist eine Last von uns gefallen. Danach hat man auch gesehen, dass wir gut Fußball spielen können“, war der 27-Jährige froh über die Auswirkungen seines Treffers.

Die Auswirkungen von Kienasts Goldtor waren aber nicht nur sportlich, sondern auch wirtschaftlich von großer Bedeutung. Dank des Aufstiegs geht ein Millionenregen auf den Club nieder, denn die Grazer können bereits jetzt mit Fixeinnahmen von 3,1 Millionen Euro (2,1 Mio. für das Erreichen des CL-Play-offs und eine Million für das Erreichen der Europa League) rechnen. „Mit Geld beschäftige ich mich nicht, das ist Sache des Vereins“, machte sich aber Kienast darüber weniger Gedanken.

Sturm muss „unbedingt nachrüsten“

Die Clubführung wird sich aber sehr wohl etwas überlegen müssen, wie sie das Geld investieren. Der Aufstieg kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Meister noch weit von seiner spielerischen Form der Vorsaison entfernt ist. Auch gegen Sestaponi erfolgte eine Steigerung erst spät im Spiel. Außerdem wird die Personaldecke immer dünner. Am Mittwoch verletzte sich auch noch Trainersohn Sandro Foda beim Aufwärmen am Oberschenkel.

„Nach Matthias Koch ist jetzt auch noch mein zweiter zentraler Mittelfeldspieler ausgefallen. Nun haben wir nur noch Manuel Weber in dieser Position. Wir müssen unbedingt noch einen Spieler verpflichten. Es wartet eine große Belastung, da ist es wichtig nachzurüsten. Sonst werden wir Probleme bekommen“, so Foda. Eine Möglichkeit wäre die Rückkehr von Patrick Mevoungou. Ein Comeback von Ex-Kapitän Jürgen Säumel dementiert Foda aber: „Das ist für uns kein Thema.“

Foda von Moral beeindruckt

Ein Thema war für den Coach aber sehr wohl die Moral seines Teams. „Mein Spieler haben die Kapfenberg-Pleite (0:3, Anm.) gut weggesteckt. Dafür muss man meine Mannschaft großartig loben. Wir haben verdient gewonnen. Sestaponi war eine sehr spielstarke Mannschaft. Ich bin froh, dass wir weitergekommen sind“, erklärte Foda, der aber natürlich auch Schwächen ausmachte: „Unser Passspiel hat zu Beginn nicht so funktioniert. Das ist im Laufe der Partie aber besser geworden.“

Vor allem die kurzfristige Umstellung im Mittelfeld durch den Ausfall von Sandro Foda war nicht einfach. „Muratovic ist offensiver ausgerichtet. Das war natürlich eine Gefahr, weil Sestaponi sehr gut durch die Mitte spielt“, erklärte Foda, der mit dem Debüt von Milan Dudic zufrieden war. „Auch er war ein gewisses Risiko. Er hat erst zehn, elf Tage mit uns trainiert. Er ist aber sehr routiniert, darauf habe ich gehofft. In der Verteidigung waren wir sehr stabil“, bilanzierte Foda.

Christian Wagner, ORF.at aus Graz

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