Themenüberblick

„Cuche geht, andere Schweizer kommen“

Didier Cuche hat sich im Triumph von seinem „Lieblingsort“ verabschiedet. Zwei Tage nach seiner Abschiedserklärung schwang er sich am Samstag mit seinem fünften Abfahrtssieg auf der Streif zum Rekordhalter vor Franz Klammer auf. Hinter dem „wilden Hund“ aus der Schweiz waren die Österreicher Romed Baumann und Klaus Kröll bei dichtem Schneefall und verkürzter Strecke mit den Rängen zwei und drei zufrieden.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Nur Cuche war in Kitzbühel wieder einmal nicht zu schlagen. „Das ist großartig“, freute sich der Rekordsieger nach seiner letzten Streif-Vorstellung. Der Gedanke an sein Abschiedsrennen habe ihn seit dem Aufwachen beschäftigt - nie wieder Streif: „Das hat mir geholfen, noch einmal ans Limit zu gehen und ordentlich Gas zu geben“, sagte Cuche, der im Ziel bis zum Schluss zittern musste. „Weil nie sicher ist, ob der Schneefall nicht plötzlich aufhört bzw. die Bedingungen wechseln, Fahrer mit höhreren Startnummern das Klassement auf den Kopf stellen.“

SKI ALPIN - FIS Weltcup, Hahnenkamm-Rennen, Abfahrt der Herren, Siegerehrung

GEPA/Wolfgang Grebien

Nicht nur Schweizer Fans hatten bei der Siegerehrung Grund zum Jubeln

Cuche bot seinen Gegnern ebenso Paroli wie den widrigen Bedingungen, die das Rennen bis zuletzt hatten wackeln lassen. Als Kompromiss war der Start zu Alten Schneise verlegt worden. Cuche blieb davon unbeirrt. Auch die Miniabfahrt spulte der 37-Jährige in 1:13,28 Sekunden mit der gewohnten Leidenschaft auf perfekter Linie ab und distanzierte Baumann bei allgemein knappen Abständen um 0,24 Sekunden. Sechs Hundertstel mehr waren es für Kröll, der die Kitzbühel-Abfahrt zum zweiten Mal nach 2009 als Dritter beendete.

„Fahrt war nicht perfekt“

„Ich habe die Linie gut getroffen, vor allem im unteren Teil. Bis zum Hausberg war meine Fahrt aber nicht perfekt“, bilanzierte Cuche, bei dem Klammer später als einer der ersten Gratulanten vorstellig geworden war. „Cuche ist jetzt der Kaiser von Kitzbühel, damit kann ich gut leben“, nahm Klammer den angekündigten Thronsturz mit Humor. „Er ist sensationell gefahren, hat unten als einziger die Linie perfekt erwischt.“ Der Kärntner hatte die Streif-Abfahrt zwischen 1975 und 1984 viermal gewonnen. Das Publikum im Hahnenkamm-Zielgelände huldigte dem alten und dem neuen „Kaiser von Kitzbühel“.

Von Cuche in Kitzbühel geschlagen zu werden, ist nicht ungewöhnlich. Insgesamt sechsmal verließ der gelernte Metzger die Streif als Sieger - neben seinen fünf Abfahrtserfolgen auch einmal im Super-G. 14 Rennen vor seinem angekündigten Karriereende hält der Schweizer des Jahres 2011 bei 19 Weltcup-Siegen, viermal eroberte er die kleine Kristallkugel im Abfahrtsweltcup, in dem er heuer nach dem fünften Triumph auf der Streif und dem dritten in Folge hinter seinem Landsmann Beat Feuz (6.) und vor Kröll Platz zwei einnimmt.

Baumann „sensationell“

Während Kröll mit seinem dritten dritten Platz nach Bormio und Beaver Creek in dieser Saison zunächst haderte, sprach Baumann von seinem „sportlich bisher größten Erfolg“. „Ich wusste, dass ich auf der kurzen Strecke voll attackieren muss, aber keine Fehler machen darf. Das ist aufgegangen“, sagte der 26-jährige Tiroler, Sieger der Superkombi in Sestriere vor drei Jahren. „Ich war gut eingestellt, die schlechte Sicht aufgrund des geringen Tempos kein Problem. Zweiter in Kitz ist sensationell. Und mit Sportgrößen wie Cuche und Kröll auf dem Podium zu stehen, ist ein Traum.“

Bild zeigt den Jubel von Romed Baumann (AUT), Didier Cuche (SUI) und Klaus Kroell (AUT).

GEPA/Rolex

Romed Baumann und Klaus Kröll strahlten mit Didier Cuche um die Wette

Auch Kröll fand sein Lächeln bald wieder. „Unglaublich, dass ich wieder bei der Siegerehrung bin. Es war ein schweres Rennen“, sagte der 31-jährige Steirer. „Vor dem Rennen hatte ich alle Probleme ausgeblendet und mich nur auf meinen Lauf konzentriert, um keine Fehler zu machen“ - was nicht ganz gelang, sonst wäre für ihn sogar mehr möglich gewesen. „Oberhalb des Hausbergs habe ich kurz die Spur verloren. Schade, die drei Zehntel waren locker drinnen, auch wenn Cuche unten gewaltig gefahren ist.“ Schon 2009 hatte Kröll die Kitzbühel-Abfahrt als Dritter beendet, im Vorjahr den Super-G gewonnen.

„Cuche geht, andere kommen“

Über Sieger Cuche sagte Kröll: „Sensationell, was er wieder geleistet hat. Schade, dass er die Bühne verlässt. Er hat den Skisport geprägt und in Kitzbühel Geschichte geschrieben. Sportlich mag sein Abschied für mich von Vorteil sein, menschlich nicht. Er ist ein fairer Sportsmann und stets eine Herausforderung.“ Baumann erkannte gar keinen Vorteil: „Cuche geht, andere Schweizer kommen.“ Die Österreicher müssen auf ihren ersten Speed-Sieg in der laufenden Saison weiter warten. Die nächste Chance dazu bietet der Super-G in Garmisch am 28. Jänner.

Michael Fruhmann, ORF.at aus Kitzbühel

Links: