„Das muss man akzeptieren“
Eine „Weltauswahl“ mit drei Brasilianern, fünf Argentiniern, einem Senegalesen und immerhin zwei Ukrainern hat der Austria am Donnerstag klar die Grenzen aufgezeigt. Metalist Charkiw demonstrierte beim 2:1 in der Generali Arena in Wien-Favoriten, dass die Gruppenphase der Europa League ein anderes Niveau darstellt als die Gegner in der Qualifikation.
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Überraschend kam das für die Austria und ihren Trainer Karl Daxbacher natürlich nicht. Dass man auf dem nächsten Level für jeden Fehler bitter bestraft wird, musste auch Roland Linz zur Kenntnis nehmen. „Man hat gesehen, dass es jetzt nur noch starke Gegner gibt“, brachte es der gegen Metalist wirkungslose Torjäger auf den Punkt. Insofern sei es ärgerlich, könne aber passieren, dass man ein 1:0 nicht über die Zeit bringt. „Das war nicht irgendeine Mannschaft“, zollte Linz dem Gegner Respekt.
„Standen permanent unter Druck“
Mit extrem aggressivem Pressing und guter Raumaufteilung hatte Charkiw die Austria immer wieder zu Abspielfehlern gezwungen. „Wir standen permanent unter Druck“, zeigte sich auch Daxbacher nach der harten Lektion beeindruckt. Der oft zitierte Spielverlauf habe zwar für seine Mannschaft gesprochen, „aber über 90 Minuten gesehen war Charkiw klar stärker“. Immer wieder hatte er in der Coachingzone versucht, motivierend, organisierend und beruhigend auf seine Spieler einzuwirken. Danach musste auch Daxbacher ernüchtert feststellen: „Man hat das zu akzeptieren, wenn der Gegner besser ist.“

ORF.at/Dominique Hammer
Charkiw kombinierte besser, war im Abschluss eiskalt - und durfte jubeln
Der tschechische Offensivmann Tomas Jun, der die Austria bereits in der siebenten Minute in Führung geschossen hatte, ärgerte sich vor allem über das zweite Gegentor. „Ein 1:1 wäre gerecht gewesen“, sagte der verhinderte Held des Abends. Und wirklich hatte man nach dem Ausgleich das Gefühl bekommen, dass Metalist mit einer Punkteteilung auch zufrieden gewesen wäre. „Charkiw war aber wirklich sehr gut, hat vor allem besser kombiniert als wir“, fand Jun ebenfalls lobende Worte für die mit fast 50 Journalisten im Gefolge angereisten Ukrainer.
Die Chance lebt
„Ich hatte das Gefühl, dass wir dieses Spiel gewinnen können“, bestand Nacer Barazite darauf, dass die knappe Auftaktniederlage in Gruppe G „unnötig“ gewesen sei. „Es ist wirklich sehr traurig und schade. Ein Unentschieden wäre mindestens möglich gewesen.“ An das Duell mit Alkmaar und die weiteren Aussichten im Kampf um Platz zwei verschwendet der Niederländer noch keine Gedanken. Zunächst stünden die Bundesliga und dann das Auswärtsspiel in Malmö im Vordergrund.
„Es ist noch alles möglich. Es gibt noch viele Punkte zu vergeben“, ließ sich der achtfache Qualitorschütze vom Fehlstart nicht entmutigen. „Wir haben gegen die stärkste Mannschaft in dieser Gruppe gespielt“, war Alexander Grünwald überzeugt und sieht ebenfalls noch alle Chancen, den Aufstieg in die K.-o.-Runde der letzten 32 Mannschaften zu schaffen. „Es ist noch einiges drinnen“, so Zlatko Junuzoviv. „Metalist ist wahrscheinlich die spielstärkste Mannschaft in unserer Gruppe. Wir haben gut mitgehalten und hätten sogar gewinnen können.“
15 EL-Gruppenspiele ohne Sieg
So muss die Wiener Austria weiter auf den ersten Sieg in einem Europa-League-Gruppenspiel seit fast sieben Jahren warten. Am 16. Dezember 2004 gewannen die Violetten mit 2:1 in Utrecht, seither blieb man in 15 Partien in der Gruppenphase ohne vollen Erfolg. Schon in zwei Wochen in Schweden müssen gegen Malmö FF aber drei Punkte her. Die Skandinavier wurden von AZ Alkmaar beim 1:4 auch nicht gerade sanft auf dem nächsten internationalen Level empfangen.
Harald Hofstetter, ORF.at
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