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Vom Extremisten zum Veganer

Mike Tyson hat mit seinem früheren Leben voller Exzesse und Gefängnisstrafen abgeschlossen. In einem Interview mit dem deutschen Magazin „Spiegel“ ließ der US-Amerikaner mit seiner Lebensbeichte aufhorchen. „Ich war ein Arschloch, ein Spinner, ein Verrückter, ein besessener Irrer“, so der ehemals jüngste Schwergewichtsweltmeister der Boxwelt.

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Tyson krönte sich 1986 im Alter von 20 Jahren und 144 Tagen gegen Trevor Berbick zum jüngsten Champion aller Zeiten. Dem Höhenflug im Ring folgte jedoch ein schwerer Absturz. Drei Jahre saß der Amerikaner wegen Vergewaltigung im Gefängnis, später folgten dreieinhalb Monate Haft wegen Drogenvergehen und Körperverletzung. Der Biss im Kampf gegen Evander Holyfield 1997, bei dem Letzterer sein halbes Ohr einbüßte, war der unrühmliche Tiefpunkt seiner sportlichen Karriere.

Mike Tyson und Lennox Lewis beim WBC/IBF/IBO-Titelkampf am 8. Juni 2002 in Memphis

Reuters/Gary Hershorn

Im Ring, hier 2002 gegen Lennox Lewis, kannte Tyson keine Gnade

Fast fatale Drogensucht

„Mein Ego hat mich verrückt gemacht. Ich war zu jung, alles ging viel zu schnell, ich hatte keine Chance, mich zu entwickeln“, blickte Tyson nun zurück, „im ersten Teil meines Lebens war ich dabei, mich selbst zu zerstören.“ Der 45-Jährige geht mit sich selbst hart ins Gericht. Vor allem von seiner Drogensucht distanzierte sich „Iron Mike“ endgültig.

„Es wird nie mehr einen Boxer geben, der mehr Pillen schluckt, als ich es getan habe. Ich war ein zorniger junger Mann, ein Rebell“, wird Tyson im „Spiegel“ zitiert. Dass er heute immer noch unter den Lebenden weilt, hält der einstige Profiboxer für ein kleines Wunder. „Ich hätte nie gedacht, dass ich 30 werde. Ich bin froh, dass ich noch lebe“, so Tyson, der in seiner Karriere in 58 Kämpfen 50 Siege, 44 davon durch K. o., verbuchen konnte.

Ein „langweiliger Veganer“

Nach seinen Gefängnisstrafen und persönlichen Schicksalsschlägen, so verstarb seine vierjährige Tochter Exodus 2009 bei einem tragischen Unfall mit einem Fitnessgerät, hat Tyson sein Leben nun wieder im Griff. Den „wahren Mike“, wie es der Amerikaner nennt, gibt es nicht mehr. „Früher war ich nie zu Hause, jetzt eigentlich nur noch. Langeweile bedeutet für mich Sicherheit“, so Tyson.

Mike Tyson in einer TV-Show im Jänner 2011

Reuters/Mario Anzuoni

Die Verbissenheit von früher ist einem zufriedenen Lächeln gewichen

Der 45-Jährige vollzog eine Wende um 180 Grad. „Ich trinke keinen Alkohol, ich rauche nicht, nehme keine Drogen“, wird Tyson zitiert. Auch seine Ernährung hat der ehemalige Weltmeister radikal umgestellt: „Ich ernähre mich vegan, kein Fleisch, keine Milch, keine Eier. Ich esse Rosinen, Tomatensuppe, trinke Kamillentee.“ In der Öffentlichkeit tritt der zum Islam konvertierte Amerikaner nur noch als Teilzeitschauspieler („Hangover“) auf, mit der Züchtung von Tauben vertreibt er sich die Zeit.

Kein Comeback

Ein Comeback in den Ring, etwa nach dem Vorbild von George Foreman, schließt der Vater von acht Kindern aus. „Ich bin nicht mehr in der Lage, jemanden einzuschüchtern, ich flöße niemandem mehr Angst ein mit meiner Erscheinung“, so der 45-Jährige. Denn anders als noch im Kampf gegen Holyfield 1997 fehlt „Iron Mike“ heute ein wichtiges Detail für einen Kampf: „Ich habe den Biss nicht mehr.“

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