Packers kämpfen um „weiße Weste“
Der letzte Donnerstag im November steht in den USA im Zeichen der drei „F“: Family, Food und Football. Letzteres steht heuer zu Thanksgiving besonders im Mittelpunkt. Denn der bisher noch ungeschlagene NFL-Titelverteidiger Green Bay Packers gastiert bei den wiedererstarkten Detroit Lions. Ein spezieller Leckerbissen, der nicht nur den TV-Stationen den Feiertag versüßen wird.
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Seit 1934 ist Detroit Schauplatz eines NFL-Spiels. Was als Marketinggag des damaligen Teambesitzers George A. Richards begann, gehört mittlerweile neben der Super Bowl zu den Fixpunkten im Kalender. Richards hatte die ehemaligen Portsmouth Spartans nach Detroit übersiedelt und wollte zum Erntedankfest die Zuschauer in das Stadion locken. Die Aktion gelang, in zwei Wochen waren alle 26.000 Tickets für das Spiel gegen die Chicago Bears verkauft.

Reuters/Rebecca Cook
Die Fans greifen zu Thanksgiving besonders tief in die Kleiderkiste
Zum 72. Mal in Detroit
1966 sprangen die Dallas Cowboys auf den Thanksgiving-Zug auf und sind seit damals regelmäßig Gastgeber eines Thanksgiving-Spiels. Heuer sind die Miami Dolphins zu Gast in Texas. Die Nachfrage nach Football am Familienfeiertag führte 2007 dazu, dass ein drittes Spiel am Erntedanktag in den Kalender aufgenommen wurde - allerdings ohne fixen Gastgeber. Heuer empfangen die Baltimore Ravens die San Francisco 49ers. Die Spiele bescheren auch den übertragenden TV-Stationen FOX, CBS und NFL Network jährlich Topquoten. Nur die alljährliche Super Bowl zieht mehr NFL-Fans vor die Fernsehgeräte.
In Detroit wird heuer zum 72. Mal zu Thanksgiving das „Eierlaberl“ gejagt. Nur in den Jahren von 1939 bis 1944 fiel das traditionelle Match am Feiertag aus. Für die Spieler selbst geht es um mehr als nur um den Sieg. „Thanksgiving ist immer etwas Besonderes. Man kann Millionen von Menschen zeigen, was man für ein Team hat“, so Packers-Superstar Aaron Rodgers, der mit seinem Team saisonübergreifend seit 16 Spielen unbesiegt ist und die „weiße Weste“ auch behalten will.
„Sind auf Augenhöhe“
Die Serie der Packers zu beenden ist das große Ziel der Lions. „Wir sind mit ihnen auf Augenhöhe“, gibt sich Verteidiger Ndamukong Suh vor dem Schlager betont selbstbewusst. Und das mit Recht. Denn Detroit konnte das letzte direkte Duell mit Green Bay in der Vorsaison mit 7:3 für sich entscheiden. Suh und seine Kollegen warfen Rodgers im wahrsten Sinn des Wortes aus dem Spiel. Der Packers-Spielmacher musste mit Gehirnerschütterung vom Feld und in der Folge ein Spiel pausieren.
Heuer treten die Lions um zwei Klassen stärker zum Prestigeduell mit den Packers - es gab in der Thanksgiving-Geschichte der NFL kein Duell öfter - an. Mit sieben Siegen und nur drei Niederlagen ist Detroit voll im Rennen um einen Platz im Play-off. Nicht schlecht für ein Team, das 2008 die Saison noch ohne Sieg in 16 Spielen beendete. Der Wandel der Lions von Verlierern zu Gewinnern ist auch in Green Bay nicht verborgen geblieben. Trotzdem ist der Titelverteidiger selbstbewusst.

AP/Duane Burleson
An das letzte Spiel in Detroit hat Rodgers keine guten Erinnerungen
Bruderduell in Baltimore
„Bis jetzt hat noch kein Team das richtige Rezept gefunden, uns zu schlagen“, so Rodgers. Ein Blick auf die Vergangenheit sollte den Packers aber Warnung genug sein. Denn zuletzt reiste Green Bay 1962 mit einer makellosen Bilanz zum Erntedankspiel nach Detroit. Damals kassierte das von Trainerlegende Vince Lombardi trainierte Team seine einzige Saisonniederlage.
Und dass sich die Geschichte wiederholt, darauf hoffen wohl auch die Fans der San Francisco 49ers. Der fünffache NFL-Meister könnte mit einem Sieg bei den Baltimore Ravens mit den Packers bilanzmäßig gleichziehen. Das Spiel in Baltimore fällt zudem in die Kategorie Bruderduell. 49ers-Coach Jim Harbaugh trifft auf seinen älteren Bruder John - eine Premiere in der NFL. „Es ist eine historische Sache und sehr speziell“, freute sich Baltimores Coach John Harbaugh. Auf das traditionelle Familienessen vor dem Spiel wird diesmal allerdings wohl verzichtet.
Karl Huber, ORF.at
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