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Kampfmontur statt Rennanzug

„Notzugriff, sofort!“, hat der ungewöhnliche Befehl für Österreichs Alpinskifahrer am Donnerstag in der Bundespolizeidirektion Innsbruck gelautet. Die Herren der Riesentorlauf- und Kombitruppe tauschten nämlich den Rennanzug gegen die Kampfmontur und absolvierten gut vier Wochen vor dem Weltcup-Start in Sölden ein Training mit den Cobra-Leuten des Stützpunktes West.

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Drei schweißtreibende und Mut erfordernde Stationen mussten die sechs ÖSV-Fahrer Philipp Schörghofer, Hannes Reichelt, Christoph Nösig, Bernhard Graf, Björn Sieber und Matthias Mayer absolvieren. Los ging es mit dem „Sechsertest“ mit Liegestützen, Klimmzügen und Hindernis-Parcours, bei dem die allgemeine Kondition der Polizisten überprüft wird. Anschließend mussten sie über einen Zitterbalken gehen und sich an einer 15 Meter hohen Hauswand Kopf voraus abseilen.

Hannes Reichelt während eines Spezialtrainings des ÖSV Herren-RTL-Teams mit der Sondereinheit Cobra

GEPA/Manfred Hassl

Das Cobra-Training war zwar hart, machte den ÖSV-Stars aber sichtlich Spaß

„Man stößt an seine Grenzen“

Zum Abschluss gab es einen Cobra-Einsatz in voller Montur, die immerhin rund 30 Kilogramm wiegt. Dabei wurde eine Geiselbefreiung simuliert. „Unheimlich anstrengend“, schnaufte Reichelt, „und das Abseilen Kopf voraus erfordert schon Mut und Überwindung. Man stößt an seine Grenzen wie beim Skifahren, das bringt immer was.“ Die Saisonvorbereitung sei bisher jedenfalls sehr gut verlaufen. „Wir hatten bei unserem Training in Argentinien wirklich gute Bedingungen“, sagte der 31-jährige Salzburger.

Eingefädelt hatte das Spezialtraining Markus Plattner, der seit Sommer der neue Konditionstrainer in der RTL- und Kombigruppe von Andreas Puelacher ist. Plattner ist im Hauptberuf Konditionstrainer der Cobra in Innsbruck und wurde vom Innenministerium für die ÖSV-Einheiten freigestellt. „Das Training unter Plattner ist hart. Es geht auch sehr militärisch zu“, schilderte Schörghofer.

Philipp Schörghofer während eines Spezialtrainings des ÖSV Herren-RTL-Teams mit der Sondereinheit Cobra

APA/Erich Spiess

Kopfüber in die Tiefe: Schörghofer und Co. mussten sich überwinden

Polizei für ÖSV-Athleten generell wichtig

„Auf kurzem Amtswege entstand diese Kooperation“, freute sich ÖSV-Direktor Hans Pum, „uns verbindet mit der Cobra sehr viel. Wir sind für Österreich im Einsatz. Und gerade im Hinblick auf die alpine WM in Schladming ist die Cobra wichtig.“ Generell sei die Polizei für ÖSV-Athleten wichtig, um ihnen eine Berufsausbildung und sozialen Rückhalt zu geben.

Aktuell sind die ÖSV-Athleten Christoph Sumann (Biathlon), Daniela Iraschko (Skispringen), Andreas Kofler (Skispringen) und Reinfried Herbst (Ski alpin) im Polizeieinsatz. Auch Oberst Harald Gonner, Chef der Cobra im Westen Österreichs, ist überzeugt, dass die Zusammenarbeit für beide Seiten Vorteile bringt. „Es geht für beide um Kondition und die psychische Komponente. Durch die Zusammenarbeit mit dem ÖSV können wir immer up to date sein“, sagte Gonner.

Benjamin Raich, Marcel Hirscher und Romed Baumann fehlten bei diesem Einsatz. „Raich liegt mit seiner Rehabilitation voll im Plan. Er ist derzeit viel beim Skifahren, baut seine Kondition und Technik neu auf“, sagte ÖSV-Herren-Chef Mathias Berthold. Ob es sich schon für einen Einsatz in Sölden ausgeht, ließ er jedoch offen: „Starten wird er nur, wenn er auch realistische Chancen hat.“

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