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Fehlstart in die Gruppenphase

Zuerst kein Licht, dann kein Punkt, und wenn der Verletzungsteufel weiter so sein Unwesen treibt, dann bald auch keine Spieler mehr: Für Sturm Graz war der Auftakt in die Gruppenphase der Europa League am Donnerstag alles andere als glücklich. Obwohl Sturm dem höher eingeschätzten Team von Lok Moskau durchaus Paroli bieten konnte, blieb unter dem Strich ein glatter Fehlstart mit einer 1:2-Niederlage.

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Zunächst waren in der UPC-Arena in Graz aber nicht die Kicker die Protagonisten, sondern die Hauselektriker. Nach mehrfachem Stromausfall stand die Partie kurz vor dem Abbruch. Erst mit 40 Minuten Verspätung konnte das Spiel schließlich doch gestartet werden. „Das ist eine Peinlichkeit sondergleichen“, ärgerte sich Präsident Gerald Stockenhuber, dessen Club bei einer Verschiebung des Spiels ein Kostendesaster gedroht hätte. Ein finanzielles Nachspiel könnte es trotzdem geben, wegen der Spielverzögerung steht eine Geldstrafe von bis zu 100.000 Euro im Raum - mehr dazu in oesterreich.ORF.at.

Lichtblick folgt Konzeptlosigkeit

Sturm-Trainer Franco Foda nahm die Verzögerung aus sportlicher Sicht indes gelassen zur Kenntnis. „So etwas habe ich zwar noch nie erlebt, aber irgendwann ist halt immer das erste Mal im Leben“, sagte der Coach, für den vor allem der Start seiner Mannschaft ein Lichtblick war. „Wir haben gewusst, dass der Gegner mehr Qualität hat als wir. Mit hoher Laufbereitschaft, Aggressivität und einer taktischen Grundordnung kann man aber gegen jeden Gegner bestehen. Das haben wir auch in den ersten 30 Minuten gezeigt und sind verdient in Führung gegangen“, bilanzierte Foda.

Der Deutsche konstatierte aber auch einen Rückfall seines Teams. Schuld daran war der Doppelschlag der Russen, der Sturm nicht nur in Rückstand, sondern auch aus dem Konzept brachte. „In zwei, drei Minuten haben wir aber das ganze Spiel leichtfertig aus der Hand gegeben“, bilanzierte Foda, den wieder einmal der Ausgleich nach einem Freistoß ärgerte. „Wir sind nicht in der Lage, aus Standardsituationen Tore zu verhindern. Im Training üben wir solche Situationen 100-mal, da entstehen fast nie Tore“, war der 45-Jährige ratlos.

Sytschew trifft zum 2:1 für Lok Moskau

Reuters/Markus Leodolter

Das 2:1 durch Sytschew war für Sturm der Anfang vom Ende

Zu wenig Kreativität und Tempo

Das Bemühen, dem Spiel nach der Pause noch eine Wende zu geben, sah Foda aber gegeben. Diesbezüglich wollte der Coach dem Team keinen Vorwurf machen, sehr wohl bemängelte Foda aber die Mittel, die sein Team anwendete, um das noch zu schaffen. „Es hat uns an Kreativität, Tempo und Genauigkeit gefehlt. Einige Spieler waren nicht in der Lage, das Spiel 90 Minuten durchzuziehen. Das Spiel wäre noch zu drehen gewesen, aber wir waren zu schwach“, analysierte Foda.

Verletztenliste als Ausrede „zu billig“

Die immer dünner werdende Personaldecke wollte der Coach allerdings nicht als Ausrede verwenden, denn damit „würde man es sich zu einfach machen. Das ist mir zu billig.“ Tatsache ist aber, dass mit Roman Kienast, Matthias Koch, Jürgen Säumel, Goalie Christian Gratzei, der am Donnerstag am Meniskus operiert wurde, Milan Dudic und Sandro Foda bereits vor der Partie eine halbe Mannschaft ausfiel.

Während der Partie mussten auch noch Andreas Hölzl (Oberschenkel) und Ferdinand Feldhofer (Gehirnerschütterung) ausgetauscht werden. „Wir hätten auch mit dieser Mannschaft gewinnen können“, war Foda überzeugt. Manuel Weber sah das allerdings ein wenig anders. „Das Verletzungspech hat uns sicherlich auch nicht gutgetan. Uns fehlen wichtige Spieler, wenn die alle an Bord sind, können wir in dieser Gruppe mit Sicherheit konkurrenzfähig sein“, sagte der Kapitän.

Sturm-Spieler Ferdinand Feldhofer

GEPA/Hans Oberlaender

Kurz vor der Pause gingen auch noch bei Ferdinand Feldhofer die Lichter aus

Teamcheffrage nervt Szabics

Ob dann noch Foda auf der Trainerbank sitzen wird, steht in den Sternen. Der Meistermacher gilt als Favorit auf die Nachfolge von Dietmar Constantini als ÖFB-Teamchef. Während sich der Deutsche diesbezüglich weiter wortkarg gibt, sind die Spieler langsam von dieser Thematik genervt. „Die Medien machen uns unsicher. Das nervt gewaltig. Die ÖFB-Diskussion beeinflusst uns nicht, sondern viel eher die ewigen Fragen, auf die wir reagieren müssen“, war Imre Szabics sauer.

Angefressen war der Ungar aber auch auf sich selbst. Nach seinem Führungstor vergab der Stürmer die Chance auf das schnelle 2:0. „Die muss ich nutzen“, sagte Szabics selbstkritisch. Verloren ist in der Gruppenphase aber noch lange nichts. „Es war erst das erste von sechs Spielen“, so der 30-Jährige. Auch Foda hat die Flinte nicht ins Korn geworfen: „Ich hoffe, dass wir noch einige Punkte machen werden. Man muss sich hohe Ziele setzen. Aber diese Niederlage ist ein Rückschritt, keine Frage.“

Christian Wagner, ORF.at

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