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Unheimliche Stille

Was gehört zu einem Schotten wie sein Kilt? Der Dudelsack. Doch die Verantwortlichen der Rugby-WM in Neuseeland dürften noch das Brummen der Vuvuzelas bei der Fußball-WM 2010 in Südafrika im Ohr haben. Deshalb verboten die WM-Organisatoren jegliche Musikinstrumente („noise making devices“) in den Stadien. Der Protest unter den schottischen Fans gegen den Dudelsackbann nimmt zu.

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Neben den weitgereisten Fans sind auch Spieler und Betreuer der schottischen Nationalmannschaft verärgert. Schottlands Kicking-Coach Duncan Hodge sagte, die charakteristische Musik sei eine „traditionelle Quelle der Motivation“ für die Mannschaft. „Wenn man im Stadion ankommt und sich aufwärmt, dann hört man bereits den Klang der Dudelsäcke. Wir mögen das.“

Dudelsackspieler

AP/Mark Backer

Bei der WM 2007 in Frankreich war die Welt für die „Bagpiper“ noch in Ordnung

Ein paar Dudelsäcke zum Ausgleich

Am Sonntag treffen die Schotten in Wellington in Gruppe B auf Argentinien. Der Sieger steht so gut wie sicher im Viertelfinale. Die zu erwartende Stille ist den Schotten offenbar unangenehm. „Die Argentinier werden auch alle möglichen Arten der Unterstützung haben. Da wäre es nur fair, wenn wir das mit ein paar Dudelsäcken ausgleichen könnten“, so Hodge.

Matt Strachan, der seine „Sackpfeife“ um die halbe Welt transportierte, versteht die Aufregung um sein Instrument nicht: „Ich habe in den meisten Stadien in Großbritannien gespielt, auch bei der WM vor vier Jahren in Frankreich, und die Musik ist immer gut angekommen. Warum verbieten die WM-Organisatoren nach so vielen Jahren die ‚Pipes‘ im Stadion?“

Klare Mehrheit für die Begleitmusik

Schottische Fans, die mit ihrem Dudelsack nach Neuseeland reisten und nun nicht damit in die Stadien dürfen, haben sich daher laut schottischen Medien bereits mit schriftlichen Bitten an die neuseeländische Regierung und Premierminister John Key gewandt, um ihr Anliegen zu bekräftigen. Die Zeitung „The Scotsman“ berichtete, dass Schottlands Sportministerin Shona Robison die WM-Verantwortlichen um ein Überdenken des Verbotes gebeten hat.

Eine Umfrage im neuseeländischen Fernsehen unter mehr als 16.000 Zusehern brachte am Mittwoch ein eindeutiges Ergebnis: 71 Prozent der Befragten sprachen sich für eine Aufhebung des Dudelsackbanns aus. Tim Shadbolt, Bürgermeister von Invercargill, wo die Schotten ihre beiden ersten WM-Spiele austrugen, ist gleicher Meinung: „Wir hier in Invercargill sind sehr stolz auf unser schottisches Kulturerbe und wir werden um den Dudelsack kämpfen. Das ist nicht irgendein Schnickschnack, sondern ein wichtiger Teil der Kultur Schottlands.“

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