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Welle der Empörung in England

Die Ansicht von FIFA-Präsident Joseph Blatter über Rassismus im Fußball hat in England eine Welle der Empörung ausgelöst und auch die Politik erreicht. In einem Gespräch mit der BBC schloss sich Sportminister Hugh Robertson den Aufforderungen an, die einen Rücktritt des Schweizers befürworten.

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„Zum Wohle des Spiels“ solle Blatter endlich gehen. „Wir fordern das ja schon seit einiger Zeit“, sagte das britische Regierungsmitglied. Die Aussagen seien äußerst schwerwiegend und völlig inakzeptabel gewesen, „aber sie passen in das Bild seiner Auftritte“, kritisierte Robertson den FIFA-Chef. Der Minister sprach von der bisher letzten Episode Blatters, die erneut die Frage aufwerfe, „ob dieser Mann an der Spitze des Weltfußballs sein soll“.

Blatter hatte zu Wochenbeginn in einem Interview des Nachrichtensenders CNN auf die Frage, ob es auf den Fußballplätzen Rassismus gebe, geantwortet: „Das würde ich abstreiten. Es gibt keinen Rassismus.“ Es komme vielleicht vor, dass ein Spieler einem anderen etwas zurufe oder eine Geste mache, die nicht korrekt sei, führte Blatter weiter aus. „Aber auch jener, der davon betroffen ist, sollte sagen - das ist nur ein Spiel. Wir sind im Spiel, und am Ende des Spiels schütteln wir uns die Hände.“

Schon früher unglückliche Aussagen

Der FIFA-Chef war allerdings schon früher für fragwürdigeg Aussagen wie etwa zum Thema Homosexualität gut. Ende Dezember 2010 sagte der Schweizer, dass er sich von der WM 2022 in Katar „eine Öffnung“ der islamischen Kultur erhoffe. Fußball sei ein Spiel, das keine Diskriminierung kenne. Homosexuelle Fans sollten allerdings „sexuelle Aktivitäten unterlassen“, die in Katar illegal seien.

Auch seine Ansichten, wie man den Frauen-Fußball für die Zuschauer attraktiver machen könne, hatten 2004 für Aufsehen gesorgt. „Lasst die Frauen in anderen, feminineren Dressen spielen als die Männer“, hatte der FIFA-Präsident gemeint und engere Shorts sowie kürzere Trikots für die Spielerinnen gefordert.

„Sollte den Weg für Platini frei machen“

Das Echo auf der Insel zu Blatters jüngsten Äußerungen, wo zuletzt Rassismus-Vorwürfe gegen Nationalmannschaftskapitän John Terry vom FC Chelsea für Schlagzeilen gesorgt hatten, fiel heftig aus. Gordon Taylor, Chef der englischen Spielergewerkschaft, forderte am Donnerstag unverblümt den Rücktritt des 75-Jährigen. „Er sollte den Weg für Michel Platini frei machen“, sagte Taylor an die Adresse des Schweizers gerichtet.

UEFA-Präsident Michel Platini unterhält sich mit FIFA-Präsident Sepp Blatter

GEPA/Christian Ort

Nach Taylors Ansicht soll UEFA-Präsident Platini das Ruder übernehmen

„Wenn jemand gegen Rassismus sein sollte, dann der Chef der FIFA mit ihren über 200 Mitgliedsländern. Und wenn er es nicht ist, muss er gehen.“ Auch die Anti-Rassismus-Vereinigung „Kick it Out“ meldete sich in der Debatte zu Wort. Die Kommentare des FIFA-Präsidenten würden ein „beunruhigendes Defizit an Führungsqualität“ des 75-jährigen Schweizers ausweisen.

Dieses Defizit habe Blatter nach Ansicht von Taylor schon früher gezeigt. Der Chef der Spielergewerkschaft meinte gegenüber der BBC, dass bereits die unglücklichen Aussagen des FIFA-Präsidenten zu anderen Themen wie Homosexualität und Frauen-Fußball für einen Rücktritt gesprochen hätten. Außerdem seien die Korruption, die Vergabe von FIFA-Turnieren sowie die Weigerung, technische Hilfsmittel zuzulassen, weitere Punkte, die für einen Wechsel sprächen.

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