Haussuche geht vor Bentley-Kauf
16.000 Fans haben am Samstag im Nassau Veterans Memorial Coliseum den missglückten Auftakt der New York Islanders in die NHL-Saison verfolgt. Ein Aufreger war das im „Big Apple“ aber nicht. Das Team von Michael Grabner lässt sich vom 0:2 gegen Florida nicht irritieren, und privat führt der Kärntner Stürmer auf Long Island mit Frau Heather, Sohn Aidan Johann (sieben Monate) und Hund Buddy ein Leben ohne Trubel.
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„Wir waren unkonzentriert, haben viele Fehlpässe gemacht, es hat alles unkoordiniert ausgeschaut“, analysierte Grabner das erste Heimspiel gegen die Panthers im Gespräch mit der APA. „Wir werden probieren, das hinter uns zu lassen. Wir haben uns gesagt: Noch 81 Spiele, am Montag erfolgt ein neuer Start.“ Im Vorjahr hatten die Islanders in der zweiten Saisonhälfte aus der Rolle des Underdogs heraus eine sehr starke Phase, heuer sind die Play-offs das große Ziel.

APA/Helmut Fohringer
Keine Panik nach dem ersten „Stolperer“ von Grabner und den Islanders
Grabner setzt weiter auf Geschwindigkeit
„Es war sicher leichter“, weiß der 24-jährige Villacher, dass er und das Team nun mehr Druck und wesentlich mehr zu verlieren haben. „Aber wir müssen jedes Spiel gleich angehen. Darum dürfen solche Sachen wie gegen Florida nicht passieren. Das war halt das erste Spiel, aber wir müssen das schnell abhaken.“ Seine Stärken und die der Mannschaft sieht er unverändert. „Wir sind eine junge, energische Mannschaft mit viel Geschwindigkeit. Wir haben viele schnelle Spieler, darauf müssen wir aufbauen. Wir probieren, dem Gegner nicht viel Zeit zu geben.“
34 Saisontore und ein neuer Fünfjahresvertrag über 15 Millionen Dollar (11,2 Millionen Euro) machten aus dem österreichischen Nobody innerhalb weniger Monate einen bekannten NHL-Profi. „Vielleicht spielen die Verteidiger ein bisschen weiter hinten“, vermutet Grabner seine Gegner ab sofort besser auf ihn eingestellt. „Aber darüber habe ich nicht viel nachgedacht. Ich werde weiter versuchen, meine Schnelligkeit auszunützen. Es sind fünf Spieler auf dem Eis. Wenn sie sich auf einen konzentrieren, dann wird das Platz für die anderen machen.“
Viel Gewicht für lange Saison auftrainiert
Raum für persönliche Verbesserungen ortet Grabner genug. „Im Powerplay und in Unterzahl. Ich habe schon bei den Juniors und in Winnipeg Überzahl gespielt. Aber in der NHL hast du viel weniger Zeit“, betonte der Angreifer vor dem zweiten Heimspiel der Islanders am Montag gegen Minnesota. „Ein, zwei Kilos sollte ich abnehmen“, ergänzte Grabner im Hinblick auf die erforderliche Spritzigkeit. „Im Sommer muss ich auftrainieren, weil ich in der Saison stark abnehme. Letztes Jahr war ich vor der Saison mit 90 Kilo zu schwer. Aber beendet habe ich sie mit 81 Kilo. Jetzt bin ich bei 85.“

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Ein muskelbepackter Michael Grabner vor seinem Apartment in Westbury
Keine Angst vor einer jederzeit möglichen Versetzung ins Farmteam mehr haben zu müssen, empfindet Grabner als angenehm. „Gleichzeitig habe ich auch mehr Druck, wenn die Mannschaft auf dich baut.“ Den größten Druck mache er sich ohnehin selbst. „Ich will zeigen, dass die letzte Saison nicht nur eine Eintagsfliege war“, betonte Grabner. „Ich will der Mannschaft mit meinen Toren helfen. Aber wenn ich nur zehn Tore schieße und wir ins Play-off kommen, ist mir das egal. Ich werde schauen, dass ich Wege finde, wieder so viele Punkte zu machen.“
Keine Sehnsucht nach Hektik von Manhattan
Nach einigen Transfers innerhalb kurzer Zeit ist Grabner bei den Islanders so richtig angekommen. Er quartierte sich mit seiner Familie in einer schönen Apartment-Siedlung in Westbury, keine fünf Kilometer von der Eishalle entfernt, ein. Seit er im Sommer den Vertrag unterschrieb, ist die Familie aber auf der Suche nach einem Haus mit Garten. Von der Hektik in New York City bekommt Grabner nicht viel mit. Sie geht ihm auch nicht ab. „Ich bin nicht wirklich der Großstadtmensch. Es ist schöner hier. Hier gibt es Golfplätze, Parks, Strände. Es ist sehr grün hier, mich erinnert Long Island ein wenig an Österreich.“
Zurück blickt der ehemalige VSV-Spieler nur ungern. „Als ich gekommen bin, wollte ich nicht mehr zurückschauen“, so Grabner gegenüber der APA. „Ich habe einen neuen Start versucht. Ich habe gewusst, ich werde nicht mehr viele Chancen bekommen. Ich habe aber nie daran gedacht, nach Europa zurückzugehen. Die Islanders waren unglaublich zu mir, haben mir sehr geholfen. Sie haben mich auch wieder aufs Eis geschickt, wenn ich Fehler gemacht habe. Das hat mir sehr viel Selbstvertrauen gegeben, und jetzt bin ich froh, dass ich noch fünf Jahre hierbleiben kann.“

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Fußabdrücke des Sohnes als Tattoo
Noch keine Zeit für teure „Spielzeuge“
Was er sich für das viele Geld schon gekauft hat? „Bis jetzt nichts“, sagte Grabner. „Ich schaue gerade wegen eines Autos, habe einen Bentley angeschaut. Aber wir suchen jetzt einmal ein Haus, dass einmal die wichtigen Sachen erledigt sind. Und vielleicht kommt danach ein ‚Spielzeug‘.“ Geld sei für ihn zwar nicht das Wichtigste. „Aber es ist natürlich schön, wenn du keine Probleme mehr hast. Auch für das Kind, wenn es in die Schule kommt, das ist in Amerika eine teure Angelegenheit. Ich schaue, dass ich so viel verdiene, dass ich nach der Karriere nicht mehr arbeiten muss.“
Auch Grabners bisher drei Tattoos drücken aus, was ihm wichtig ist. „Vor zwei, drei Wochen habe ich mir die Fußabdrücke und die Initialen meines Sohnes tätowieren lassen. Die Abdrücke sind noch von der Geburt.“ Auch Platz für ein viertes Tattoo hätte der Stürmer noch. „Hoffentlich kommt noch eines dazu, wenn wir den Stanley Cup gewinnen. Dann kommt der Cup und dazu meine Dress drauf.“ Auf dem Rücken sind Grabners Wurzeln abgebildet. „Ich habe hinten das Datum von meinem Großvater, die österreichische und deutsche Fahne, weil meine Mutter Deutsche ist, meine Familieninitialen. Ich würde nicht einfach irgendeinen Löwen draufgeben.“
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