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„Unpassende Wörter und Gesten“

Joseph Blatter, Präsident des Fußball-Weltverbandes (FIFA), will vor dem Hintergrund der Vorwürfe in der englischen Premier League gegen John Terry und Luis Suarez nicht von Rassismus auf dem Feld sprechen. „Ich würde das in Abrede stellen. Das ist kein Rassismus“, sagte der Schweizer am Mittwoch in einem Interview mit CNN.

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Für Blatter handelt es sich um „unpassende Wörter und Gesten“ in der Hitze des Gefechts, am Ende des Spiels müsse ein Handschlag stehen. „Es ist vielleicht ein Spieler gegen den anderen, er verwendet ein Wort oder eine Geste, die nicht die korrekte ist“, so der 75-Jährige. „Das soll keine Entschuldigung sein, aber manchmal werden in hitzigen Situationen gewisse Dinge auf dem Spielfeld gesagt und getan.“

„Aber auch der, der davon betroffen ist, sollte sagen, dass es ein Spiel ist. Wir sind in einem Spiel, und am Ende des Spiels schütteln wir einander die Hände. Auf dem Feld sagst du manchmal etwas, das nicht sehr korrekt ist“, so Blatter weiter, „aber mit Spielende ist es vorbei, und du hast das nächste Spiel, wo du dich besser verhalten kannst.“

Rio Ferdinand

Reuters/Suzanne Plunkett

Rio Ferdinand gefielen die Aussagen Blatters überhaupt nicht

Rio Ferdinand entrüstet

Der dunkelhäutige Manchester-United-Verteidiger und englische Nationalspieler Rio Ferdinand reagierte per Twitter entrüstet auf die Äußerungen Blatters. Er sei „erstaunt“ über die Aussagen des FIFA-Präsidenten und bezeichnete den Kommentar Blatters als „so herablassend, dass es fast schon lachhaft ist“. Er sei dumm gewesen zu glauben, dass der „Fußball eine Führungsrolle im Kampf gegen Rassismus“ übernommen habe, schrieb Ferdinand.

Zuletzt sorgten vor allem in England Rassismusvorwürfe für Schlagzeilen. Terry, dem Kapitän der englischen Nationalmannschaft und von Chelsea, wurde vorgeworfen, Queens-Park-Rangers-Spieler Anton Ferdinand - den Bruder von Rio - in einem Spiel rassistisch beleidigt zu haben. Am Mittwoch erhob der Englische Fußballverband (FA) zudem Anklage gegen Liverpool-Spieler Luis Suarez, weil der Uruguayer Manchester-United-Verteidiger Patrice Evra wegen dessen „Herkunft, Hautfarbe oder Rasse“ verunglimpft haben soll.

„Aussagen sind falsch verstanden worden“

Die FIFA sah sich schließlich zu einer Klarstellung genötigt. „Meine Aussagen sind falsch verstanden worden“, erklärte Blatter darin. „Was ich sagen wollte, ist, dass du als Fußballer während eines Spiels zahlreiche ‚Kämpfe‘ mit deinen Gegnern hast, und manchmal werden falsche Dinge getan. Aber normalerweise entschuldigst du dich am Ende des Spiels, wenn du eine Konfrontation hattest, man schüttelt einander die Hand, und wenn das Spiel aus ist, ist es aus.“

Via Twitter fügte der FIFA-Chef hinzu: „Rassismus und Diskriminierungen jeglicher Art haben keinen Platz im Fußball. Das habe ich immer wieder betont und werde es immer wieder betonen.“ Trotzdem gab es bereits die ersten Rücktrittsforderungen an Blatter. Wenig überraschend von englischer Seite: „Er hat damit eine Grenze überschritten und sollte seinen Hut nehmen. Seine Aussagen haben gezeigt, dass er nicht mehr zeitgemäß ist“, sagte Gordon Taylor, Chef der Spielergewerkschaft, am Donnerstag dem Sender Sky Sport.

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