Genauso viel Geld, größere WM-Chancen
Stürmerlegende Ronaldo ist mit 18 Jahren nach Europa gegangen, Ronaldinho und Kaka verließen die Heimat mit 21. Die Zeiten, in denen europäische Topclubs ungestört auf dem brasilianischen Kickermarkt „wühlten“, scheinen nun aber zumindest bis zur Heim-WM 2014 vorbei zu sein. Brasiliens Jungstars sind kaum noch zu bezahlen, und die Arrivierten zieht es ungewöhnlich früh zurück.
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Einer der jüngsten Fälle aus der deutschen Bundesliga bestätigt diesen Trend. So hatte Internacional Porto Alegre bis zuletzt alles versucht, Werder-Bremen-Verteidiger Naldo zurück nach Brasilien zu holen. Auch wenn man damit vorerst scheiterte, beweist der Fall Naldo, dass sich die Bedeutung Brasiliens als Eldorado für die europäischen Topligen radikal verändert. „Der brasilianische Markt ist für die Bundesliga nicht mehr interessant“, sagte etwa der Sportdirektor des VfB Stuttgart, Fredi Bobic.
Neue Situation für europäische Großclubs
Werder-Geschäftsführer Klaus Allofs kann das nur bestätigen: „Das ist eine neue Situation, ganz klar. Für Spieler ist jetzt auch da eine Menge Geld vorhanden.“ Der Boom der Wirtschaft und die Aussicht auf die WM 2014 in Brasilien haben zwei Entwicklungen gleichzeitig ausgelöst. Spieler aus dem Land des Rekordweltmeisters sind für europäische Vereine nur noch schwer zu locken. Und brasilianische Spieler in Europa wollen wieder nach Hause.

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Auch Ronaldinho geigt jetzt wieder in der brasilianischen Liga auf
Wunderkind Neymar sagte selbst Real Madrid ab, das 60 Millionen Euro geboten hatte, um bei seinem Verein FC Santos zu bleiben. Umgekehrt wechselte Ronaldinho schon mit 30 Jahren vom AC Milan zu Flamengo Rio de Janeiro zurück. Auch in der deutschen Bundesliga gibt es zahlreiche Zeichen für diesen Trend. Der FC Bayern München hatte zuletzt erklärt, sein Scouting in Brasilien einzustellen.
Wer gehört wem?
Werders Naldo begründete seinen Wechselwunsch in der vergangenen Woche mit folgenden Argumenten: „Man kann dort so viel Geld verdienen wie in Europa“, sagte der 29-Jährige. „Und ich denke, dass ich bei Internacional mehr Chancen auf die WM habe.“ Eine Besonderheit des brasilianischen Marktes kommt zu all diesen Punkten noch hinzu: die häufig nur sehr schwer zu beantwortende Frage, welcher Profi wem genau gehört.
„Die Rechte liegen oft bei Anteilseignern“, sagte Bobic gegenüber der dpa. „Zehn Prozent der Anteile gehören dem Verein, 90 Prozent vier, fünf anderen Personen oder Unternehmen. Das macht Transfers in Brasilien so anstrengend und schwierig.“ Auch viele spanische und italienische Clubs, die unter der aktuellen Wirtschaftskrise leiden, schlagen daher lieber in Osteuropa oder auch Asien zu.
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